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Bruno

© dpa

Problembär: Ausgestopfter "Bruno" wird in München zur Schau gestellt

Wiedersehen mit einem Problembären: Der inzwischen ausgestopfte "Bruno" wird ab nächster Woche in München dem Publikum zugängig gemacht. Das Museum erwartet einen Besucheransturm und hat das Tier vorsorglich hinter Glas untergebracht.

Der im Juni 2006 erschossene und daraufhin ausgestopfte Braunbär "Bruno" ist künftig in München zu sehen - mit geöffnetem Maul. Präparator Dieter Schön hat dem Tier extra ein künstliches Gebiss mit beeindruckenden Fangzähnen verpasst. Aber eine drohende Haltung wird der Bär, der ab Mittwoch nächster Woche im Museum Mensch und Natur in München gezeigt wird, nicht einnehmen. Monatelang hat Schön am postmortalen Erscheinungsbild des im Leben so wilden Bären genäht, geklebt und modelliert. Wie das Original erhielt "Bruno" braune Augen - allerdings aus Glas. Mit Fön und Bürste gab der Präparator schließlich dem Pelz den letzten Schliff.

Die Dauerausstellung in dem staatlichen Museum im Schloss Nymphenburg wird von Informationstexten zur Chronologie der Ereignisse rund um "Bruno", zur Biologie von Braunbären und zu Fragen des künftigen "Bärenmanagements" begleitet, wie Museumsdirektor Michael Apel sagte. Mit Hilfe des Braunbären "als besonders beeindruckendem Beispiel" will das Museum das Thema Zusammenleben von Mensch und Wildtieren transportieren. "Das ist keine Frage des Lebensraums, sondern der Akzeptanz", sagte Apel.

"Bruno" hinterließ Blutspur bei Nutztieren

Doch davon hat es für Bären in Bayern in den vergangenen 170 Jahren nicht viel gegeben. Auf Befehl des damaligen Umweltministers Werner Schnappauf (CSU) wurde "Bruno" vor knapp zwei Jahren erschossen. Der in den Alpen umherstreifende Braunbär hatte zuvor zahlreiche Nutztiere gerissen und sogar Ställe aufgebrochen. In Bayern tötete er mindestens 21 Schafe, drei Hühner, drei Tauben, einen Hasen und ein Meerschweinchen.

"Aus Meister Petz ist ein Problembär geworden", konstatierte Schnappauf damals. Und auch "Brunos" letzter Vorgänger, ein namenloser Bär aus der Nähe von Ruhpolding, fand sein Ende durch einen Flintenschuss. Damals wurde die Ausrottung groß gefeiert und das Exemplar als Trophäe durch die Straßen getragen. Auch dieser Braunbär steht - noch recht gut erhalten - bis heute ausgestopft im Museum Mensch und Natur.

"Wir wollen diskutieren"

Eine gemeinsame Ausstellung mit beiden Bären ist derzeit aber nicht vorgesehen. Sie werden in verschiedenen Räumen gezeigt. "Es wären sonst größere Umbauten nötig gewesen", sagte der Museumsdirektor. Der ausgestopfte "Bruno" wird den Besuchern hinter Glas präsentiert. Damit soll verhindert werden, dass die Neugierigen ihm zu nahe kommen und beschädigen. Umrahmt wird der Bär von mehreren Informationstafeln, die aber keine endgültigen Antworten geben sollen, wie Apel betonte: "Das ist die Funktion dieser Ausstellung: Wir wollen diskutieren."

Die Umstände des Todes von "Bruno" sollen sachlich dargestellt werden, "ohne sie endgültig zu beurteilen oder jemanden zu verurteilen". Es wird eine Wand geben, an der die Besucher ihre Meinungen hinterlassen können. "Wir werden die Feedback-Wand nicht zensieren, lediglich Beleidigungen oder Gewaltaufrufe werden wir entfernen." Apel spricht aus Erfahrung. Als vergangenes Jahr bekannt wurde, dass "Bruno" in sein Museum kommt, erhielt er zahlreiche böse E-Mails. Jemand habe sogar gefordert, anstelle des Bären lieber Minister Schnappauf auszustopfen.

Mit einer sachlichen Darstellung des Themas, die sich vor allem an Schulklassen und Familien mit Kindern richtet, hofft Apel, die Schärfe herauszubekommen. In den ersten Monaten rechnet er mit einem Besucheransturm. Einen Wettbewerb mit dem quietschlebendigen Bärenbaby "Flocke" im Nürnberger Zoo sieht der Museumsleiter nicht: "Da mache ich mir überhaupt keine Gedanken drüber. Ob die Leute auch zu 'Flocke' oder sonst wohin fahren, empfinde ich nicht als Konkurrenz." Er setze auf eine langfristige Erziehungsarbeit. "Wenn sich die Leute Gedanken über das Thema Wildtiere machen, dann haben wir erreicht, was wir wollten. Es geht uns nicht darum, irgendwie möglichst viele Besucher reinzujagen."

Ulrich Meyer

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