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Der vordere Teil der Passagierfähre Estonia wird aus dem Meer gehoben: Am Wrack der 1994 untergegangenen Ostsee-Fähre „Estonia“ stehen neue Unterwassererkundungen an. (Archivfoto)

© dpa/Jaakko Avikainen

Gesunkene Ostsee-Fähre „Estonia“: Ermittler wollen Bugrampe des Wracks vom Meeresboden bergen

Schweden und Estland ermitteln knapp 30 Jahre nach der Schiffskatastrophe wieder zur Ursache. Bei Dreharbeiten hatte ein Filmteam bisher unbekannte Löcher im Rumpf entdeckt.

Am Wrack der 1994 untergegangenen Ostsee-Fähre „Estonia“ stehen neue Unterwassererkundungen an. Ein norwegisches Spezialschiff befand sich dafür am Mittwoch auf dem Weg zum Unglücksort, wo es am späten Abend eintreffen sollte.

Vor Ort sollen in den kommenden Tagen weitere Untersuchungen angestellt werden, um neue Erkenntnisse zu dem schweren Unglück mit über 850 Toten zu sammeln.

Die Havariekommissionen aus Schweden und Estland wollen dabei mit Unterstützung der finnischen Behörden unter anderem die Bugrampe des Schiffs vom Meeresboden bergen und das Autodeck filmen.

Die Rampe, die nach Behördenangaben nicht mehr am Rumpf befestigt ist, soll danach für weitere Untersuchungen nach Estland gebracht werden. Taucher sollen bei den Arbeiten auf See nicht zum Einsatz kommen, dafür unbemannte Tauchroboter.

Mit an Bord des Schiffes sind neben den Ermittler:innen auch zwei Überlebende der Katastrophe. „Wir Überlebenden brauchen Antworten auf die Frage, warum das passiert ist“, sagte einer von ihnen, Urban Lambertsson, der schwedischen Nachrichtenagentur TT. Jonas Bäckstrand von der schwedischen Havariekommission sagte, man wolle so viele Fragen beantworten, wie man könne.

Die „Estonia“ war im September 1994 mit 989 Menschen an Bord auf dem Weg von Tallinn nach Stockholm vor der finnischen Südküste gesunken. 852 Menschen starben, 137 überlebten. Es handelte sich um die größte Schiffskatastrophe der europäischen Nachkriegsgeschichte.

Dem offiziellen Untersuchungsbericht von 1997 zufolge war das abgerissene Bugvisier der Fähre die Ursache für den Untergang. Daran wurden aber immer wieder Zweifel geäußert.

Weil ein Großteil der Toten nicht geborgen werden konnte, steht das „Estonia“-Wrack als Ruhestätte unter Schutz.

Für eine Dokumentation hatte ein schwedisches Filmteam im September 2019 dennoch einen Tauchroboter zum Wrack heruntergelassen. Dabei hatten sie unter anderem ein mehrere Meter großes und bislang nicht bekanntes Loch im rechten Schiffsrumpf entdeckt, was die Behörden schließlich dazu veranlasst hatte, neue Untersuchungen in die Wege zu leiten. (dpa)

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