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© mauritius images

"Art Basel Miami Beach": Der Kenner lebt nicht von Kunst allein

Eine Woche lang geht für Galeristen und Sammler die Sonne nicht unter. Bei der Messe "Art Basel Miami Beach" sind die Partys mindestens genauso wichtig wie die Bilder.

Als in der vergangenen Woche der Hammer für Andy Warhols „200 One Dollar Bills“ bei 43,8 Millionen Dollar fiel, füllte der enthusiastische Beifall nicht nur die heiligen Hallen des Auktionshauses Sotheby’s in New York. Die Kunstwelt schien kollektiv aufzuatmen.

„Der Kunstmarkt ist zurück“, hofft Sammler Dennis Scholl aus Miami. Das Comeback käme zur rechten Zeit – denn kommende Woche beginnt in Florida die achte „Art Basel Miami Beach“ (ABMB), eine der weltgrößten Kunstmessen. Und nichts dämpft die Erwartungen von Galeristen und Künstlern mehr als Sammler, die ihre Scheckbücher verschlossen halten.

Im vergangenen Jahr hatte die globale Finanzkrise das jährliche Kunstevent in Miami Beach schwer überschattet. Pessimistische Geister prophezeiten gar das Aus für die ABMB – oder einen Umzug nach Los Angeles.

In diesem Jahr haben die Ausstellungsmacher vorgesorgt – mit neuen Konzepten, frischem Design und mehr Ausstellungsfläche. Nicht nur das: Die „Art Basel Miami Beach“, eine Schwesterveranstaltung der „Art Basel“, hat einen Vertrag für weitere drei Jahre unterschrieben.

Von Endzeitstimmung will auch Bonnie Clearwater, die Direktorin des Museum of Contemporary Art in Miami (MOCA), nichts hören. Das Museum hat selbst gerade erst ein paar neue Werke erstanden. „Die Leute haben sich den Krisenzeiten angepasst“, sagt sie und zeigt sich zuversichtlich, dass „gute Kunst auch weiterhin Käufer findet“.

Wenn auch einige Galerien wie Sprüth Magers aus Berlin die Kosten scheuen und dieses Jahr bei ABMB nicht dabei sind, so ist doch die deutsche Fraktion mit Eigen + Art, Contemporary Fine Arts, Hetzler und Klosterfelde, alle aus Berlin, stark vertreten.

Neue Kunsthändler hat ABMB ebenfalls an Land gezogen, wie Edward Tyler Nahem. Der New Yorker Galerist, spezialisiert auf Nachkriegskunst, hat neben Calder und Twombly ein Bild von Sam Francis im Angebot. Der Schätzpreis liegt bei fünf bis sechs Millionen Dollar. „Ich glaube, dass es ausreichend Geld und Interesse gibt“, sagt er. Er wäre aber schon zufrieden, „wenn wir die Kosten wieder hereinbekommen“.

Mehr als 250 führende Galerien aus den USA, Europa, Lateinamerika, Asien und Afrika werden zwischen dem 3. und 6. Dezember Werke von über 2000 Künstlern in Miami Beach ausstellen. Doch wenn das schon alles wäre. Der Kunstzirkus beginnt bereits Tage vor dem eigentlichen Beginn der Messe. Die Hotels verwandeln sich in Kunstgalerien. Privatsammlungen wie die Rubell Family Collection, eine der weltgrößten, zeigen ihre Bilder. Und auch die amerikanischen Sammlungen von Martin Margulies und der Familie De La Cruz buhlen um Aufmerksamkeit. Symposien, Konzerte, Performances und Filmvorführungen gehören zum Begleitprogramm.

Bei dem Kunstfestival, das 2002 im Convention Center von Miami Beach begann, ging es nie um Kunst allein. Hier fließt der Champagner, hier kreisen die Kanapees und so manche andere Substanz. Eine Woche lang geht hier auf der glorifizierten Sandbank vor den Toren Miamis die Sonne nicht unter für Galeristen, Sammler, Art Consultants, Kunstkenner und Partylöwen.

Die Besucher wollen schließlich unterhalten werden, erkannte vor Jahren schon Sam Keller, der die ABMB bis zum vergangenen Jahr leitete. Nicht nur war die Kombination von Kunst und Strand einzigartig. Wer, so fragte Keller, wolle nicht liebend gern nach Miami kommen, wenn im Norden der USA Winter herrscht. 40 000 Besucher werden dieses Jahr erwartet.

Darunter sind wie immer ernsthafte Sammler sowie spekulative Käufer, die jede Kunstmesse zu einem Lifestyle- Event machen. Hedgefonds-Manager werden trotz der Krise in Privatjets einfliegen – auch wenn so mancher in den vergangenen Monaten seine Kunstsammlung verhökern musste. Und auch Prominente wie Dennis Hopper, Owen Wilson oder Lance Armstrong samt Entourage dürfen nicht fehlen. Aber auch Normalbürger, die sich gern im Rampenlicht der Reichen und Schönen sonnen, werden sich durch die Hallen schieben. Sie werden sich, wie üblich, um private Einladungen reißen und sich am Ende doch mit dem „public access“, also dem Eingang für die Nicht-VIPs, zufrieden geben.

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