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Droht Zigaretten in Deutschland bald das aus?

© Carlo - stock.adobe.com / carlo prearo

Neuseeland will ab 2025 rauchfrei sein: Ein Vorbild für Deutschland?

Neuseeland hat ein revolutionäres Gesetz verabschiedet. Danach soll wer 2009 oder später geboren wurde keinen Tabak mehr kaufen können. Bis 2025 will das Land rauchfrei sein.

Rauchen in Flugzeugen und in der Bahn, verqualmte Restaurants, legendäre Fernsehrunden im Zigarettendunst – was noch vor einigen Jahren gang und gäbe war, ist mittlerweile nicht mehr vorstellbar. Doch noch immer raucht fast ein Viertel aller Erwachsenen in Deutschland. Dass der Anteil der 14- bis 17-Jährigen, die rauchen, 2022 sprunghaft angestiegen ist, und mittlerweile bei knapp 16 Prozent liegt, zeigt, dass Deutschland hier nicht genug für den Schutz junger Menschen tut.

Allen Suchtmitteln ist gemein, dass ihr Konsum eine Belastung für die Gesundheitssysteme darstellt und damit Kosten für die Allgemeinheit verursacht. Doch bei keinem anderen Suchtmittel sind die direkten Auswirkungen auf andere so weitreichend wie bei Zigaretten.

Das Einatmen von Rauch empfinden viele als unangenehm. Der Geruch setzt sich in Kleidung, Haaren und der Einrichtung fest. Viel gravierender noch sind die unbestrittenen gesundheitlichen Schäden durch Passivrauchen.

„Die Freiheit besteht darin, dass man alles tun kann, was einem anderen nicht schadet,“ hielt die französische Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte 1789 fest. Diese Grenze ist durch das Rauchen überschritten. Ein Recht darauf, zu rauchen, kann es nicht geben. Höchste Zeit, dass auch Deutschland rauchfrei wird.

Deutschland kann viel von Neuseeland lernen. Das Land hat nicht nur früh den Lobbyisten der Tabakindustrie widerstanden und Markenlogos von den Zigarettenschachteln verbannt. Es hat auch eines der besten Bildungssysteme der Welt, wichtige Voraussetzung für mentale Stärke und Resilienz. Die psychische Gesundheit steht ganz oben auf der Agenda der Regierung, genauso wie die Bekämpfung von Armut.

Schon jetzt rauchen dort nur noch acht Prozent der Bevölkerung, in Deutschland sind es knapp 25. Deshalb den Verkauf von Zigaretten verbieten, also das Rauchen kriminalisieren, wie Neuseeland es tut? Nicht zielführend.

Wie wenig Verbote gegen Abhängigkeit helfen, sieht man an der Diskussion über die Legalisierung von Cannabis oder am hilflosen Kampf der USA gegen die Opioid-Krise. Man kann die Raucher aus dem öffentlichen Raum verbannen, drakonische Strafen für weggeworfene Kippen verhängen. Das Recht auf Selbstzerstörung nehmen kann man nicht – an den Ursachen dafür arbeiten schon.

Verbote müssen in einer freiheitlichen Gesellschaft das letzte Mittel sein. Zumal, wer wirklich rauchen will, auch mit Verbot weiter rauchen wird. Doch genau da ist der Punkt. Denn wie viele Raucher wollen wirklich rauchen?

Viele, mich selbst eingeschlossen, würden es gerne aufgeben. Doch es ist eben eine Sucht und der ist mit Vernunft nicht beizukommen. Die Liste der Nachteile ist lang: Rauchen kostet Geld, es zerstört den Körper, es stinkt, es schadet nicht nur einem selbst, sondern auch den Mitmenschen. Die Vorteile: keine. Wider jede Logik machen 25 Prozent der Deutschen trotzdem damit weiter.

Wenn der innere Antrieb nicht ausreicht, braucht es eben externe Impulse. Ein Rauchverbot, wie Neuseeland es plant, könnte daher auch für Deutschland eine Option sein. Die Verkaufsstellen reduzieren, überhaupt den Weg zur Zigarette erschweren – das kann helfen, sich endlich den Ruck zu geben, zu dem man aus Bequemlichkeit zuvor nicht bereit war. Raucher müssen zur Vernunft gezwungen werden.

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