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Lady Gaga soll bewusst die Charts manipuliert haben, damit ist sie nicht die Erste.

© dpa

Billboard: Lady Gaga stiftet Fans zur Manipulation der Charts an

Nach der Veröffentlichung der neuen Single "Applause" hat Lady Gaga Aufregung verursacht, weil sie ihre Fans zu fragwürdigen Praktiken aufgerufen hat. Der Chef des einflussreichen "Billboard Magazine" kritisiert die Vorgehensweise.

Letzte Woche hat "Mother Monster", wie sie von der "Huffington Post" in den USA abschätzig genannt wird, zu einem Wettbewerb aufgerufen, bei dem ihre Follower, auch Monster genannt, mehrere Kopien ihres Songs "Applause" kaufen sollen. Die 27-Jährige Sängerin twitterte, dass sie ihre zwei "treuesten" Fans zu sich einfliegen lässt, um mit ihr dem iTunes Festival in London beizuwohnen. Was müssen diese Fans dafür tun? Sie sollen Screenshots von Käufen und Radioanfragen zur neuen Single auf ihrer Twitter-Seite posten. Zudem bewerte sie auch "Applause selfies/video", also mit einem Handy aufgenommene Selbstporträts zur Single.

150 Views pro Klick

Außerdem hat Lady Gaga ihre Fans dazu aufgerufen, ihren neuen Song an die Spitze der Billboard-Charts zu befördern, in dem sie einen Link twitterte, in dem man das neue Musikvideo zum Track sehen konnte. Das Verzwickte daran ist, dass der ursprüngliche Link - Gaga hat ihn mittlerweile entfernen lassen - den Nutzern erlaubte, das Video 150 Mal hintereinander in einer Playlist zu sehen. Sie konnten es also anklicken, den Computer verlassen und dabei trotzdem Klicks für Gaga sammeln.

Bill Werde, der redaktionelle Direktor des Musikmagazins "Billboard", hat sich jetzt gegen diese Praktiken ausgesprochen. "Ich hasse es einfach zu sehen, wie irgendjemand versucht die Charts zu betrügen, egal ob Fan oder Künstler", schrieb er auf Twitter. "Das entspricht nicht dem Geist dessen, was wir tun, nämlich Erfolg zu feiern." Das Magazin reagierte auch damit, Playlists nicht mehr mit einzubeziehen. Daraufhin hätten die Fans von Lady Gaga Werde sogar bedroht. "Gaga Fans senden mir vulgäre Drohungen: Glaubt ihr nicht, dass das der Grund ist, aus dem sie den Link gelöscht hat?" Relativierungen will der Musikmogul nicht gelten lassen. Zu sagen, dass andere Künstler die Charts auch manipulieren, sei, als erzähle man einem Polizisten, andere würden auch zu schnell fahren. "Wenn wir etwas erwischen, stoppen wir es."

Charts waren schon immer beeinflussbar

Die sogenannten Billboard Charts sind eine sehr einflussreiche Hitparade des US-amerikanischen Magazins, die jeden Donnerstag veröffentlicht wird. Eigentlich orientiert sich das System an den Radiosendern und den Verkäufen der jeweiligen Woche. Seit März 2012 werden jedoch auch Audio-on-Demand-Plattformen wie Spotify miteinbezogen. Youtube und andere Streamingdienste werden erst seit März 2013 beachtet. Damit versucht das Magazin der digitalen Revolution in der Musikbranche Rechnung zu tragen. Genau durch diese Einbeziehung des Internets machen sich diese Charts aber anfällig für Manipulationen.

Auch schon früher gab es Fälle, in denen Künstler beziehungsweise deren Manager versucht haben, die Charts zu beeinflussen. 2005 wurden Vorwürfe gegen die Sängerin Gracia laut. Ihr Produzent soll gezielt CDs aufgekauft haben. Dadurch soll sie in den Top 20 gelandet sein und damit wiederum in der Vorausscheidung für den Eurovision Song Contest - die sie gewann.

Diese und ähnliche Vorwürfe dürften Lady Gaga aber kaum stören, denn sie bedeuten vor allem eines: Publicity. Nachdem ihre neue Single vor kurzem geleaked wurde, stellen sich Fragen. Hat ein Hacker Ausschnitte aus dem Lied veröffentlicht oder war die Empörung rund um die vorzeitige Veröffentlichung fingiert? Dass Gagas Single innerhalb kurzer Zeit zweimal solche Furore auslöst, kann Zufall sein. Oder auch nicht.

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