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Erdbeben auf Java: Kampf gegen Hunger und Krankheiten

Im Katastrophengebiet in Indonesien bedroht der Mangel an sauberem Trinkwasser, Nahrungsmitteln und Medikamenten die Überlebenden des schweren Erdbebens. Laut UNICEF sind rund 20.000 Kleinkinder von gefährlichen Infektionskrankheiten bedroht.

Yogyakarta - «Um Seuchen zu verhindern, ist sauberes Wasser enorm wichtig», sagte der Hauptgeschäftsführer der Hilfsorganisation CARE, Wolfgang Jamann. «Bisher ist die Versorgung mit sauberem Wasser noch in keiner Weise gewährleistet».

Viele Überlebende klagten auch vier Tage nach der Katastrophe, noch nicht ausreichend mit Lebensmitteln versorgt zu werden. Derweil stieg die Zahl der Todesopfer nach Angaben des Sozialministeriums vom Mittwoch auf mehr als 5800, bei 22.000 Verletzten. Die Behörden erklärten die Suche nach möglichen Überlebenden in den Trümmern für beendet.

An Überlebende im schwer getroffenen Bezirk Klaten seien an 1200 Familien Mittel zur Wasseraufbereitung verteilt worden, teilte CARE in Bonn mit. Das Kinderhilfswerk UNICEF sieht im Mangel an sauberem Trinkwasser den größten Risikofaktor für die Gesundheit der Kleinkinder. Mehr als 130.000 Obdachlosen seien damit nicht ausreichend versorgt, Toiletten fehlten ebenfalls.

Nach Angaben des indonesischen Amts zur Koordinierung der Katastrophenhilfe wurden bei dem Beben der Stärke 6,2 auf der indonesischen Insel Java vom Samstag rund 178.000 Häuser zerstört oder unbewohnbar. Allein in dem schwer verwüsteten Bezirk Bantul schätzen die Behörden die Zahl der Menschen, die ihr Zuhause verloren, auf etwa 600.000. Viele hätten vorübergehend bei Verwandten oder Freunden Unterschlupf gefunden. Insgesamt seien bis zu 200 000 Menschen obdachlos. Die Regierung schätzt die Dauer des Wiederaufbaus auf etwa ein Jahr.

Überlebende in einer Reihe von Dörfern in den am schwersten betroffenen Gegenden des Erdbebengebiets klagten zugleich, dass sie noch viel zu wenig Nahrungsmittelhilfe erhielten. Am Mittwochmorgen hätten sie von den örtlichen Behörden nur zwei Kartons mit Instantnudeln für die rund 200 Menschen in seinem Dorf bekommen, sagte ein Bewohner des Ortes Trakitan im Bezirk Klaten.

Manche Hilfsorganisationen berichteten indes von Fortschritten, Menschen auch in abgelegeneren Regionen des Erbebengebiets zu versorgen. «Die medizinische Hilfe beginnt, in entlegenere Gebiete vorzudringen», sagte der Projektkoordinator des Malteser Hilfsdienstes auf Java, Volker Stapke, am Mittwoch. Seine Organisation baue nun alle fünf Kilometer Feldlazarette auf. Auch das Welternähungsprogramm berichtetet, inzwischen Dörfer zu erreichen, die bislang noch keine Nahrung erhalten hätten.

Retter räumten ein, dass es allerdings noch immer schwierig sei, zu den Überlebenden zu gelangen. «Die Helfer kommen nicht immer zu den zerstörten Ortschaften durch, weil es schwere Regenfälle gibt und auch der Katastrophentourismus die Straßen verstopft», sagte die Koordinatorin der Johanniter, Eva Philipps.

Der indonesische Präsident Susilo Bambang Yudhoyono wies die Behörden in Yogyakarta und der Provinz Zentral-Java an, die Koordinierung der Verteilung der Hilfsgüter weiter zu verbessern. Der Staatschef wollte am Mittwoch in die Hauptstadt Jakarta zurückkehren, nachdem er seinen Dienstsitz vorübergehend nach Yogyakarta verlegt hatte, um die Hilfsmaßnahmen persönlich zu überwachen.

Das riesige Inselreich Indonesien wird wegen seiner Lage in einer seismisch äußerst aktiven Zone, dem so genannten Ring aus Feuer, jedes Jahr von hunderten von Erdbeben heimgesucht. Die meisten von ihnen richten jedoch keine größeren Schäden an. Es gibt rund 130 aktive Vulkane, so viele wie in keinem anderen Land der Welt. In der Nähe des Erbebengebiets brodelt seit Wochen der Vulkan Merapi. Ein Zusammenhang mit dem Erdbeben schließen Experten nicht aus. (tso/dpa)

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