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Überlebende eines Dorfes bei Amizmiz im Landesinnern von Marokko.

© AFP/BULENT KILIC

Dramatische Lage nach Erdbebenkatastrophe: Marokkos Behörden behindern Hilfsflug des Roten Kreuzes

Sechs Tage nach dem schweren Erdbeben in Marokko bleibt kaum Hoffnung auf Überlebende. Rettungskräfte versuchen, entlegenen Bergdörfer zu erreichen. Derweil muss ein deutscher Hilfsflug abgesagt werden.

In vielen Bergdörfern der Katastrophengebiete in Marokko mangelt es auch Tage nach dem schweren Erdbeben weiter an notwendigen Dingen zum Überleben. Noch immer sind nicht alle Dörfer im schwer getroffenen Atlasgebirge von den Helfenden erreicht worden.

Rettungskräfte werfen daher Hilfspakete aus Flugzeugen ab. Um die Lieferungen zu beschleunigen, organisieren zunehmend junge Freiwillige aus dem ganzen Land die Verteilung von Hilfsgütern für viele Berggemeinden, denen das Nötigste fehlt.

Unterdessen gab das Deutsche Rote Kreuz (DRK) bekannt, dass es seinen für Donnerstag geplanten Flug mit Hilfsgütern kurzfristig hat absagen müssen.

Aus Gründen, auf die wir und auch unsere Partner der Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung keinen Einfluss haben, wurden kurzfristig neue Regularien und Vorschriften bekanntgegeben, die den Start des Flugzeugs am heutigen Tag unmöglich machen.

Deutsches Rotes Kreuz

Nähere Angaben zu den Gründen der Absage machte das DRK zunächst nicht. „Wir bedauern diese Entwicklungen zutiefst, denn die Menschen vor Ort brauchen nach den schweren Erdbeben dringend Hilfe“, erklärte die Organisation weiter.

Der Flug in das nordafrikanische Land sollte am Donnerstag vom Flughafen Leipzig/Halle mit insgesamt 36,6 Tonnen Hilfsgütern starten. Wie das DRK zvor mitteilte, seien mehr als 3000 isolierende Bodenmatten und 550 Familienzelte an Bord.

„Die Lieferung von humanitären Gütern in Absprache mit unserem Partner vor Ort ist für die humanitäre Mission unserer Bewegung und die Menschen vor Ort unerlässlich“, fuhr das DRK fort. Es werde „mit Hochdruck“ daran gearbeitet, die „Verzögerung zu beseitigen“.

2946
Todesopfer hat Marokkos Innenministerium bisher registriert

Erdbeben in Marokko hatte Stärke 7,9

Das verheerende Erdbeben hatte Marokko am späten Freitagabend erschüttert. Die US-Erdbebenwarte USGS gab die Stärke mit 6,8 an, marokkanische Experten mit 7,0. Das Epizentrum lag rund 70 Kilometer südwestlich von Marrakesch in der Provinz Al-Haouz.

Das Beben war das schlimmste seit Jahrzehnten in Marokko. Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO sind mehr als 300.000 Menschen in Marrakesch und umliegenden Gebieten von dem Unglück betroffen.

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Nach Angaben des marokkanischen Innenministeriums wurden bisher 2946 Tote und 5674 Verletzte gezählt. Es wird jedoch befürchtet, dass die Zahlen steigen. Die Hoffnung, Überlebende zu finden, ist inzwischen verschwindend gering.

Rettungsarbeiten im Dorf Imi N’Tala nahe Amizmiz.
Rettungsarbeiten im Dorf Imi N’Tala nahe Amizmiz.

© AFP/FADEL SENNA

Die Bemühungen, die Straßen von Felsbrocken zu befreien, gingen wegen der andauernden Gefahr durch Steinschläge in einigen Gebieten nur langsam voran, berichtete ein dpa-Reporter am Mittwoch.

Nach Erdbeben: Warnung vor Menschenhandel mit minderjährigen Opfern

Unterdessen warnte die marokkanische Nachrichtenseite „Hespress“ vor der Gefahr des Menschenhandels mit jungen Mädchen, die zu Opfern des Erdbebens geworden sind.

In sozialen Medien kursierten inzwischen Beiträge, in denen marokkanische Männer die Not auszunutzen versuchten und vorschlügen, minderjährige Erdbebenopfer zu heiraten, um sie „vor ihren Tragödien zu bewahren“, berichtete „Hespress“.

100.000 Kinder von Erdbebenkatastrophe betroffen

Nach Informationen des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (Unicef) sind etwa 100.000 Kinder von der Katastrophe betroffen. Tausende Häuser seien zerstört worden. Dadurch seien viele Familien obdachlos geworden und müssten die kalten Nächte im Freien verbringen.

Derweil koordinieren laut dem britischen Sender BBC immer mehr junge Aktivisten die Verteilung von Hilfsgütern für die notleidenden Menschen in den schwer betroffenen und abgelegenen Bergdörfern des Landes.

Milch, Windeln und Bettzeug würden in Menschenketten weitergereicht und in Lastwagen verladen, deren Ladung für die Dörfer im Atlasgebirge bestimmt sei, hieß es. In vielen Gebieten würden die Bedürftigen so schneller versorgt als über offizielle Hilfswege.

Es seien zwar schon Mengen an Decken und Lebensmitteln in die Katastrophenregion geliefert worden. Viele der isolierten Menschen bitten die Behörden und Helfer jedoch um Zelte zum Schutz vor der bitteren Kälte nachts. (dpa, AFP)

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