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Der Imbiss «Conflict Kitchen» in Pittsburgh (USA).

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"Conflict Kitchen“ in Pittsburgh: Mittagessen aus Feindesland

Ob Venezuela, der Iran oder Kuba - ein Imbiss in Pittsburgh serviert nur Essen aus Ländern, mit denen die USA im Konflikt stehen. Kunden sind begeistert, aber die Gründer haben auch schon Morddrohungen erhalten.

Zur Vorspeise gibt es Hummus, als Hauptgang Musakhan - Pitabrot mit Hühnchen, Pinienkernen und Zwiebeln - und zum Nachtisch ein Stück in Sirup getränkten Joghurtkuchen, dazu Minz-Limonade. Das alles verkauft der bunt beklebte Imbiss im Uni-Viertel von Pittsburgh (US-Bundesstaat Pennsylvania) für etwa 17 Dollar, also rund 14 Euro. Trotz frostiger Temperaturen nehmen viele Kunden ihr Essen, das in weißen Plastikverpackungen serviert wird, bei strahlendem Sonnenschein mit an einen der Metalltische, die an dem Stand aufgebaut sind. „Es schmeckt absolut köstlich“, sagt einer der täglich bis zu 300 Kunden und stellt sich ein zweites Mal an.

Venezuela, Kuba, der Iran, Nordkorea, Afghanistan und jetzt eben Palästina

Vor ein paar Monaten gab es an dem Imbiss noch nordkoreanisches Kimchi und Bibimbop, davor Bohnen mit Reis auf kubanische Art und wiederum davor Ceviche und Arepas aus Venezuela. Aber jetzt sind palästinensische Spezialitäten dran, denn das Lokal „Conflict Kitchen“ (auf Deutsch etwa „Konflikt-Küche“) ist kein ganz normaler Imbiss. Der kleine Stand „serviert nur Essen aus Ländern, mit denen die USA im Konflikt stehen“, wie es auf der Webseite heißt. Bislang waren das jeweils für drei bis fünf Monate Venezuela, Kuba, der Iran, Nordkorea, Afghanistan und jetzt eben Palästina. Aber das Essen ist nicht alles. Für jedes neue Land konzipieren die „Conflict Kitchen“-Gründer und Künstler Jon Rubin und Dawn Weleski ein komplettes Programm mit unterschiedlichen Veranstaltungen, Diskussionsrunden und Lesungen zu dem Konflikt. Außerdem geben sie ihrer Imbissbude in der 300 000-Einwohner-Stadt Pittsburgh ein komplett neues Aussehen und veröffentlichen Informationszettel zum Thema. Für das alles reisen sie im Vorhinein immer in die jeweiligen Länder und sprechen mit Experten, um sich ausgiebig zu informieren.

Der kleine Stand serviert nur Essen aus Ländern, mit denen die USA im Konflikt stehen.
Der kleine Stand serviert nur Essen aus Ländern, mit denen die USA im Konflikt stehen.

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„Wir wollten eine Lücke in Pittsburgh schließen“, erklärt Mitgründer Rubin. „Also haben wir darüber nachgedacht, was wir servieren könnten und wie wir Gespräche in Gang bringen könnten, die es bislang noch nicht gab. Dann haben wir gemerkt, dass es in dieser Stadt noch nie ein persisches, afghanisches oder venezolanisches Restaurant gab und das, obwohl Menschen aus diesen Ländern hier leben. Wir wollen die Menschen in Pittsburgh anregen, sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen.“ Mit Essen sei das einfacher. „Ein gemeinsames Mittagessen bringt mehr Leute zusammen, als eine politische Demo oder ein akademisches Forum.“ Viele private Geldgeber für das Projekt und auch die von Anfang an zahlreichen Kunden zeigten sich begeistert, aber gerade für die palästinensische Ausgabe gab es auch viel Kritik und sogar Morddrohungen für die beiden Gründer.

Vertreter jüdischer Organisationen üben Kritik

Während die Drohungen untersucht wurden, musste der Imbiss im vergangenen Herbst eine Zeit lang zumachen. Die israelische Seite sei nicht ausreichend repräsentiert, kritisierten Vertreter jüdischer Organisationen in Pittsburgh. Aber der Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern sei auch nicht in erster Linie Thema des aktuellen Projekts, rechtfertigt sich Mitgründerin Weleski. „Nur weil es ein internationales Thema ist, was vielen Menschen unangenehm ist und Emotionen aufwirbelt, heißt das doch nicht, dass man nicht darüber sprechen sollte.“

Die meisten Kunden unterstützten das Projekt jedenfalls und viele reisten sogar von weit her an, nur um bei „Conflict Kitchen“ zu essen, erzählt ein Koch im Imbiss. „Und mir macht das Ganze auch total Spaß, weil ich alle paar Monate lerne, komplett neue Gerichte zuzubereiten. Das wird sicher auch noch eine Weile so weitergehen - die Konflikte werden uns jedenfalls nicht ausgehen.“ (dpa)

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