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500 Euro zu haben, ist schön. Doch wer sie in dieser Form ausgezahlt bekommt, hat ein Problem.

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Bargeld: Die Odyssee mit dem 500-Euro-Schein

500 Euro auf dem Konto - wie schön. Doch wer sie als Banknote aus dem Geldautomaten erhält, hat ein Problem. Eine Glosse.

Kleiner Tipp an alle, die zum Monatsbeginn wieder bisschen was auf dem Konto haben: Heben Sie an einem Geldautomaten niemals mehr als 495 Euro ab. Zumindest nicht, wenn sich Ihre Hausbank nicht in unmittelbarer Nähe befindet. Sie könnten es bereuen.

Der Kunde, von dem wir berichten wollen, hat dummerweise versucht, sich von einem nur im Bankenverbund befindlichen Automaten tausend Euro auszahlen zu lassen. Noch dazu zu abendlicher Stunde. Er erhielt erst mal zehn Fünfziger – und dann einen lilafarbenen, etwas größeren Schein, den er nie zuvor gesehen hatte. 500 steht drauf, daneben hässlich-moderne Architektur.

Am Kiosk nehmen sie nicht mal Hunderter

Weil dem Kunden das nicht geheuer war, hat er noch am gleichen Abend versucht, den Schein in Verkehr zu bringen. Im Supermarkt erklärten sie, unmöglich so viel Wechselgeld rausrücken zu können. An der Tanke waren sie drauf und dran, die Polizei zu rufen. Am Kiosk nehmen sie nicht mal Hunderter. Die Ehefrau will den Fünfhunderter auch nicht. Und der Kauf eines Gebrauchtwagens ist grade nicht geplant.

Am nächsten Morgen also zur Geldautomaten-Bank. Leider öffnet die erst um neun und will mittags auch nicht gestört werden. Und leider warten dort schon zwei Kunden auf die einzige Mitarbeiterin, die sich noch Publikumsverkehr antut.

Zahlungsmittel der Geldwäscher

Der Mensch mit dem Geldschein-Problem nutzt die Wartezeit zur Internet-Recherche. In Spanien werde der Fünfhunderter „Bin Laden“ genannt, erfährt er dort – jeder wisse, dass es ihn gibt, aber keiner habe ihn je gesehen. Und wer ihn gesehen und in der Tasche hat, dem ist nicht zu trauen. Die Fünfhunderter befinden sich inzwischen „zu 90 Prozent“ im Besitz von Kriminellen, wissen Geldwäsche-Experten.

Die Europäische Zentralbank hat deshalb schon vor zwei Jahren beschlossen, die Dinger aus dem Verkehr zu ziehen. Ende 2018 soll es so weit sein. EZB-Chef Mario Draghi findet sogar, dass man auch die Zweihunderter abschaffen sollte.

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Notfalls zur Deutschen Bundesbank

Nein, sie könne den Schein nicht wechseln, erklärt die Bankmitarbeiterin nach einer Dreiviertelstunde. Die Filiale habe ja gar keine Kasse. Und einzahlen gehe auch nicht, da der Automatenkunde kein echter Kunde sei. „Wenn Sie ein Konto bei uns hätten, wäre alles einfacher.“ Aber selbst dann müsste man erneut an den Automaten. Was, wenn der wieder Fünfhunderter spuckt? Schulterzucken.

Befragung im Bekanntenkreis. Die Deutsche Bundesbank hat in Berlin eine Filiale. Ebenfalls schwierige Öffnungszeiten, grade mal fünf Stunden am Tag. Aber die nähmen den Schein mit Sicherheit. Wenn er denn echt sei.

Am Ende erbarmt sich die Hausbank

Die Geschichte ging gut aus. Die Riesen-Banknote hat dem zeitweiligen Besitzer zwar nicht zu lebenslangem Glück verholfen wie in Mark Twains „The Million Pound Bank Note“. Doch die Hausbank, leider auch etliche Kilometer entfernt, hat sich erbarmt. Der Kunde durfte seinen Fünfhunderter dort nach etwas Stirngerunzel einzahlen – und hat beim anschließenden Abheben ausschließlich Fünfziger rausbekommen. Allerdings hatte er diesmal auch nur 450 Euro angefordert. Vorsichtshalber.

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