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Panorama: Der Fahrer ignorierte die Warnlichter

Ungarische Polizei sieht menschliches Versagen als Ursache für das schwere Busunglück von Siofok mit 33 Toten

Schuld an dem Busunglück am Plattensee, bei dem 33 deutsche Touristen gestorben sind, ist nach Angaben der ungarischen Polizei der Fahrer. Er hat demnach die Warnlichter grob missachtet.

Der Unfall am Donnerstag Vormittag hat sich nach den Ermittlungen der ungarischen Polizei so zugetragen: Der erste von zwei Reisebussen mit deutschen Tagesausflüglern querte den unbeschrankten Bahnübergang im Osten von Siófok, als die Warnlichter noch nicht leuchteten; der zweite, offenbar im Bemühen, den Anschluss nicht zu verpassen, folgte ihm und muss dabei übersehen haben, dass die Lichter inzwischen auf rotes Blinken umgestellt und damit einen Stopp erzwungen hätten. Die geschockten Insassen eines gegenüber wartenden Kleintransporters sagten der Polizei, der Fahrer habe sehr starr vor sich hin geschaut. Als der Bus mit sehr niedriger Geschwindigkeit den Bahnübergang passierte, raste von links der Zug mit etwa hundert Stundenkilometern heran; der Lokführer, so die Polizei, habe trotz Warnpfiffen und einer sofort eingeleiteten Notbremsung keine Chance mehr gehabt, den Unfall zu verhindern.

Demnach sind die ersten Hypothesen, ein Verkehrsstau habe den deutschen Reisebus auf den Schienen zum Halten gezwungen, hinfällig. Ungeklärt bleibt aber, warum der Fahrer weder die in Ungarn sehr grellen roten Blinklichter noch den nahenden Schnellzug bemerkt hat. Die Bahnstrecke verläuft an der fraglichen Stelle schnurgerade; sie ist nach Angaben von Augenzeugen in beide Richtungen etwa 3,4 Kilometer weit einsehbar. Wirtschafts- und Transportminister István Csillag sagte, bei einem derart gravierenden menschlichen Versagen seien alle Sicherheitsmaßnahmen nutzlos.

Vorwürfe, die Blinklichter seien zu spät angesprungen, werden in Ungarn zurückgewiesen. Die Vorwarnzeit von 40 Sekunden liege um zehn Sekunden über dem europäischen Standard. Der doppelstöckige Reisebus aus dem westfälischen Löhne war mit 38 Personen besetzt. Bei dem Aufprall – der Schnellzug hatte eine Geschwindigkeit von hundert Stundenkilometern – wurde der Bus in der Mitte auseinander gerissen, der vordere Teil etwa 150 Meter mitgeschleift; das Heck brannte aus. 33 Menschen, Urlauber aus Schleswig-Holstein und Niedersachsen starben, die meisten von ihnen noch an der Unfallstelle.

Der Zustand des ungarischen Reiseführers und der vier Deutschen, die das Unglück überlebt haben, ist nach ungarischen Angaben vom Freitag stabil. Sie werden in Krankenhäusern der Umgebung behandelt. Nur einer, ein 62jähriger Rentner, muss nach einer siebenstündigen Operation künstlich beatmet werden. Jene neun Mitglieder der Reisegruppe, die den vorgesehenen Tagesausflug nicht angetreten haben, sollen nach Angaben des norddeutschen Reiseunternehmens am Wochenende in ihre Heimat zurückgeflogen werden. Der 46jährige Busfahrer hat das Unglück nicht überlebt.

Die Identifizierung der zum Teil stark verstümmelten Leichen war auch mehr als 24 Stunden nach dem Unglück noch nicht abgeschlossen. Experten des deutschen Bundeskriminalamts wurden nach Siófok an den Plattensee geflogen, um die ungarischen Behörden zu unterstützen.

Währenddessen hat das in Emstek bei Cloppenburg ansässige Reiseunternehmen Maxim den Angehörigen der Opfer einen kostenlosen Flug nach Ungarn angeboten; Deutsche Psychologen sind zur Betreuung angereist. Der Betrieb auf der Bahnstrecke zwischen der ungarischen Hauptstadt Budapest und der Grenze zu Kroatien ist am Freitag wieder aufgenommen worden. Die Strecke war durch den Unfall auf 300 Metern Länge zerstört worden.

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