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Der kanadische Impfstoff gegen Ebola.

© Reuters

Ebola: Kanada liefert WHO 800 Ampullen Impfstoff

Kanada schickt 800 Ampullen eines experimentellen Ebola-Impfstoffs aus dem Nationalen Mikrobiologie-Labor in Winnipeg zur WHO nach Genf. Das Mittel soll an Menschen aus Deutschland, der Schweiz, Gabun und Kenia getestet werden.

Kanada liefert von diesem Montag an Ampullen eines experimentellen Ebola-Impfstoffes an die Weltgesundheitsorganisation WHO aus. Die Regierung in Ottawa hat der WHO 800 Dosen des Impfstoffs zugesagt.

Wie die kanadische Regierung am Samstag mitteilte, wird der Impfstoff VSV-EBOV in drei getrennten Sendungen mit einem nicht näher beschriebenen „spezialisierten Kurier“ in das Universitätskrankenhaus von Genf gebracht. Die Aufteilung in drei Sendungen erfolgt aus Sicherheitsgründen, damit im Falle einer Panne etwa im Kühlsystem nicht der gesamte Impfstoff beschädigt wird. VSV-EBOV muss in Trockeneis verpackt werden und auf einer Temperatur von minus 80 Grad Celsius gehalten werden, teilte die Gesundheitsbehörde Kanadas mit.

Kanada hatte die Lieferung von 800 bis 1000 Dosen bereits im August zugesagt. Die Entscheidung über den Zeitpunkt der Auslieferung aber lag bei der WHO. Als Anfang Oktober Fragen aufkamen, warum der Impfstoff trotz der sich zuspitzenden Ebola-Krise in Westafrika noch nicht ausgeliefert wurde, erklärte das Gesundheitsministerium, dass es keine Verzögerungen durch die „Public Health Agency of Canada“, die nationale Gesundheitsbehörde Kanadas gebe. Die WHO habe aber entschieden, dass zunächst Sicherheits- und ethische Fragen geklärt werden müssten, bevor der Impfstoff Menschen injiziert werden könne.

Als Kanada die Lieferung zusagte, war der Impfstoff noch nicht an Menschen getestet worden, sondern hatte bis dahin nur „erfolgversprechende Resultate“ in Tierversuchen gezeigt. Vor einer Woche hatte die Regierung Kanadas den Beginn klinischer Tests des Impfstoffs am Walter Reed Army Institute of Research in den USA bekannt gegeben. Diese Tests sollen wichtige Informationen liefern „über die Sicherheit des Impfstoffs und über die Dosen, die notwendig sind, um das Immunsystem eines Menschen zu stimulieren, Ebola-Antikörper zu produzieren“, erläutert die Gesundheitsbehörde. Ergebnisse dieser Test werden allerdings erst im Dezember erwartet.

Die WHO wird entscheiden, wie der Impfstoff verteilt und eingesetzt wird. Kanadischen Presseberichten zufolge will die Weltgesundheitsorganisation ihre Tests Ende Oktober oder Anfang November beginnen. Nach Angaben des Rundfunks CBC soll das Medikament an 250 Personen in der Schweiz, Deutschland, Gabun und Kenia erprobt werden. Die WHO hoffe, Anfang Dezember die Informationen für den sicheren Einsatz von VSV-EBOV zu haben.

Der Impfstoff ist in zehnjähriger Arbeit entwickelt worden

Der Impfstoff war in zehnjähriger Arbeit von Wissenschaftlern der kanadischen Gesundheitsbehörde am National Microbiology Laboratory in Winnipeg entwickelt worden. Die Lizenz für die kommerzielle Nutzung wurde dem US-amerikanischen Unternehmen NewLink Genetics in Ames in Iowa gegeben. Die kanadische Regierung hat sich aber das geistige Eigentum an dem Impfstoff gesichert.

Kanada hat bisher umgerechnet 45 Millionen Euro für humanitäre Hilfe und Sicherheitsmaßnahmen im Kampf gegen Ebola zugesagt, wovon bisher aber nur ein Bruchteil abgerufen wurde. In Kanada wurde bisher kein Ebola-Fall festgestellt, allerdings gab es mehrere Verdachtsfälle. Nach dem Auftreten von Ebola-Fällen in den USA war aber auch in Kanada eine hitzige Debatte darüber entbrannt, ob das Land auf Ebola vorbereitet sei. Während Gesundheitsministerin Rona Ambrose versicherte, dass Kanada auch aufgrund der Konsequenzen, die aus der Sars-Krise vor zehn Jahren gezogen wurden, gut vorbereitet sei, wurden in einigen Provinzen aus Kreisen der Krankenschwestern und -pfleger Zweifel geäußert, dass die vorhandenen Sicherheitsprotokolle ausreichen, um im Ernstfall die Gesundheit der Beteiligten und die Öffentlichkeit zu schützen. Die kanadischen Provinzen bestimmen jetzt Krankenhäuser, die Ebola-Patienten aufnehmen könnten. Im Frühjahr 2003 war die Lungenkrankheit Sars nach Toronto eingeschleppt worden. 44 Menschen kamen ums Leben. Ein Untersuchungsbericht stellte später fest, dass die Behörden nicht schnell und entschieden reagierten.

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