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Panorama: Außer Kontrolle (Kommentar)

Zum Jahrtausendwechsel waren Polizeikräfte in vielen Ländern in Bereitschaft, in der Erwartung, dass Weltuntergangssekten ein Fanal setzen würden. Nichts derartiges geschah.

Zum Jahrtausendwechsel waren Polizeikräfte in vielen Ländern in Bereitschaft, in der Erwartung, dass Weltuntergangssekten ein Fanal setzen würden. Nichts derartiges geschah. Schockiert sehen wir nun die Bilder aus Uganda. Sie machen fassungslos und ratlos. Was geht in Menschen vor, die tagelang ein freudiges Abschiedsfest von dieser Welt feiern und sich anschließend in einer Kirche kollektiv verbrennen lassen? Dass dieser mutmaßliche Massenselbstmord, offenbar der zweitgrößte der Geschichte, aus einem leidgeprüften Land kommt, aus dem seit vielen Jahren Meldungen übermittelt werden, die Europäer nur schwer nachvollziehen können, kann kein Grund sein, das Grauen von sich wegzuschieben. Weltuntergangssekten, die im Massentod enden, gibt es auch in Europa und Amerika. Die Sehnsucht nach einfachen und klaren Regeln entsteht vor allem dort, wo sich die Welt schnell verändert und für viele Menschen unüberschaubar wird. Es ist vor allem der Ausbruch des Irrationalen, der ängstigt. Der Mensch möchte alles kontrollieren, berechenbar gestalten. Was er manchmal vergisst: Auch das Irrationale gehört zum Leben. Sein gewaltiger Ausbruch gehört ebenso zur Moderne, wie der Versuch, es mit aller Gewalt einzudämmen. Es meldet sich dann eines Tages zurück. Als Ungeheuer.

os

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