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Panorama: Aufklärung nach 27 Jahren

Genprobe überführt Mörder einer Schwesternschülerin / Ein heute 64jähriger gibt fünf Morde zu

Gleich hinter mehrere ungelöste Kriminalfälle kann die Mordkommission in Kiel den Vermerk „erledigt“ setzen. Dank Gen-Spuren aus dem kriminaltechnischen Labor ist den Ermittlern nun wohl die Aufklärung einer Serie von Frauenmorden zwischen 1969 und 1984 gelungen.

Ausgangspunkt dafür war eine DNA-Analyse, die die Polizei 27 Jahre nach dem Mord an einer 18-jährigen Schwesternschülerin nun zum mutmaßlichen Täter führte. Es handelt sich um einen heute 64-Jährigen, der sich Anfang April widerstandslos verhaften ließ. Er hat kurz nach seiner Festnahme zugegeben, die junge Frau aus Henstedt-Ulzburg zunächst vergewaltigt und dann mit ihrem Schal erdrosselt zu haben. Sie wollte damals als Anhalterin zu einer Diskothek fahren und stieg in den Wagen ihres Mörders. In einem Waldstück bei Bad Bramstedt fernab des Tatorts wurde der Leichnam schließlich gefunden.

DNA-Spuren des Täters waren an der Kleidung und unter den Fingernägeln des Opfers gefunden worden. Bei der Untersuchung von 150 Speichelproben von möglichen Verdächtigen stieß die Polizei zunächst auf einen Mann, dessen Gen-Profil dem Gesuchten sehr ähnlich war, aber nicht vollends glich. Daraufhin nahm man dessen Bruder unter die Lupe und landete einen Volltreffer. Dieser kommt auch aus dem Kreis Segeberg und hat jahrzehntelang ein unscheinbares Familienleben geführt. Doch der Mann mordete bereits ab dem Jahr 1969. Im Beisein seines Rechtsanwaltes hat er in U-Haft nun die Tötung vier weiterer Frauen im Zeitraum von 1969 bis 1972 zugegeben. Dreimal hat er demnach in Norderstedt und einmal in Hamburg zugeschlagen. Er habe die Taten gestanden, weil er „reinen Tisch“ machen wollte, wie er sagte.

Seine Opfer aus diesem Zeitraum waren zwischen 15 und 22 Jahre alt. Nach Angaben des geständigen Serienmörders hat es sich dabei jeweils um Zufallsbegegnungen gehandelt. Aus seinem Auto heraus habe er die Frauen zu Fuß oder als Radfahrerin gesehen, habe ihnen aufgelauert oder sei ihnen gefolgt, ehe er sich gewaltsam auf die Frauen gestürzt habe. In zwei dieser Fälle wurden die getöteten Opfer direkt nach der Tat und in unmittelbarer Tatortnähe entdeckt. Zweimal wurden die Frauen weit weg erst viele Monate später zum Teil skelettiert aufgefunden.

Die Staatsanwaltschaft spricht dabei von Sexualhandlungen, die mit den Taten verbunden waren. Die Ermittler sind sich jedenfalls sicher, dass sie es mit einem gefährlichen Triebtäter zu tun haben, der nach Angaben seines Anwalts zugestimmt habe, sich einer psychiatrischen Begutachtung zu stellen.

Bereits 1973 hatte die Polizei vor Ort eine Sonderkommission gebildet, war allerdings nicht auf den in Norderstedt lebenden Mann gestoßen. Dieser war bereits einmal in Hamburg 1993 wegen Vergewaltigung und Körperverletzung einer Prostituierten zu einem Jahr Gefängnis auf Bewährung verurteilt worden. Weitere Taten hat der Mann abgestritten.

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