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Die Siegerin Conchita Wurst - nun auch von Russland gewürdigt.

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Update

Eurovision Song Contest: Russlands Vize-Regierungschef attackiert Conchita Wurst

Zunächst hatte es so ausgesehen, als ob Russland nun doch auch Conchita Wurst zum Gewinn des ESC gratulieren würde. Aber jetzt melden sich Politiker zu Wort. Und die sind gar nicht freundlich.

Die österreichischen Dragqueen Conchita Wurst hat den Eurovision Song Contest gewonnen - und zunächst kamen dazu sogar aus Russland versöhnliche Töne. „Ob er einen Bart hat oder keinen Bart, ob er Mann ist oder Frau - das ist unwichtig, es ist ein Wettbewerb“, sagte „Pop-Papst“ Filipp Kirkorow am Sonntag im Staatsfernsehen. Wursts Siegerlied sei sehr schön, sagte Kirkorow. Der 47-Jährige hat den russischen Beitrag für den Eurovision Song Contest (ESC) mitgeschrieben.

Doch dann meldete sich unter anderen Vize-Regierungschef Dmitri Rogosin persönlich. Das Ergebnis zeige „Anhängern einer europäischen Integration, was sie dabei erwartet - ein Mädchen mit Bart“, schrieb Dmitri Rogosin am Sonntag im Kurzbotschaftendienst Twitter. Der nationalistische Abgeordnete Wladimir Schirinowski sagte Europa gar den Untergang voraus. "Unsere Empörung ist grenzenlos, das ist das Ende Europas“, sagte Schirinowski im russischen Fernsehen. „Da unten gibt es keine Frauen und Männer mehr, sondern stattdessen ein Es“, ergänzte der Politiker und fügte hinzu: „Vor 50 Jahren hat die sowjetische Armee Österreich besetzt, es freizugeben war ein Fehler, wir hätten dort bleiben sollen.“ Er bezog sich auf die Besatzungszeit in Österreichs Osten nach dem Zweiten Weltkrieg.

Der 25-jährige Österreicher Tom Neuwirth, alias Conchita Wurst, hatte den ESC-Gesangswettbewerb in der Nacht zum Sonntag haushoch gewonnen. Insgesamt 290 Punkte erhielt er aus 32 der 37 teilnehmenden Staaten. Auch aus Russland kamen fünf Punkte für ihn. Russland selbst landete nach den Niederlanden, Schweden, Armenien, Ungarn und der Ukraine auf Platz sieben.

Die Teilnahme von Conchita Wurst hatte in Russland schon im Vorfeld des ESC hitzige Debatten ausgelöst. Konservative Politiker und Kirchenkreise hatten kritisiert, eine Übertragung des ESC mit dem Transvestiten bedeute „eine eindeutige Propaganda für Homosexualität und geistliche Verderbnis“. In Russland ist es gesetzlich untersagt, positiv vor Minderjährigen über „nicht-traditionelle sexuelle Orientierung“ zu sprechen. Kirkorow hatte das Verbot öffentlich kritisiert. Mit dem ESC-Ergebnis der 17-jährigen russischen Zwillinge Tolmatschjowa zeigte sich Kirkorow zufrieden. „Sieben ist ein guter Platz“, sagte der ESC-Teilnehmer von 1995. „Sie haben alles gegeben. Es war schwer. Aber sie haben ausgeharrt, sie haben ihr Lied mit Würde gesungen und ihr Land ehrenhaft repräsentiert.“ AFP/dpa

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