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Nach Tür-Panne: ICE-Züge dürfen weiter volles Tempo fahren

Noch ist die Ursache für die herausgefallene Tür an einem ICE unklar. Die Fahrgäste im entgegenkommenden Zug hatten Glück: Die Zugfenster sind sehr stabil konstruiert.

Die Bahn lässt ihre ICE-Züge weiter mit Tempo 300 fahren, obwohl noch völlig unklar ist, warum am Sonnabend auf der Schnellfahrstrecke zwischen Frankfurt (Main) und Köln bei Montabaur eine Tür herausgefallen war und einen entgegenkommenden ICE beschädigt hatte. Nur mit viel Glück waren bei dem Unfall lediglich sechs Fahrgäste verletzt worden. Auch das aufsichtsführende Eisenbahn-Bundesamt (EBA) greift – noch – nicht ein. Da man von einem Einzelfall ausgehe, müsse man nicht die gesamte Flotte dieser Hochgeschwindigkeitszüge außer Betrieb nehmen, sagte EBA-Sprecher Ralph Fischer.

Das Amt hat den Zug mit der herausgestürzten Tür beschlagnahmen lassen. Er wird jetzt in Frankfurt-Griesheim untersucht. Wie es zum Herausfallen der Tür kommen konnte, ist für die Experten ein Rätsel. Die Türen in den Zügen müssten während der Fahrt verriegelt sein. Und ohne Verriegelung sollte der Zug erst gar nicht abfahren können.

Ob Menschen im Bereich der Tür standen, konnte ein Bahnsprecher am Sonntag nicht sagen. Die Befragungen der Mitarbeiter seien noch nicht abgeschlossen. So gab es auch keine Angaben, wie lang der ICE ohne Tür weitergefahren war, bevor er gestoppt wurde. Die Züge sind derzeit meist brechend voll, weil viele Reisende wegen des Ausfalls des Luftverkehrs auf die Bahn umgestiegen sind. Hätte sich ein Fahrgast gegen die Tür gelehnt oder an ihr festgehalten, wäre er wahrscheinlich aus dem Zug geschleudert worden. Bei hohem Tempo kann es auch einen Sog geben, der weitere Fahrgäste aus dem Zug reißen könnte.

Die tonnenschwere Tür beschädigte nach Angaben von Fischer am Gegenzug beim Bistrowagen zunächst eine Tür und anschließend mindestens zwei Fenster. Vier Fahrgäste wurden nach Angaben der Bundespolizei durch umherfliegende Glassplitter verletzt, zwei Passagiere erlitten einen Schock. Vier der Verletzten mussten ins Krankenhaus gebracht werden.

Die Fenster bei einem ICE sind sehr stabil konstruiert. So stabil, dass beim schweren Unfall 1998 bei Eschede selbst die Feuerwehr Probleme hatte, die Fenster zu durchbrechen, um Verletzte zu retten.

Die herausgefallene Tür beschädigte nach Fischers Angaben auch das Dach des entgegenkommenden Zuges sowie die Oberleitung. Die Tür war erst nach stundenlangem Suchen gefunden worden – rund fünf Kilometer vom Unfallort entfernt in einem Tunnel. Die Strecke war rund zehn Stunden gesperrt.

Vor kurzem hatten sich bei einer S-Bahn in Berlin während der Fahrt einige Türen geöffnet. Ursache hier war ein Kurzschluss durch eingedrungenes Wasser.

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