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Panorama: Eingebürgert!: Richard Boeken

Die Sache mit der Einwanderung wird ja immer einfacher. Deutscher darf werden, wer dem Land nützt, und damit ist klar, dass für Nobelpreisträger, Sportweltmeister und Filmstars praktisch alle Türen offen stehen.

Die Sache mit der Einwanderung wird ja immer einfacher. Deutscher darf werden, wer dem Land nützt, und damit ist klar, dass für Nobelpreisträger, Sportweltmeister und Filmstars praktisch alle Türen offen stehen. Auch die hinlänglich beschworenen Computerexperten aus Indien dürfen natürlich rein, und alle anderen, die genügend Geld mitbringen, um als gute Steuerzahler zu gelten.

Aber was ist schon genügend angesichts der Lage der öffentlichen Kassen? Das, was Richard Boeken mitbrächte - das wäre genügend. Drei Milliarden Dollar hat ihm ein kalifornisches Gericht jetzt zugesprochen, Schadenersatz dafür, dass er 43 Jahre lang jeden Tag zwei Schachteln Marlboro geraucht hat und deshalb an Lungenkrebs erkrankte. Weitere 5,5 Millionen Dollar soll er als allgemeine Wiedergutmachung erhalten, insgesamt also reichlich sechs Milliarden Mark, eine Summe, für die ihm Berlin glatt seine gesamte Bankgesellschaft hinschmeißen würde.

Ohnehin darf die Haltung Boekens als beispielhaft gelten, geradezu als Berlin-paradigmatisch. Wer über Jahrzehnte hinweg alle öffentlichen Warnungen ignoriert, bis das zu erwartende Unheil tatsächlich eintritt, und dann empört vor Gericht zieht - der hat sich die Aufnahme in Berlin, womöglich die Ehrenbürgerschaft, redlich verdient. Die Hauptstadt-Dogmen "Mir kann keener" und "Ick gloob, ick spinne" spiegeln sich in dieser vorbildhaften Sturheit aufs Schönste wieder. Hat nicht seit Jahren auf jedem Berliner Haushaltsplan die Banderole "Achtung! Dieser Etat gefährdet Ihre finanzielle Gesundheit!" geklebt? Hieß es nicht immer, er enthalte nullkommafünf Prozent ungedeckte Schecks und haufenweise wertloses Tafelsilber?

Nur: Kein Gericht würde den Berlinern deshalb eine Entschädigung zusprechen, schon gar nicht sechs Milliarden Mark. Deshalb brauchen wir Leute wie Boeken, die eine aufrechte Haltung mit dem Wissen darüber verbinden, wie man Geld draus macht. Die Themen liegen auf der Straße: Haben wir nicht Jahrzehnte lang Bier gesoffen, ohne zu wissen, dass Alkohol drin ist? Haben wir nicht jahrelang die Große Koalition ... Na: Das wollen wir Boeker dann doch lieber nicht zumuten.

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