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Würdiger Herrscher. Willem-Alexander unter den Blicken seiner Untertanen – und seiner Frau Máxima. Foto: Reuters (1), dpa (3)

© REUTERS

Panorama: Rausch in Orange

Die Inthronisierung Willem-Alexanders – ein ganzes Volk feiert sich in einer perfekten Inszenierung.

Berlin - Was für ein Tag war das, ein Rausch in Orange, ein Generationenwechsel auf dem niederländischen Thron als Volksfest. Der 30. April ist Geschichte, seit 10.07 Uhr war Willem-Alexander seit mehr als 120 Jahren der erste König auf dem Thron, ein moderner König, dem die Sympathien zufliegen. 11,2 Millionen Niederländer haben am Fernsehschirm den historischen Tag verfolgt, das sind fast 75 Prozent der niederländischen Bevölkerung. Zunächst war an diesem historischen Dienstag noch viel Platz auf dem Dam vor dem Königlichen Palast, doch um zehn Uhr war er mehr als voll. Als Königin Beatrix um 10 Uhr sagte, dass sie jetzt Platz für die neue Generation machen wollte, brandete Jubel auf, der bis in den Moses-Saal zu hören war. Welch ein Unterschied zu ihrer eigenen Inthronisierung 1980, als „Keine Wohnung, keine Krönung“ von demonstrierenden Hausbesetzern skandiert wurde und die Sirenen der „Mobilen Einheit“ einen dramatischen Soundtrack zur feierlichen Zeremonie boten.

Mit ihrer Unterschrift um 10.07 Uhr war der Thronwechsel vollzogen, Beatrix ist von nun an Prinzessin der Niederlande und ihre Enkelin Prinzessin Catharina-Amalia rückte zur Thronfolgerin und Prinzessin von Oranien auf. Nachdem auch Willem-Alexander und Máxima unterschrieben hatten, drückten sich Mutter und Sohn bewegt die Hand.

Nach der Abdankung traten die drei Hauptpersonen auf den Balkon und Beatrix stellte unter Jubel der Bevölkerung den neuen König vor, der sich zuerst bei seiner Mutter bedankte. Als dann der Wilhelmus, die Nationalhymne gespielt wurde, nahmen sich die drei bei der Hand und sangen wie das Publikum mit. Tausende von Smartphones gingen in die Höhe, um diese historische Szene auf Video für alle Zeiten festzuhalten. Dann verschwand Beatrix kurz im Palast, um die drei Enkelinnen ganz in Gelb zu holen und in die erste Reihe zu schieben. Die Kinder winkten geübt und Beatrix zog sich in den Palast zurück. Damit war der Generationenwechsel auf dem Balkon auch optisch vollzogen.

Kurz vor 14 Uhr zogen die Ehrengäste aus dem Königlichen Palast in die Nieuwe Kerk, angeführt von Prinzessin Beatrix und ihren drei Enkelinnen Catharina-Amalia, Ariane und Alexia, dann wurden die königlichen Insignien in die Kirche getragen. Beatrix plauderte entspannt mit ihren Enkelinnen und schien vor allem der Prinzessin von Oranien den Ablauf der Zeremonie zu erklären. Jubel brandete auf dem Dam-Platz auf, als der König – nun mit Hermelinmantel – und Königin Máxima ganz in Blau mit einem Diadem von Königin Emma auf dem Kopf gemessenen Schrittes aus dem Palast kamen und hinter den Standarten der Teilstreitkräfte in die Nieuwe Kerk einzogen. Auf dem Platz herrschte eine fröhliche Atmosphäre. Der Zeremonienmeister stampfte dreimal mit dem Stab auf und verkündet um 14.04 Uhr: „Der König“.

Willem-Alexander schaute ernst und gefasst und Máxima strahlte über das ganze Gesicht. In einer kurzen Rede sagte Willem-Alexander zu den versammelten Volksvertretern der beiden Parlamentskammern und der karibischen Gebiete, dass er gekommen sei, um seinen Eid auf das Grundgesetz und das Königreichsstatut abzulegen, so wie sie später einzeln dem König ihre Treue schwören werden. Vertrauen sei eine Angelegenheit beider Seiten, Vertrauen aufzubauen eine tägliche Arbeit. Der König weiß, was auf ihn zukommt. „Die Tatsache, dass der König keine politische Verantwortung hat, heißt nicht, dass er keine eigene Verantwortung trägt. Sonst wäre der Eid, den ich gleich vor dieser Versammlung ablegen werde, bedeutungslos.“ Jeder König habe seinen eigenen Stil, jeder lebe in seiner Zeit und passe sich ihr an, diesen Raum habe ihm die Verfassung gegeben. „Wir weben gemeinsam an diesem Teppich der Geschichte“, sagte der König und erinnerte auch daran, dass Unsicherheit im Land herrsche, Sorge um die Gesundheit und die Arbeitsplätze. Die Kraft liege in der Zusammenarbeit, in der Familie, in der Straße, in der Stadt und im Land, ja in der Welt. „Tradition und Neugier auf Neues haben uns vorangebracht“, sagte Willem-Alexander, „ich will als König die Menschen ermutigen, ihre Stimme zu Gehör zu bringen, das werde ich mit Stolz vertreten.“ Er wolle der König eines Volkes sein, nicht von Gruppen von Bürgern, die versuchten, einander unterzukriegen oder aus dem Zelt zu jagen.

„Darum unterstreicht er seine Aufgabe, gegenseitigen Respekt und Toleranz zu bewachen und zu fördern“, schreibt die Politologin Malou van Hintum in „de Volkskrant“. „Ich bin froh, dass es in unserem Land jemanden gibt, der es als seine Kernaufgabe betrachtet, gerade darauf zu achten. Dass er als König nicht gewählt ist, um höchstens vier Jahre sein Amt auszuführen, finde ich kein Problem. Im Gegenteil.“ Nach der Rede gelobten die Parlamentarier einzeln dem König die Treue.

König und Königin fuhren dann mit ihren Kindern auf einem Boot über das Ij und machten Station an verschiedenen Punkten, wo zu ihren Ehren Konzerte gegeben wurden. Auf der Java-Insel bestand der König auf einem spontanen Halt und betrat die Bühne. Eine Herausforderung für Sicherheit und Protokoll, aber ein volksnaher Erfolg für den neuen König.

„Gemütlich, festlich und sicher“ lautete die Bilanz von Amsterdams Bürgermeister Eberhard van der Laan. Es gab weniger Vorkommnisse als im vergangenen Jahr beim traditionellen Königinnentag. Ministerpräsident Rutte sprach am Abend allen Beteiligten seinen Dank aus. Die niederländischen Zeitungen urteilten rundweg positiv über diesen Thronwechsel, die Zustimmung ist breit und die Rede des Königs fand allgemein Beachtung. Niederländer feiern gerne ausgelassen in Orange, ob beim Fußball oder am Nationalfeiertag. Wie tief die Zustimmung sitzt, die dem neuen Königspaar entgegengebracht wurde, wird die Zukunft zeigen.

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