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Eine Eisschicht bedeckt den Chicago River. Millionen Menschen in den USA müssen sich auf extreme Temperaturen einstellen.

© Teresa Crawford/dpa

Extremes Wetter: Bitterkalte Staaten von Amerika

Während die Vereinigten Staaten vor Kälte zittern, kämpfen die Australier gegen Hitze und extreme Trockenheit.

Die seit Tagen anhaltende Kältewelle in den USA weicht nicht: Der National Weather Service sagt für den Mittleren Westen und den Norden der USA weiterhin lebensgefährliche Kälte voraus. Klirrender Frost verbunden mit auffrischendem Wind führe zu Bedingungen, die anfälligen Menschen Probleme bereiten könnten. Am Donnerstag waren stellenweise Temperaturen von deutlich unter minus 30Grad Celsius gemessen worden. Landesweit seien bisher mindestens 21 Menschen der Kälte zum Opfer gefallen, berichtete die „New York Times“.

Behörden machten demnach die extremen Temperaturen unter anderem für den Tod eines 18-jährigen Studenten in Iowa verantwortlich. Er war bewusstlos auf dem Campusgelände gefunden worden und später im Krankenhaus gestorben. Einige der 21 Todesopfer waren erfroren, andere starben bei wetterbedingten Unfällen, hieß es. Viele Fälle würden noch untersucht, um die genaue Todesursache zu klären. Die Behörden gingen aber davon aus, dass das Wetter eine Rolle gespielt habe.

In der stark von der Kältewelle betroffenen Millionenmetropole Chicago ließ der Frost etwas nach, auch wenn Freitag und Samstag noch immer sehr kalt bleiben sollen. Die Einwohner hoffen anschließend auf Plusgrade. In Chicago alleine wurden mehr als 60 Wärmestuben für Wohnungslose eingerichtet. Auch alle Polizeidienststellen haben sich darauf eingerichtet, Menschen aufzunehmen, die sich aufwärmen wollen.

Die Kältewelle führte zum Teil zu skurrilen Begebenheiten. In vielen Orten wurden die Lieferketten unterbrochen. Gastwirte wurden nicht mehr mit Bier beliefert, aus Angst, der Gerstensaft könnte einfrieren. In den Bergen der Rocky Mountains fielen am Donnerstag stellenweise noch einmal bis zu 50 Zentimeter Schnee.

Die Kälte führte vereinzelt zu Stromausfällen. In vielen Bundesstaaten blieben Schulen und Universitäten geschlossen. Die Flughäfen kamen mit dem Enteisen der Maschinen nicht nach. Laut der Webseite „Flightaware“ wurden allein bis Donnerstagvormittag rund 2000 Flüge gestrichen und rund 900 verspäteten sich, US- Medien berichteten von bis zu 4800 gestrichenen Flügen. Angesichts des Frosts müssen auch die Zusteller des US-Postdienstes vielerorts kapitulieren. Der USPS teilte mit, der Dienst werde in Iowa, Minnesota sowie in Teilen von Wisconsin und Illinois eingestellt.

Der sogenannte Polarwirbel bringt die extreme Kälte in die USA

Verantwortlich für die „arktische Kälte“ ist der sogenannte Polarwirbel. Diese Luftströmung ist nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) gar nicht ungewöhnlich. Der Wirbel entsteht regelmäßig am Pol, wenn im Winter keine Sonne durch die arktische Dauernacht dringt, die die angesammelte Kaltluft wärmen könnte. Das dabei entstehende sogenannte Höhentief kann auf der Nordhalbkugel kräftige westliche Winde erzeugen.

Doch während der Polarwirbel normalerweise stabil mit seinem Zentrum über der Arktis bleibt, hat er sich nun ungewöhnlich weit nach Süden ausgebreitet. Dazu tragen nach Angaben von DWD- Sprecher Gerhard Lux die besonderen geografischen Gegebenheiten Nordamerikas bei: Die von Norden nach Süden verlaufenden Rocky Mountains bilden immer wieder eine Art Leitplanke.

Die USA leiden unter der Kälte, Australien dagegen ächzt unter extremer Hitze

Während die Vereinigten Staaten unter der extremen Kälte leiden, sieht es in Australien komplett anders aus. Der Wetterdienst in Melbourne verkündete am Freitag den wärmsten Januar seit Beginn der Aufzeichnungen auf dem Kontinent im Jahr 1910. Die Temperatur habe demnach 2,9 Grad über dem Durchschnitt gelegen, bei gleichzeitig unterdurchschnittlicher Niederschlagsmenge – es regnete 38 Prozent weniger als sonst in Australien.

Die extreme Hitze wird besonders im Städtevergleich deutlich. Dort waren langanhaltende Hitzeperioden mit mehr als 40 Grad zu verzeichnen – Spitzenreiter war der Ort Birdsville im Bundesstaat Queensland: Zehn Tage in Folge wurden Temperaturen von mehr als 45 Grad gemessen, gefolgt von Alice Airport Springs im Northern Territoriy, das 16 Tage hintereinander mehr als 42 Grad verzeichnete.

Die Hitze hat Folgen. In Teilen des Landes fiel die Stromversorgung aus, Straßenbelege schmolzen, Buschfeuer wüteten in besonders trockenen Teilen des Landes, zum Beispiel in Tasmanien. Tiere starben wegen der zu hohen Temperaturen, vor allem Fische. Schlangen flohen teilweise vor der Hitze und verkrochen sich in Wohnhäusern.

Australien ächzt also unter der Hitze – und muss noch eine Weile durchhalten: Erwartet werde, dass die hohen Temperaturen sowohl im Februar als auch im März und April anhielten, sagte Andrew Watkins, ein Klimatologe des australischen Wetterdienstes. Tsp/dpa/rtr

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