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Frewillige am Strand von Reunion: Dem Rätsel des Fluges MH370 auf der Spur.

© AFP

Update

Gefundenes Wrackteil einer Boeing 777: Was die Muscheln über Flug MH370 sagen

Das auf La Réunion gefundene Wrackteil gehört ziemlich sicher zum verschollenen Flug MH370. Am Wochenende entdeckten Spaziergänger auf der Insel ein weiteres Metallteil.

Die Untersuchung der auf der französischen Insel La Réunion unweit von Madagaskar angeschwemmten Flügelklappe hat bestätigt, dass sie zu einer Boeing 777 gehörte. Damit gilt als nahezu sicher, dass das Teil von dem seit knapp 17 Monaten vermissten Flug MH370 stammt. Kölner Wissenschaftler glauben, anhand von Mikroorganismen die Absturzstelle eingrenzen zu können. Ob ihnen eine genauere Bestimmung als durch die bisher ausgewerteten Satellitendaten möglich ist, gilt allerdings als fraglich.

Die am Mittwoch geborgene, rund zwei Meter lange Flügelklappe wurde von den französischen Behörden nach Toulouse geflogen, wo sie an diesem Sonnabend eintraf. Dort soll das Teil unter Anwesenheit von Vertretern des malaysischen Verkehrsministeriums im Luftfahrttechnikzentrum des Verteidigungsministeriums näher untersucht werden. Der stellvertretende malaysische Verkehrsminister Abdul Aziz Kaprawi bestätigte am Freitag unter Berufung auf Malaysia Airlines, dass die Klappe von einer Boeing 777 stammt. Der letzte Nachweis, dass sie von der verschollenen Maschine mit dem Kennzeichen 9M-MRO stammt, steht noch aus. Aber außer dem Flug MH370 ist über dem Indischen Ozean kein Flugzeug dieses Typs verloren gegangen.

Derweil haben Spaziergänger auf der französischen Insel La Réunion im Indischen Ozean ein weiteres Metallteil entdeckt. Gendarmen bargen das etwa zehn mal zehn Zentimeter große Teil am Sonntag, wie ein Fotograf der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Aus Ermittlerkreisen in Paris hieß es, der Fund sei versiegelt worden. Ob das Teil von einem Flugzeug stammen könnte, war demnach unklar. Die BBC berichtete vom Fund einer Flugzeugtür. Am Fundort der Flügelklappe seien außerdem Fragmente eines Koffers entdeckt worden.

Die Malaysian-Airlines-Maschine mit 227 Passagieren und zwölf Besatzungsmitgliedern war am 8. März 2014 auf dem Flug von Kuala Lumpur nach Peking vom Radar verschwunden, hatte nach Unterbrechung aller Funkkontakte gewendet und war nordwestlich von Indonesien in Richtung Süden auf den Ozean hinausgeflogen. Als wahrscheinlich gilt, dass die zweistrahlige Boeing dort ins Meer stürzte, als der Treibstoff verbraucht war. Trotz einer groß angelegten Suchaktion konnten bisher keine Überreste gefunden werden. Derzeit suchen drei Spezialschiffe westlich von Australien den Meeresboden ab. Das Suchgebiet ist im Frühjahr von 60 000 auf 120 000 Quadratkilometer erweitert worden.

Was mit dem Flugzeug geschah, ist immer noch völlig unklar

Der jetzige Fundort der Flügelklappe, die zur Auftriebserhöhung bei Start und Landung dient, liegt rund 4000 Kilometer von dem nach Satellitendaten errechneten, vermeintlichen Absturzgebiet entfernt. Nach Ansicht von Meeresbiologen ist es möglich, dass das Teil aufgrund der Strömungsverhältnisse im Laufe der Zeit diesen Weg genommen hat. Nähere Erkenntnisse, was mit der Boeing tatsächlich geschah, dürften sich aus dem Fund nicht ableiten lassen. Selbst Verschwörungstheorien, nach denen das Flugzeug nicht abgestürzt ist, sondern entführt wurde, können so nicht widerlegt werden. Denn theoretisch könnten die Entführer auch das Teil abgebrochen und ins Meer geworfen haben, um eine falsche Spur zu legen.

Wissenschaftler der Universität Köln glauben, anhand von Mikroorganismen auf der Flügelklappe den möglichen Absturzort der Boeing eingrenzen zu können. Der Geologe Hans-Georg Herbig und der Biologe Philipp Schiffer erklärten, sie hätten auf dem Flugzeugteil eindeutig sogenannte Entenmuscheln erkannt. Dabei würde es sich wahrscheinlich um Krebstiere der Gattung Lepas handeln, deren Arten jeweils nur in bestimmten breitengradanhängigen klimatischen Zonen vorkommen.

„Wir müssen jetzt nur die Schalen sehen, um eindeutig sagen zu können, um welche Art der Entenmuscheln es sich handelt“, sagte Herbig. „Wenn wir Lepas australis an dem Wrackteil nachweisen, dann können wir sicher sein, dass der Absturzort in kühlen, südlichen Meeresbereichen westlich von Australien liegt.“ Denn diese Art lebt nur in südlichen Breiten, aber nicht in tropischen Bereichen. Durch eine genaue Analyse ließe sich auch ermitteln, wie lange die Muscheln an der Klappe haften. Viel mehr als eine Bestätigung, dass man mit der laufenden Suche südwestlich von Australien richtigliegt, dürften diese Erkenntnisse allerdings auch nicht bringen.

„Ich denke, wir nähern uns der Lösung des Rätsels um Flug MH370“, sagte Vizeminister Kaprawi. (mit AFP)

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