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Panorama: Miss-World-Wahl versetzt Nigeria in Aufruhr Proteste nach Zeitungsartikel eskalieren – über 50 Tote

Ein Artikel in der nigerianischen Zeitung „The Day", der sich wohlwollend mit der Miss-World-Wahl befasste, hat im Norden Nigerias Unruhen ausgelöst. Mit Kampfrufen wie „Verdammt Miss World!

Ein Artikel in der nigerianischen Zeitung „The Day", der sich wohlwollend mit der Miss-World-Wahl befasste, hat im Norden Nigerias Unruhen ausgelöst. Mit Kampfrufen wie „Verdammt Miss World!“ liefen gestern Hunderte von muslimischen Jugendlichen durch die Straßen von Kaduna und setzten Häuser und Kirchen in Brand. Mindestens 50 Menschen starben, wie das Rote Kreuz mitteilte – erstochen, zu Tode geprügelt oder verbrannt. 200 weitere Personen seien schwer verletzt worden, sagte der Präsident des nigerianischen Roten Kreuzes, Emmanuel Ijewere, der Nachrichtenagentur AP. Zentren der Krawalle waren mehrere mehrheitlich von Muslimen bewohnte Viertel.

Der Artikel war am vergangenen Samstag in „The Day“ erschienen und hatte sich mit der Kritik der Muslime Nigerias an dem Schönheitswettbewerb befasst, die ihn als „Parade der Nacktheit“ ablehnen. Die Muslime würden „überreagieren“, hatte es in der Zeitung geheißen. Ein Zitat in „The Day“ empörte die muslimische Bevölkerung offenbar besonders: „Die Muslime denken, dass es unmoralisch sei, wenn 92 Frauen nach Nigeria kommen, um sich dort zu amüsieren. Was hätte wohl der Prophet Mohammed dazu gesagt? Ehrlich gesagt, er hätte wahrscheinlich eine der Frauen geheiratet." In den Moscheen im Norden Nigerias wurde diese Zeitungspassage als „blasphemisch“ kritisiert, per SMS-Mitteilungen auf Handys verbreitete sich die Botschaft in Windeseile. Am Mittwoch marschierte ein Mob von rund 500 Muslimen auf das Redaktionsgebäude von „The Day“ in Kaduna zu, plünderte die Räume und setzte sie in Brand. In zwei Ausgaben hat sich „The Day“ für den Bericht entschuldigt, doch die Stimmung blieb aufgeheizt. Am Donnerstagabend zogen immer noch Jugendbanden durch die Straßen, riefen „Allah ist groß", „Verdammt Miss World“ und „Verdammt die Regierung“. Häuser und Autos wurden in Brand gesetzt, vier christliche Kirchen zerstört. Die Polizei postierte sich an strategisch wichtigen Punkten der Stadt, sie sah dem Geschehen aber zumeist passiv zu. Die Behörden des Bundesstaates Kaduna und der gleichnamigen Hauptstadt verhängten eine unbefristete Ausgangssperre.

Die Ankunft von 92 Schönheitsköniginnen in Nigeria, die sich am 7. Dezember den Miss-World-Wahlen in Nigerias Hauptstadt Abuja stellen, hat bei den Muslimen im Norden des Landes seit langem Empörung ausgelöst. Drei Staaten des Nordens, Kano, Jigawa und Zamfara, haben die Bundesregierung Nigerias aufgefordert, dass die Sendungen des Nationalfernsehens am 7. Dezember nicht in ihren Staaten ausgestrahlt werden sollen.

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