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Georg Bätzing, Bischof von Limburg und Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz.

© Sebastian Gollnow/dpa

Katholische Bischofskonferenz: „Menschen sollen merken, dass sich Wesentliches verändert“

Zu Beginn der Vollversammlung hofft der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz noch auf Veränderungen. Andere tun das längst nicht mehr.

„Menschen sollen merken können, innerhalb und außerhalb der Kirche, dass sich Wesentliches verändert.“ Das sagte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Limburgs Bischof Georg Bätzing, am Montag zu Beginn der Vollversammlung der katholischen Bischöfe in Fulda.

Der Theologe, der seit März 2020 an der Spitze der Deutschen Bischofskonferenz steht, zeigte sich am Montag hoffnungsvoll: Die katholische Kirche in Deutschland kann sich verändern. Sie muss sich aber auch verändern. Denn „es ist eine kritische Situation“, in der sich die Kirche an vielen Stellen befindet, sagt Bätzing.

Ein Beispiel ist das Erzbistum Köln: Der Umgang von Kardinal Rainer Maria Woelki mit der Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs entsetzt viele Katholiken. Eine Umfrage im Auftrag der „Bild“-Zeitung ergab am Freitag, dass die Mehrheit der Katholiken am Rhein Woelkis Rücktritt fordert. Auch der Diözesanrat hatte Woelki das Vertrauen entzogen.

„Einfach so weitermachen, als Bischof, geht jedenfalls nicht“

Zuletzt hatte selbst Papst Franziskus zwei Visitatoren nach Köln geschickt, um die dortigen Verhältnisse zu untersuchen. „Wir warten, ich warte auch“, sagte Bätzing. Ganz viele Menschen hofften auf eine Entscheidung des Papstes.

„Mit ihnen hoffe ich, dass das nicht allzu lange Zeit in Anspruch nehmen wird.“ Doch sowohl im Fall des Münchener Erzbischofs Reinhard Kardinal Marx als auch im Fall des Hamburger Erzbischofs Stefan Heße hatte sich Franziskus für deren Verbleib im Amt ausgesprochen.

Der Papst ist nicht zu dem Schluss gekommen, dass hier eine aktive, willentliche Vertuschung vorgelegen hat“, sagte Bätzing. „Es gibt viele, die sind irritiert: Ich kann das gut verstehen, weil man irgendwo den Eindruck hatte, ein Rücktritt, der auf moralischer Basis getroffen wurde, wird auch vom Papst angenommen.“

Als Konsequenz aus den Vorgängen kündigte Bätzing am Montag eine „stärkere Beteiligung von Laien an den Entscheidungsprozessen in den Bistümern“ an. „Einfach so weitermachen, als Bischof, geht jedenfalls nicht.“

„Viele haben die Geduld verloren“

Und das wird auch nötig sein: Denn bei den katholischen Laien reißt spürbar der Geduldsfaden. Vor allem bei den Frauengruppen, die seit Jahren für Reformen in der Kirche kämpfen, ist das Maß voll.

„Viele haben die Geduld verloren“, sagte die Vizepräsidentin der katholischen Frauengemeinschaft in Deutschland (KfD), die Theologin Agnes Wuckelt, am Montag bei einer Pressekonferenz katholischer Reformgruppen in Fulda. „Viele Frauen kehren der Kirche den Rücken.“ Mittlerweile würden auch 80- oder 90-Jährige noch den Kirchenaustritt erklären.

Deutlich wurde auch der Sprecher der Reformbewegung „Wir sind Kirche“, Christian Weisner. „Die Bischofskonferenz hat ein Kirchenbild, das nicht mehr zeitgemäß ist“, sagte Weisner.

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Scharfe Kritik an konservativen Bischöfen

Ein Beispiel sei der Tagungsort: Dass die Bischöfe, die coronabedingt mehr Platz brauchen, mit ihrer Tagung nicht in eine Turnhalle, sondern in das Schloss von Fulda gegangen sind, spricht aus Sicht der Reformgruppen für sich.

Scharfe Kritik übte Weisner auch am konservativen Flügel der Bischöfe rund um Woelki und den Regensburger Bischof Voderholzer. Letzterer versucht seit Anbeginn, den Synodalen Weg, das 2019 gestartete Dialogforum von Laien und Bischöfen, mal mehr, mal weniger offensichtlich zu torpedieren.

„Wir brauchen ein neues Bekenntnis aller Bischöfe, dass sie am synodalen Weg festhalten.“ Die Bischofskonferenz wird jedenfalls über den weiteren Fortgang des „Synodalen Wegs“ beraten, kündigte Bätzing an.

Zudem steht ein Dauerthema auf der Agenda der Bischöfe: die weitere Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs. Dabei werde man sich vor allem mit dem System zur Vergabe sogenannter Anerkennungsleistungen neu beschäftigen müssen.

„Wenn der Betroffenenbeirat sagt, dass das Verfahren auch zu Retraumatisierungen führt, müssen wir uns das genauer anschauen“, sagte Bätzing. „Denn das kann nicht Sinn und Zweck des Programms sein, das wir aufgelegt haben.“ Benjamin Lassiwe

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