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Berlin - aus Sicht der Bayern eine Stadt der Faulen und Verschwender.

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Berlin und die Sicht der Bayern: Wo die Schweine Laptops tragen

Berlin ist aus der Sicht der Bayern die Metropole der Faulen und Verschwender. Markus Söder hat behauptet, in Berlin bekäme jedes Baby einen Autokindersitz geschenkt. Das ist gelogen und muss jetzt mal richtiggestellt werden. Eine Glosse.

Eine Glosse von Lars von Törne

Es gibt ja diese kleinen Länder, die viel größer sind als die großen Länder, deren Teil sie sind. Kalifornien beispielsweise, oder Katalonien: Oasen am Rande eines schlingernden Staatsgebildes, das ihnen nur die Kohle wegnimmt, die sie sonst zum Nutzen ihrer Bürger in beheizte Autobahnen oder Gratis-Zahnpflegekurse umsetzen könnten.

Und Bayern! Zusammen mit dem dummerweise unter die Grünen gefallenen BaWü ist Bayern ja so etwas wie der Schwanz, der den gesamtdeutschen Hund füttern muss, obwohl der doch nur herumbellt, statt ordentlich Fleischwurst einzutreiben ... Na, jedenfalls sehen sie das so da unten. Bayern allein wäre in dieser Perspektive ein Paradies ohne Arg, gesegnet mit einem Biersee, groß wie der Schliersee, mit Vulgari und Kitschi für jedermann, wo selbst die Schweine Laptops tragen.

Wenn Berlin nicht wäre. Berlin ist aus Münchener Sicht die Metropole der Faulen und Verschwender, die über den Länderfinanzausgleich all das absaugen, was die fleißigen Bayern übers Jahr zusammenverdienen. Und, noch schlimmer, die Berliner nutzen das Geld nicht, um ihre härenen Gewänder zu flicken und dem Herrgott dafür in ungeheizten Kirchen zu danken. Nein: Sie schmeißen es zum Fenster raus. Einfach so. Markus Söder, der führende Oberbayer, hat dazu bei Günter Jauch am Sonntag ein schlagendes Beispiel angeführt. Wer immer in der Hauptstadt ein Kind gebiert, hat er gesagt, der bekommt von seiner Regierung dazu ein Maxi Cosi geschenkt; das ist eine Art Autokindersitz.

Nun fügt es sich dummerweise, dass das nicht zutrifft. Ja, mehr noch: Es könnte sein, dass Söder das mit dem Maxi Cosi einfach frei erfunden und dreist dahingelogen hat, in der Hoffnung, dass die Leute es ihm schon glauben werden. Oder, was eventuell noch schlimmer wäre: Es handelt sich um eine Legende, die sie in Bayern alle für wahr halten, weil die Berliner, nicht wahr, eben mal so sind. Zur Einschulung des Kindes, auch das wissen sie dort, schenkt dieser Wowereit den Eltern zum Kindersitz noch das passende Auto, einen 3er BMW mit Top-Ausstattung, nur um die Bayern zu demütigen.

Dieser Wowereit kann das Gegenteil nun bekanntlich nicht mehr beweisen. Aber sein Nachfolger Michael Müller hätte die Möglichkeit, in der Kutte eines Bettelmönchs nach München zu pilgern und die Dinge klarzustellen. Sie würden ihm drunten dann sogar eine Wurst und eine Maß spendieren. Großzügig, wie nur die Bayern sind.

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