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Griechenland: Müllproblem könnte Athen 17 Millionen Euro täglich kosten

Ein rostendes Autowrack mitten im Olivenhain, Bauschutt im Wald, Müllhaufen am Straßenrand: leider keine Seltenheit in Griechenland. Jetzt sollen die Griechen für ihre Umweltsünden büßen.

Die Brüsseler EU-Kommission will ab Januar 2009 die illegalen Müllkippen mit zweistelligen Millionenstrafen ahnden – pro Tag.

Gestern berieten in Athen Vertreter der Regierung und eine Delegation der Kommission, was getan werden kann, um das Müllproblem zu lösen. Das Tauziehen zwischen Brüssel und Athen um die Müllbeseitigung dauert schon lange an. Die Bußgelddrohungen stehen seit Jahren im Raum. Doch die bis Anfang 2004 in Griechenland regierenden Sozialisten widmeten dem Thema wenig Aufmerksamkeit. So gab es 2004 in Griechenland noch mindestens 2974 illegale Mülldeponien. Die Zahl war vermutlich sogar viel zu tief gegriffen. Sie umfasste nämlich nicht die unzähligen Müllkippen, die es in einsamen Schluchten und stillen Wäldern gibt, sondern nur die von den Gemeinden offiziell betriebenen, aber nicht den EU-Vorgaben zur Abfallbeseitigung entsprechenden Deponien.

Die meisten Kommunen kippen bisher ihren Müll einfach in Talsenken oder stillgelegte Steinbrüche. Niemand weiß, welche Giftstoffe da ins Grundwasser sickern. Andere Gemeinden häufen den Abfall mit Bulldozern auf und stecken ihn dann unter freiem Himmel in Brand – ungeachtet der toxischen Gase, die so in die Luft gelangen. Auf diese archaische Weise beseitigt man beispielsweise den Müll auf der Schickeria-Insel Mykonos, die sich gern als eine Perle der Ägäis sieht.

Konfrontiert mit den Millionenbußgeldern der EU, versucht die seit März 2004 amtierende konservative Regierung, die vorschriftswidrigen Mülldeponien zu schließen. In 927 Fällen ist ihr das auch gelungen. Der Bau neuer, den EU-Richtlinien entsprechender Deponien stockt aber vielerorts. Dennoch will die Regierung versuchen, bis zum Jahresende weitere 1555 illegale Müllkippen zu schließen – angesichts des bisherigen Tempos ein sehr ehrgeiziges Ziel, das nach Einschätzung vieler Fachleute kaum erreichbar ist. Doch selbst wenn der für das Programm zuständige Vize-Innenminister Thanassis Nakos sein Soll erfüllt, bleiben noch 492 vorschriftswidrige Deponien übrig. Für jede von ihnen muss die Athener Regierung ab Januar voraussichtlich 34 000 Euro Bußgeld zahlen – pro Tag. Das würde sich auf tägliche Strafen von fast 17 Millionen Euro summieren.

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