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Panorama: Der Mann mit dem Düsentrieb

Wie ein Staubsauger-Erfinder die Welt verändert

Berlin - Engländer scheinen die Kategorie der Lächerlichkeit nicht zu kennen, weshalb sie zum Beispiel Fahrräder mit winzigen Rädern entwickeln, oder mit heiligem Ernst an Gleisen „Trainspotting“ betreiben.

Am Mittwoch verwandelte sich die diplomatische Vertretung des Vereinten Königreichs in Berlin kurzfristig in eine Staubsauger-Vertretung für die britische Marke Dyson. Mit der gleichen Unerschrockenheit, mit der die Queen im Herbst den Erfinder eben jenes Geräts, James Dyson, zum Ritter des Staubsaugers schlagen wird, hat der britische Botschafter Sir Peter Torry seine schicke Botschaft für die Preisverleihung des James Dyson Award zur Verfügung gestellt, die zugleich eine Produktshow ist. Denn seit über 30 Jahren redet Dyson von Staub und den Arten, ihn zu bekämpfen. Die beste, hat er herausgefunden, seien seine beutellosen Zyklon-Staubsauger, von denen er heute mehr als drei Millionen im Jahr in 37 Länder verkauft. Damit ist er zu einem Vorbild für das ganze Land geworden.

Ein Ingenieur stellt das neueste Produkt vor: „Airblade“. Anders als der Sauger zieht er Luft nicht ein, sondern stößt sie aus, und zwar mit 600 Kilometern pro Stunde, durch einen Schlitz schmal wie eine Wimper. Die Botschaftsbesucher halten ihre Hände ins Wasser, dann scheidet das Luftschwert das Wasser von der Hand. Andere Toilettenföhne, sagt der Ingenieur, machen nur dreckige Luft heiß. Doch hier hätten sie einen starken Krankenhaus-Luftfilter eingebaut.

Kernkompetenz Saugen und Blasen. Die Queen hat schon den Apple-Designer zum Ritter geschlagen, den Erfinder des World Wide Web, einen Weltumsegler, Mick Jagger und den Chef eines Mobilfunk-Unternehmens. In England besucht Dyson Schulen, um 15-Jährige für britische Ingenieurskunst zu begeistern, auf die ja schon das Spinnrad, die Lokomotive und das Wasserklosett zurückgeht. International haben sie einen Designwettbewerb ausgeschrieben, den dieses Jahr weder die faltbare Badezimmerwaage noch die ergonomische Violine noch das Boot für Querschnittsgelähmte gewonnen hat. Sondern ein Zeichensprachenübersetzer.

Weshalb nun Maxie Pantel, 27, von James Dyson ein Plexiglasquadrat überreicht und später 7500 Euro überwiesen bekommt. Sie hat für ihre Diplomarbeit ein Gerät entwickelt, mit dem Gehörlose mit ihrer Umwelt kommunizieren können: Kameras auf der Brust und Sensoren am Handgelenk nehmen die Bewegungen der Gebärdensprache auf, eine Software übersetzt sie in Laute. Umgekehrt werden die Laute des Gegenübers in Gebärdensprache übersetzt, die auf ein Display in einer Brille geblendet werden. Maxie Pantel arbeitet nun im Sauerland bei einem Armaturenhersteller. Als Dyson den Preis übergibt, testet im Hintergrund immer wieder jemand den „Airblade“. „Ja, probieren Sie es alle aus“, ruft Dyson von der Bühne, „es ist ein sexy Gefühl.“

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