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Der Arzt Maximilian Gertler aus Berlin bekämpft in Guinea Ebola.

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Ebola in Guinea: Wie der Berliner Arzt Maximilian Gertler gegen die Seuche kämpft

Der Berliner Arzt Maximilian Gertler kämpft gegen Ebola in Guinea. Das größte Hindernis ist die Weigerung vieler Menschen, die Ratschläge der Experten zu befolgen. Immer mehr Menschen sind aggressiv gegenüber den Helfern.

Maximilian Gertler sieht noch immer den sechsjährigen Jungen vor sich. Das Kind trägt seinen Bruder zum Ebola-Behandlungszentrum der Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“ in Guinea. Der kleine Patient ist gerade mal vier Monate alt. Es gibt niemanden, der ihn sonst zu den Helfern bringen kann – oder will. Die Eltern der Brüder hat das Ebola-Virus schon getötet. Das Baby wird wenige Tage später sterben. Und Gertler kann nur hoffen, dass die Dorfgemeinschaft den gesunden Sechsjährigen wieder aufnimmt. Die größte bekannte Ebola-Epidemie verbreitet in Westafrika nicht nur Panik – die Krankheit stigmatisiert auch jene, die sie nicht hinwegrafft.

Maximilian Gertler, 39, ist Internist und Notarzt. Er arbeitet als Infektionsforscher am Robert-Koch-Institut in Berlin und engagiert sich bei Ärzte ohne Grenzen. Fünf Mal war er als Mediziner in Afrika. Gerade kam er aus Guinea zurück. Niemals bei einem Ebola-Ausbruch war die Lage so angespannt wie nun in Guinea, inzwischen auch in den Nachbarstaaten Sierra Leone und Liberia. „Die Lage ist außer Kontrolle“, sagt Mariano Lugli, Koordinator von Ärzte ohne Grenzen in Genf. Das Virus sei nicht zu stoppen, lokale Gesundheitsbehörden überfordert.

Es gibt noch keine Impfung gegen Ebola

Denn es gibt noch keine zugelassene Impfung gegen Ebola und keine Therapie. Die einzigen Gegenmittel sind bisher Aufklärung der Bevölkerung, Isolierung der Kranken und die hartnäckige Überwachung aller Menschen, die mit Patienten Kontakt hatten. „Wir müssen bis in das hinterste Dorf“, sagt Maximilian Gertler. Sonst ist Ebola schneller.

Im Kampf gegen die Epidemie wollen die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und westafrikanische Staaten nun ein Notfallprogramm in Höhe von 100 Millionen Dollar (74,8 Millionen Euro) auflegen. Wie die WHO am Donnerstag in Genf mitteilte, wird Generaldirektorin Margaret Chan dazu am Freitag an einem Krisengipfel der betroffenen Länder in Guineas Hauptstadt Conakry teilnehmen.

Maximilian Gertler ist gerade nach drei Wochen in Guinea zurückgekommen, den Kopf voller Bilder, die hinter den nüchternen Zahlen stehen. Mehr als 1300 Infizierte und 729 Tote listet die Statistik bis zum 27. Juli für die drei westafrikanischen Länder und Nigeria auf. Für Gertler verbinden sich diese Zahlen mit Schicksalen. Lebensgeschichten wie die des Mannes, der in nur vier Wochen seine beiden Ehefrauen und vier Kinder verlor. Nur ein siebenjähriger Sohn überlebte. Die Helfer müssen trauernden Angehörigen erklären, dass sie ihre Toten nicht berühren und waschen dürfen, wie es Tradition ist. Das akzeptierten die Menschen nicht, sagt Gertler. An einige Dörfer kämen die Helfer nicht mehr heran, die Anfeindungen seien zu groß. (dpa)

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