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Ebola-Virus.

© Hans Gelderblom/RKI/Koloriert von Andrea Schnartendorff; dpa

Ebola-Epidemie: Entwarnung in Hamburg, nationaler Notstand in Nigeria

In Hamburg hat sich ein Verdachtsfall auf Ebola nicht bestätigt. In Westafrika allerdings gerät die Epidemie immer weiter außer Kontrolle. Spanien führt jetzt das bisher unerlaubte Serum ZMapp zur Ebola-Behandlung ein.

Ein Ebola-Verdacht in Hamburg bei einem Mann aus Sierra Leone hat sich nach Angaben der Uniklinik Eppendorf nicht bestätigt. Der Westafrikaner habe am Sonntagmorgen die Isolierstation verlassen, in die er am Vorabend gebracht worden sei, sagte ein Sprecher der Klinik. Der Mann sei am Donnerstag über Paris nach Hamburg, berichtete "Bild". Am Samstag habe er über Fieber und Erbrechen geklagt und sei mit einem Rettungswagen in ein Krankenhaus gebracht worden. Von dort sei er später mit einem Infektionsrettungswagen auf eine Spezialstation in das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf verlegt worden.

Das Wohnheim, in dem der Mann untergebracht war, war dem Bericht zufolge abgesperrt worden.

In Spanien kann indes ein tatsächlich mit Ebola infizierter Missionar mit demselben experimentellen Serum behandelt werden wie die beiden Ebola-Patienten in den USA. Das spanische Gesundheitsministerium teilte mit, das Serum ZMapp sei am Samstagabend im Krankenhaus Carlos III. in Madrid eingetroffen, in dem der 75-jährige Priester Miguel Pajares behandelt wird. Zuvor hatte die Arzneimittelaufsichtsbehörde demnach eine Importerlaubnis für das Serum erteilt. Der Priester hatte sich in Liberia mit dem Ebola-Virus angesteckt und war am Donnerstag unter strengen Schutzvorkehrungen nach Madrid geflogen worden.
Das von einem US-Labor entwickelte Serum ZMapp wurde bislang nur an Tieren getestet. Mangels Medikamenten gegen Ebola wurde es dennoch bei dem Arzt Kent Brantly und einer Krankenschwester aus den USA angewendet, sie sich beim Umgang mit Ebola-Kranken in Liberia infiziert hatten. Kent Brantly geht es besser. „Ich fühle mich jeden Tag ein bisschen stärker“, erklärte der Arzt in einer von seiner christlichen Hilfsorganisation verbreiteten Stellungnahme.

Nach Angaben des spanischen Gesundheitsministeriums konnte ZMapp aufgrund einer Regelung importiert werden, wonach unerprobte Medikamente bei Lebensgefahr für den Patienten und fehlender Alternativen eingesetzt werden dürfen.

Ebola-Epidemie erreicht Nigeria

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte die Ebola-Epidemie in Westafrika am Freitag zum internationalen Gesundheitsnotfall erklärt. Nach ihren Angaben starben bisher mehr als 961 Menschen an dem durch Körperflüssigkeiten übertragenen Erreger, fast 1800 Menschen infizierten sich.

Jetzt breitet sich die Epidemie auch in Nigeria aus. Am Samstag wurde bekannt, dass sich zwei weitere Menschen mit dem Virus infiziert haben, außerdem stellte das Land 139 möglicherweise Infizierte unter Quarantäne, berichtete die Tageszeitung „Punch“. Damit steigt die Zahl der in Nigeria bestätigten Fälle auf neun, zwei sind bereits gestorben. Am Freitagabend hatte Präsident Goodluck Jonathan den nationalen Notstand für Nigeria ausgerufen und 1,9 Milliarden Naira (8,6 Millionen Euro) zur Soforthilfe im Kampf gegen die Seuche bewilligt.

Allein in der nigerianischen Wirtschaftsmetropole Lagos sollen sieben Menschen infiziert sein. Dutzende seien unter Beobachtung. Sie waren mit einem Mann in Kontakt gekommen, der nach seiner Ankunft aus Liberia erkrankte. Lagos ist mit geschätzt 20 Millionen Einwohnern die größte Stadt Afrikas. Präsident Jonathan forderte Religionsführer auf, auf große Zusammenkünfte zu verzichten. Schulen sollten ihre Sommerferien verlängern. Der Transport von Leichen in andere Gemeinden müsse unterbleiben. Zudem sollten alle Todesfälle aufgrund von Krankheit den Behörden gemeldet werden. Er warnte zudem vor der Verbreitung von falschen Informationen über die Seuche. Dies sei irreführend und könne eine Massenpanik auslösen.

Höchste Alarmstufe in der Elfenbeinküste

Auch in der Elfenbeinküste gilt seit Freitagabend eine erhöhte Alarmstufe. Nach Einschätzung der US-Gesundheitsbehörden ist eine weitere Ausbreitung von Ebola in Westafrika „unvermeidbar“. Der Einsatzleiter der Organisation Ärzte ohne Grenzen, Bart Janssens, wiederholte, das Virus sei „außer Kontrolle“. Medikamente oder einen Impfstoff gibt es noch nicht. Ebola brach in Guinea aus und breitete sich dann in den Nachbarländern Sierra Leone und Liberia aus. Fast 1000 Menschen sind inzwischen an der Fieberkrankheit gestorben. Die WHO hatte die Seuche am Freitag zum Internationalen Gesundheitsnotfall erklärt.

Guinea, Sierra Leone und Liberia schlossen am Samstag die Grenzen zwischen den drei Ländern, um eine weitere Ausbreitung des Virus einzudämmen.

Seit auch Nigeria von der Epidemie betroffen ist, gibt es erstmals direkte Flugverbindungen zwischen einem Ebola-Gebiet und Deutschland. Die Lufthansa fliegt täglich von Frankfurt am Main aus zwei Ziele in Nigeria an: Lagos und Abuja. Passagiere aus Nigeria bekommen am Frankfurter Flughafen Info-Material ausgehändigt, das sie über die Krankheit und ihre Symptome informiert. Dass Reisende das Ebola-Virus mit nach Deutschland bringen, hält der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Reinhard Burger, für „unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich“. Dem RBB sagte er, die Vorbereitungen seien getroffen. "In den Gesundheitssystemen der Europäischen Länder wäre es kein dramatisches Problem."

Verdachtsfall in Kanada

In Kanada ist ein Nigeria-Reisender mit Ebola-Symptomen unter Quarantäne gestellt worden. Der Mann habe sich mit Fieber in die Notaufnahme eines Krankenhauses in einem Vorort von Toronto begeben, teilte die Klinik mit. Aus Vorsorge seien die höchsten Überwachungsmaßnahmen getroffen worden. Es liefen Untersuchungen, um herauszufinden, ob der Mann tatsächlich mit dem hochgefährlichen Erreger infiziert sei. Tsp/rtr/dpa

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