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Die Vorstadt von Birmingham in Alabama liegt völlig in Trümmern. Viele Menschen verloren ihre Häuser und müssen jetzt in Notunterkünften untergebracht werden. Fotos: Reuters

© Reuters

Panorama: „Ein stilles Monster“

Tuscaloosa wurde von der Tornado-Serie in den USA besonders getroffen

Washington - James Sykes aus Tuscaloosa steht der Schrecken noch ins Gesicht geschrieben – Stunden, nachdem ein verheerender Tornado Teile seiner Heimatstadt in Alabama in eine Trümmerhalde verwandelt hat. Ja, er habe die Warnsirenen gehört, schildert er nach Sonnenaufgang am Donnerstag, als das enorme Ausmaß der Zerstörung sichtbar wird. „Wir haben die Sirenen gehört. Aber waren wir vorgewarnt? Bei Gott, so etwas erwartet man doch nicht. Es war so mächtig.“

83 000 Seelen zählt die Universitätsstadt Tuscaloosa, die neben Birmingham am härtesten von der massiven Sturmfront betroffen war, die insgesamt in fünf US-Bundesstaaten wütete. Viele Einwohner sind am Donnerstag obdachlos, weinen vor den Trümmern ihrer Häuser – und sind doch glücklich, dass sie zu den Überlebenden zählen. „Ich danke dem Herrn“, sagt Corinna Mews, als sie erfährt, dass auch ihr Sohn, der in der Nähe wohnt, mit ein paar Blessuren von herumfliegendem Schutt davongekommen ist. „Ich danke dem Herrn.“ Rund 1,5 Kilometer breit ist die Schneise der Verwüstung, die der Tornado in die Wohnsiedlungen der Stadt gerissen hat. „Er vernichtete im wahrsten Sinne des Wortes Straßenzüge über Straßenzüge“, schildert Bürgermeister Walter Maddox. „Es war ein stilles Monster“, pflichtet Sykes bei. Ein Student hat den Sturm gefilmt – er hat gesehen, wie der Sturm Häuser praktisch aufsaugte. „Es war traurig, aber zugleich auch erstaunlich“, sagte er CNN.

Pearline Hinton und ihr Sohn glaubten, ihr Ende sei gekommen, als sie in ihrem Badezimmer Schutz suchten. Die Mutter kletterte in die Wanne, der 16-jährige Sprössling klammerte sich an die Toilette.

Gary Lewis betreibt seit 16 Jahren ein Restaurant, das „Rama Jama“. Er sah den Tornado auf seine Straße zuwirbeln, dann drehte er etwas ab. Andere hatten nicht so viel Glück. Als sich Lewis in die Umgebung wagt, sieht er „nichts als Verwüstung“. Alles sei weg gewesen, berichtet er: „Kein ’Taco Casa’, kein ’McDonald’s’, ’Mike’ und ’Ed’s Barbecue’ mehr...“

Die Davongekommenen helfen jetzt den Getroffenen. Männer stehen auf einem Berg von Trümmern, der einmal ein Haus war. Zusammen räumen sie Schutt weg, der einen sechsjährigen Jungen bedeckte. Er wird gerettet, der verletzte Vater weint vor Freude und Erschöpfung, als der Kleine auf einer Trage in den Krankenwagen geschoben wird.

Szenen des Entsetzens und der Erleichterung auch in Birmingham und der Umgebung. Als „katastrophal“ wird auch hier die Zerstörung beschrieben, Len Creer in Pratt City kann das nur bestätigen. Ihr wurde so richtig klar, dass draußen ein Sturm wütete, als sie ihren Schäferhund und ihren Pittbull am Fenster vorbeifliegen sah. Sie verkroch sich im Keller, berichteten örtliche Zeitungen, und als sie herauskam, fand sie nur noch einen Teil ihres Hauses vor. Sie findet auch ihre beiden Hunde – blutig, aber lebendig.

In Tuscaloosa wundert sich Bürgermeister Maddox laut: „Ich weiß nicht, wie das jemand überleben konnte. Wir sind hier in der Stadt Tornados gewohnt, wir wachsen damit auf. Aber wenn man diese Zerstörung sieht, dann ist das eine unglaubliche Szene. Es gibt Teile der Stadt, die ich nicht wiedererkenne. Dabei habe ich doch mein ganzes Leben hier gewohnt.“ Gabriele Chwallek (dpa)

Gabriele Chwallek (dpa)

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