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Die Cites-Staaten beschlossen, nur frei lebende Löwen-Populationen zu schützen.

© AFP

Weltartenschutzgipfel beendet: Ein guter Tag - aber längst nicht für alle Tiere

Umweltaktivisten bejubeln den Weltartenschutzgipfel als "historisch". Doch manche Grausamkeiten bleiben erlaubt – wie die Tötung von Löwen auf Farmen in Südafrika.

Der 17. Weltartenschutzgipfel (Cites) endete am Mittwoch mit einem Sieg des Artenschutzes über Handelsinteressen. Umweltaktivisten nannten das knapp zweiwöchige Treffen im südafrikanischen Johannesburg „historisch“. Einige Beschlüsse der 183 Staaten könnten bedrohten Tier- und Pflanzenarten das Überleben sichern.

In einem "Coup gegen die Ausbeutung der Tropenwälder", so die Organisation Pro Wildlife, beschlossen die Staaten Handelsbeschränkungen für mehr als 300 Tropenbaumarten. Neben dem Berberaffen, dem einzigen Affen Europas, wurde auch das afrikanische Schuppentier als meistgeschmuggeltes Säugetier der Welt in die höchste Schutzstufe erhoben. Der Handel mit 13 bedrohten Haiarten unterliegt künftig strengen Auflagen. "Wir haben einen echten Sinneswandel bei den Delegierten auf dieser Konferenz festgestellt", freut sich Kelvin Alie vom Internationalen Tierschutzfonds IFAW.

Die hitzigste Debatte in Johannesburg drehte sich um den Schutz afrikanischer Elefanten. Namibia und Simbabwe waren am Montag mit ihrem Antrag gescheitert, ihr gelagertes Elfenbein verkaufen zu dürfen. Der wahre Verlierer ist Beobachtern zufolge aber die afrikanische Einheit – sie wurde bei dem Artenschutzgipfel hart auf die Probe gestellt.

Zwölf afrikanische Staaten hatten für ein komplettes Handelsverbot von Elefantenkörperteilen plädiert. Doch Namibia, Südafrika, Sambia und Simbabwe verwiesen auf ihre wachsenden Elefantenherden – und pochten auf ihr Recht, unter Auflagen weiter mit Körperteilen handeln zu dürfen. Erfolgreich. Mithilfe der 28 EU-Staaten boxten sie ihr Handelsrecht durch. In den vier südafrikanischen Ländern bleibt die Ausfuhr von Haaren, Haut und Trophäen erlaubt. Dafür nahmen die Staaten auch „zunehmende Isolation“ in Kauf, berichtet die südafrikanische Zeitung "City Press".

Westliche Naturschutzorganisationen und afrikanische Staaten streiten

Als "halbherzig" prangern Umweltschützer die Lösung für Löwen an. Ihre Knochen werden in der asiatischen Medizin als Heilmittel eingesetzt. Anstatt ein komplettes Handelsverbot für die Spezies zu erlassen, beschlossen die Cites-Staaten, ausschließlich frei lebende Populationen zu schützen. Das ist vor allem ein Schlag für jene Aktivisten, die sich vor dem Gipfel gegen Südafrikas "Canned Hunting" (Gatterjagd) eingesetzt hatten: Auf 200 Farmen in der Kaprepublik werden Löwen von Hand aufgezogen – als leichte Beute für Jagdtouristen, die oft noch nicht einmal einen Jagdschein haben. Die Körperteile der Löwen dürfen nun weiterhin ausgeflogen und gehandelt werden.

Töten, weil es Spaß macht oder eine nachhaltige Nutzung von Naturressourcen? Diese Frage spaltete westliche Naturschutzorganisationen und afrikanische Staaten. Gemeinsam mit arabischen Ländern hatte Südafrika für freien Handel mit Graupapageien geworben, war jedoch an der Staatenmehrheit gescheitert. "Wir verstehen nicht, warum Südafrika sich hier so heftig gegen ein Handelsverbot für Wildfänge stellte. Die vielen Zuchtstationen in Südafrika sollten gar nicht auf Wildfänge zum Aufstocken angewiesen sein", kritisierte Adeline Fischer von Pro Wildlife.

Südafrika verweist auf Erfolg bei Kap-Bergzebras

"Die Delegierten müssen lernen, nicht mit ihren Herzen und Emotionen abzustimmen", entgegnete Edna Molewa, die Umweltministerin des Gastgeberlandes. "All unsere Entscheidungen basieren auf wissenschaftlichen Fakten." Ihre Regierung beharrt darauf, dass der Profit von Löwenjagd und Elfenbeinhandel die wild lebenden Populationen besser schütze als die Bestimmungen der Cites-Staaten. Unterstützer dieser Position verweisen etwa auf das Kap-Bergzebra. Die Tierart war bereits auf 500 Exemplare reduziert und galt als extrem vom Aussterben bedroht. Heute leben in Südafrika wieder mehr als 5000 Kap-Bergzebras, sodass der Schutz für die Spezies nun gelockert wurde. "Diesem lokalen Erfolg liegt die nachhaltige Nutzung von Naturressourcen zugrunde. Es ist eine Form der Landwirtschaft", schreibt die angesehene südafrikanische Wochenzeitung "Mail & Guardian". Tatsächlich gibt es zu dem Thema konkurrierende Studien.

Andere afrikanische Staaten erzürnten sich an der Anwesenheit westlicher Naturschutzorganisationen. Diese "Ökoterroristen aus Europa" versuchten den Cites-Staaten ihre "imperialistischen Gesetze" aufzuzwingen, sagte Simbabwes Umweltministerin Oppah Muchinguri. Von "Neokolonialismus" sprach Sambias Tourismussekretär Stephen Mwansa.

Andere afrikanische Staaten jedoch stellten sich auf die Seite der Artenschützer. So existierten Botswanas Umweltminister Tsehekedi Khama zufolge Beweise, dass die illegale Jagd auf Elefanten immer stärker auch den Süden des Kontinents betreffe. Afrikas Staaten dürften die gemeinsame Verantwortung nicht länger ignorieren.

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