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Ein Elefant kreuzt den Weg eines Geländewagens mit Touristen im Chobe Nationalpark in Botsuana in der Nähe der Stadt Kasane.

© dpa

Botsuana und seine Wildtiere: Nichts als Ärger mit den Elefanten

Botsuana ist bekannt für seine Wildtiere. Zehntausende Touristen reisen nur deswegen in das südafrikanische Land. Doch für manche Bewohner sind die Elefanten, Giraffen und Antilopen eine Belastung.

Letsile Pataabotwe hat nichts als Ärger mit den Elefanten. „Vor einigen Wochen ist eine Herde in unseren Feldern herumgetrampelt“, erzählt der 21-Jährige. Er bewirtschaftet den Bauernhof seiner Mutter, der im Osten des riesigen Central Kalahari Wildreservats in Botsuana liegt. Die Tiere hätten etwa 300 Sack Getreide zerstört. Er habe den Vorfall gemeldet, aber die von der Regierung bezahlte Entschädigung reiche nicht. „Man sollte die Elefanten alle abschlachten oder an andere Länder verkaufen“, meint der Bauer wütend.

Der Tier-Tourismus macht etwa zehn Prozent des Bruttoinlandsproduktes aus

Das Zusammenleben von Mensch und Tier ist oft problematisch in dem südafrikanischen Land. Vor allem für jene, die um die Reservate und andere geschützte Gebiete leben, die sich über fast die Hälfte der Fläche Botsuanas erstrecken. In solchen Schutzgebieten ist außer Tourismus und Arterhaltung nichts erlaubt. Der Tier-Tourismus macht etwa zehn Prozent des Bruttoinlandsproduktes aus. Aber die Elefanten, Löwen und Leoparden bereiten den Landwirten und vor allem der Fleischexportindustrie Probleme.

Früher verendeten Hunderttausende Gnus in den Zäunen um die Schutzgebiete, die Wildtiere und Rinder voneinander trennen sollten, sagt Richard Fynn von der University of Botswana. Mittlerweile jedoch hätten sich die Tiere an die Zäune gewöhnt, sagen Experten. Oder sie reißen sie einfach um, wie Elefanten es oft tun. Sie machen damit den Weg frei für Raubtiere, die dann etwa Kühe töten. Bauern greifen daher oft zur Flinte oder zu Gift. Antilopen und Giraffen werden auch wegen ihres Fleisches gewildert.

Ein Elefant war vielen bis zu 40 000 Euro wert

Die Regierung von Präsident Ian Khama erließ im Januar 2014 ein landesweites Jagdverbot, das auch für die indigenen Buschleute gilt, wurde international für seinen Tierschutzkurs gelobt. Ausgenommen ist die Trophäenjagd in privaten Gehegen. Aber auch dort ist der Abschuss auf Arten wie Gnus oder Warzenschweine beschränkt.

Jagdtouristen konnten bislang für ein paar Tausend Euro den Abschuss einer Antilope kaufen. Ein Elefant war vielen bis zu 40 000 Euro wert. Zu den prominenten Jägern in Botsuana zählte auch Spaniens früherer König Juan Carlos. Seine Safari löste 2012 in der Heimat einen Skandal aus. Elefanten sind nun tabu, auch wenn manche Experten und viele Landwirte meinen, es gäbe zu viele davon. Seit 1990 stieg ihre Zahl in Botsuana von 40 000 auf 200 000. „Die Einwohner haben aber das Gefühl, dass die Wildtiere wichtiger sind als sie“, sagt der Ökologe Gaseitsiwe Masunga.

„Der Löwe ist wie mein Cousin.“

Widerstand kommt auch von den Ureinwohnern, den Buschmännern. Die etwa 50 000 Mitglieder des San oder Baswara genannten Volkes jagen seit Jahrtausenden Antilopen oder Giraffen mit Pfeil und Bogen. Dies sei im Einklang mit der Natur, sagt der San-Aktivist Jumanda Gakelebone. „Wir haben immer mit Tieren ökologisch in der Wildnis gelebt und respektieren die Tiere, die wir jagen.“ Er betont, wie nahe er sich den Wildtieren fühle: „Der Löwe ist wie mein Cousin.“ Die Buschmänner wollen das Jagdverbot vor Gericht anfechten. Es gefährde ihre traditionelle Lebensweise, sagen sie.

Die Sprecherin des Verbands für Wildtier-Management, Debbie Peake, fordert eine langfristige Naturschutz-Strategie, die auch die Jagdmethoden der Buschmänner in Schutzgebieten mit einschließt. Ihr Verband vertritt die Interessen der Wildtier-Industrie. Das Jagdverbot ist ihrer Meinung nach ein Fehler: Die Elefanten zerstören Felder, ängstigen Menschen und bedrohen durch ihr Fressverhalten andere Tierarten. Peake räumt ein, dass Jagd diese Probleme nicht lösen konnte, dafür seien zu wenig Tiere getötet worden. Vor dem Jagdverbot wurden etwa 400 Elefanten im Jahr geschossen.

Auch Experte Fynn meint: „Viele Außenstehende glauben, bei Naturschutz geht es darum, gut zu Tieren zu sein. Aber in Wirklichkeit geht es um Arterhaltung und darum, dafür Geld zu verdienen.“ Befürworter des Jagdverbots wie der Umweltschützer Map Ives halten die Jagd nach Trophäen „zum reinen Vergnügen“ für unethisch. Dem widerspricht Peake: „Es geht nicht um das Töten, sondern um das Jagderlebnis.“ Die Regierung rechtfertigt das Jagdverbot mit Luftaufnahmen, die gezeigt hätten, dass der Bestand mancher Arten sinke. Auch solle die Wildererei bekämpft werden. Die Bauern sind nicht überzeugt: „Wir sind für den Tourismus, aber wer will schon seine Kuh an einen Löwen verlieren“, sagt ein Mann. (dpa)

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