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Geschafft. Mark Slats kommt als Zweiter in der Nacht zu Freitag im Ziel des Golden Globe Race an.

© PPL / GGR

Golden Globe Race: Der eine Sturm zuviel

Der Niederländer Mark Slats kommt beim Golden Globe Race als Zweiter ins Ziel. Und der Solosegler berichtet, wie knapp er davongekommen ist.

Es ist eines der ältesten Rituale der Welt: Ein Schiff legt in einem Hafen an, und die Leute wollen wissen, wie es ihm ergangen ist. Das Erzählen von Geschichten hat auf diese Weise begonnen. Und ein Teil des Reizes des Golden Globe Race, das sich auf die Tugenden der historischen Seefahrt auch dadurch besinnt, dass die Teilnehmer keine modernen Kommunikationsmittel an Bord haben, besteht darin, auf ihre Geschichten warten zu müssen.

Am Donnerstag Abend nun kam mit Mark Slats der zweite Solosegler dieses Nonstop-Rennens um die Welt im Ziel in Les Sables d'Olonne an. Und was der 41-jährige Niederländer zwei Tage nach der Ankunft des Siegers Jean-Luc Van den Heede zu berichten hatte, wirft ein weiteres Schlaglicht auf die Strapazen, denen die ursprünglich 18 Segler in ihren kleinen Yachten ausgesetzt waren.

In der Endphase des Rennens hatte sich Slats noch Hoffnungen gemacht, seinen Kontrahenten Van den Heede einholen zu können. Seit der im Südpazifik bei einer Kenterung beinahe seinen Mast verloren hätte und mit verminderter Geschwindigkeit unterwegs war, holte Slats unentwegt auf. Doch dann ging sein Funkgerät kaputt, über das er durch Hobby-Funker an Land mit Wetterinformationen versorgt wurde, und ahnungslos, wie er eine Woche lang war, segelte er geradewegs in eine Flaute. Zwei Tage lag er in der Windstille fest, und als sie sich auflöste, war der Veteran Van den Heede uneinholbar enteilt. Schlimmer noch. Slats drohte nördlich der Azoren in einen furchtbaren Sturm zu geraten. Er drehte nach Süden ab, um den heftigsten Böen zu entkommen und Schutz an der spanischen Küste zu suchen. So gelangte er nach 214 Einsamkeit ins Ziel.

Mit Anstrengungen dieser Art kennt sich der gebürtige Australier aus, der im Alter von acht Jahren in die Niederlande kam. 2017 nahm er an einem Ruder-Rennen über den Atlantik teil. Dabei stellte er einen neuen Rekord auf.

Verdammter Süden. Mark Slats wettert einen der zahlreichen Stürme in den "brüllenden Vierzigern" ab.

© PPL / GGR

Der Start ins Golden Globe Race im Sommer darauf ("Ich lebe für diesen Scheiß") verlief für ihn nicht so gut wie erwartet. Obwohl er eine Weile mithalten konnte, wählte er im Südatlantik die klassische Route, die ihn einen Umweg nehmen und den Anschluss an die führenden Franzosen verlieren ließ. 900 Meilen betrug sein Rückstand auf Van den Heede. Und er verdoppelte sich hinter dem Kap der Guten Hoffnung sogar noch.

Doch die schlimmsten Momente erlebte Slats in demselben Sturm, der Gregor McGuckin and Abhilash Tomy zur Aufgabe zwingen sollte. Zu dritt waren sie in den Orkan geraten, der an Stärke ständig zunahm und riesige Wellenberge formte, die größer waren als ihre Schiffe. "Wir verständigten uns darauf, über Funk alle drei Stunden in Verbindung zu bleiben", erzählt Slats bei seiner Ankunft. "Bei den ersten beiden Zeitfenstern sprachen wir miteinander. Doch beim dritten meldete sich niemand mehr. Wie mir die Rennleitung später mitteilte, waren beide gekentert und hatten ihre Masten verloren."

Noch am Steg und nachdem er einen ersten Schluck Chamapgner getrunken hat, erzählt Mark Slats, was ihm in den 214 Tagen seiner Reise passiert ist.

© PPL / GGR

Kurz darauf traf auch ihn der Sturm mit voller Wucht. Zweimal wurde seine Ohpen Maverick von den Brechern umgeworfen. Beim ersten Mal wurde der Skipper über Bord gespült. Doch die Sicherheitsleine schleuderte ihn wieder ins Cockpit zurück. Beim zweiten Knockdown, lief sein Boot voll Wasser. Es stand bis zum Kartentisch. "Da habe ich zu beten begonnen", sagt Slats. "Offensichtlich wurde ich erhört, denn nachdem ich eine Stunde mit der Hand gepumpt hatte und die elektrischen Pumpen gearbeitet hatten, bekam ich das Boot wieder trocken."

Da Slats befürchtete, dass ihm dieses Schicksal in dem Wintersturm kurz vor dem Ziel ein weiteres Mal blühen würde, beriet er sich über Satellitenfunk mit seiner Crew an Land. Damit verstieß er gegen die Regeln und wurde mit einer Zeitstrafe von 36 Stunden belegt.

Nun befinden sich noch drei Teilnehmer des Golden Globe Race auf dem Weg. Der letzte von ihnen ist kurz vor Kap Hoorn. Vermutlich ist es wieder Sommer, bevor er in Frankreich eintrifft.

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