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Die hessische Odenwaldschule ist ein Problemfall.

© dpa

Kinderporno-Skandal: Noch ein Vorfall an der Odenwaldschule

Ein wegen Kinderpornos fristlos entlassener Lehrer der Odenwaldschule ist in einem zweiten Fall auffällig geworden. Dabei soll es um den "Umgang mit einem Schüler" gehen.

Matthias Schimpf hatte ohnehin nicht mit einem einfachen Gespräch gerechnet. Aber was der stellvertretende Landrat des Kreises Bergstraße dann am Dienst Nachmittag erfuhr, hat ihn kalt erwischt. Ein fristlos entlassener Lehrer der Odenwaldschule (OSO) in Ober-Hambach, der kinderpornographisches Material heruntergeladen hatte, ist in einem zweiten Fall auffällig geworden. „Dabei geht es um den Umgang mit einem Schüler“, sagte Schimpf gestern dem Tagesspiegel. Die Schulleitung hat die Staatsanwaltschaft schriftlich informiert. Mündlich erfuhr es Schimpf („Das war nun doch überraschend“), als er mit der OSO-Schulleitung sowie Vertretern des Schulamts Heppenheim, des hessischen Kultusministeriums und den Jugendamts des Kreises Bergstraße bei einem Krisengespräch zusammen gesessen ist. Zu dem Treffen war die OSO-Leitung gezwungen worden, weil sie ihre Aufsichtsbehörden, Jugend- und Schulamt, zu spät und nicht ausreichend genug über die Vorkommnisse mit dem inzwischen entlassenen Lehrer informiert hatte.

Mehr Sozialpädagogen für die Odenwaldschule

Die Schule hat nun klare Anweisungen erhalten: Sie muss dem Schulamt Heppenheim monatlich Berichte über besondere Vorkommnisse abliefern, sie hat ihr Präventions- und Interventionskonzept zu überarbeiten, und, wichtigster Punkt: Sie muss die Zahl ihrer Mitarbeiter im sozialpädagogischen Bereich aufstocken. Bisher arbeiten dort drei Personen, bis zum Beginn des Schuljahres 2014/2015 müssen es fünf sein. Zuvor aber, sagte Schimpf, habe man der OSO-Leitung „sehr deutlich gemacht, dass die Schule eine Berichtspflicht hat“ und dass sie nur wenig Spielraum bei der Frage besitze, was sie mitteile. „Sie hat gegen die Berichtspflicht verstoßen.“ Die Schulleitung habe dies auch eingeräumt.

OSO-Schulleiter Siegfried Däschler-Seiler sagte nach der Sitzung, die Informationen über den zweiten Fall des Lehrers besitze die Schule erst seit Montag. Details sollen an diesem Mittwoch bekannt gegeben werden. Die Staatsanwaltschaft prüft nun, ob die Vorwürfe strafrechtlich relevant sind. Für die ehemalige Vorzeigeschule der Reformpädagogik ist dieser neue Fall ein weiteres Problem. Die Einrichtung, die von vielen Prominenten, darunter die Moderatorin und Schriftstellerin Amelie Fried, besucht worden war, leidet noch unter den Enthüllungen vielfachen Missbrauchs durch mehrere Lehrer. Diese Fälle wurden vor vier Jahren bekannt. Inzwischen steht sogar die Zukunft der Schule auf dem Spiel.

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