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Der Nigerianer Aliko Dangote ist laut dem Wirtschaftsmagazin „Forbes Africa“ der reichste Mann des Kontinents.

© Christophe Petit Tesson/dpa

Reich hilft Arm: Wie Afrikas Milliardäre sich für Bedürftige einsetzen

Sie verkauften Süßigkeiten in Nigeria oder schliefen in Tansania bei den Farmtieren. Viele Milliardäre wuchsen in Armut auf und setzen sich für Bedürftige ein.

„Lange Zeit waren wir davon überzeugt, dass Afrika arm sei. Aber das ist nicht wahr. Es sind seine Bewohner.“ Und das lasse sich ändern, war Reginald Mengi überzeugt. Vor Kurzem starb der tansanische Großunternehmer, der es verstand, Afrikas Schwächen gleichzeitig in Entwicklung und Profit zu verwandeln.

Seine „erste Million“ verdiente Mengi, indem er am Boden seines Schlafzimmers Kulis aus importierten Einzelteilen zusammenbaute. Die Stifte galten in Tansania damals noch als Luxusgut. Seife, Schuhe, Zahnpaste – alles, worauf der Sohn von verarmten Bauern am Fuß des Kilimandscharo in seiner Kindheit verzichten musste, sollte später das Fundament seines Reichtums bilden.

„Diese Mängel spornten ihn an, etwas aus seinem Leben zu machen“, sagt Chris Bishop, südafrikanischer Wirtschaftsjournalist und Autor des Buchs „Africa's Billionaires“. Damit gehörte Mengi zu der außergewöhnlichen Liga von Afrikas Multimillionären, die den Kontinent nachhaltig verändern.

Lieber Brunnen bauen, als Uhren kaufen

20 Afrikaner dürfen sich laut dem Wirtschaftsmagazin „Forbes Africa“ derzeit als Milliardär bezeichnen. Der reichste von ihnen ist Aliko Dangote. Als Junge verkaufte der Nigerianer Süßigkeiten auf der Straße, heute versorgen seine Zuckerfabriken mehr als 90 Prozent des nigerianischen Markts.

Zucker, Zement und Zuversicht sind das Geheimnis von Dangotes Vermögen (10,3 Milliarden US-Dollar). „Als Geschäftsmann und Unternehmer möchte ich als der in Erinnerung bleiben, der große Hürden gemeistert hat. Aber noch wichtiger: als Wohltäter“, sagt Dangote.

Seine Stiftung, ausgestattet mit mehr als einer Milliarde US-Dollar, fördert Bildung, Kunst, Kleinunternehmen und humanitäre Hilfe. „Das meiste Geld geht direkt an die Bedürftigsten – Flüchtlinge, Mittellose und Opfer von Naturkatastrophen“, erzählt Autor Bishop.

Marketing? Steuernachlass? Laut Bishop habe die Philanthropie von Afrikas Milliardären noch andere Gründe, nämlich Kultur, Religion – und schlicht die Tatsache, dass die meisten selbst in Armut aufwuchsen: „Der verstorbene Mengi etwa wurde in einer Lehmhütte groß und schlief bei den Farmtieren.“

Trotz Reichtum scheinen Afrikas Milliardäre den Blick für die Realität nicht verloren zu haben. So wundert sich auch der mit 44 Jahren jüngste unter ihnen, der Tansanier Mohammed Dewji: „Wenn es 20.000 Dollar kostet, einen Brunnen graben zu lassen, weshalb sollte ich mir für dieses Geld eine Uhr kaufen?“

Rohstoffe als Fluch

Der simbabwische Unternehmer Strive Masiyiwa erwirtschaftete mit seinem Telekommunikationsunternehmen Econet ein Vermögen von sieben Milliarden US-Dollar. Nach dem Bürgerkrieg in Burundi 2005 entwickelte sein Konzern ein mobiles Zahlungssystem. „Es war dazu gedacht, Hilfsorganisationen zu ermöglichen, Geld an Menschen im Hinterland zu senden, die dort versuchen, ihr Leben wiederaufzubauen.“ Erst später entstand aus dem elektronischen Geld eine Geschäftsidee.

Die meisten Einwohner Afrikas und seine Milliardäre trennen Welten. Dennoch eint sie am Ende ein gemeinsamer Feind: ein versagender Staat. Genauer gesagt, Korruption, Misswirtschaft und schlechte Regierungsführung. Als bestes Beispiel nennt der südafrikanische Milliardär Nicky Oppenheimer Mineralien.

Augenblicklich fallen dabei schuftende Arbeiter und Menschenrechtsverletzungen in Kongos Coltan-Minen ein. „Die meisten Menschen sprechen über Mineralien, als seien sie ein Fluch. Aber das ist nicht der Fall“, sagt Oppenheimer. Er mahnt Afrikas Regierungen dazu, den Rohstoffreichtum zum Wohl der Bevölkerung zu nutzen.

Will Afrika vorankommen, müssten seine reichsten Bürger Hand in Hand mit den Regierungen arbeiten, ist Patrice Motsepe überzeugt. Der südafrikanische Bergbaumagnat muss es wissen: sein Schwager ist Staatspräsident Cyril Ramaphosa. Dass sein Unternehmen davon profitiert, dementiert Motsepe jedoch.

2013 war er der erste Afrikaner, der den sogenannten „Giving Pledge“ unterzeichnete – und damit zusicherte, die Hälfte seines Vermögens (derzeit 2,3 Milliarden US-Dollar) dem Gemeinwohl zu spenden. Das bedeutet in Motsepes Augen nicht nur Geld für Wohltätigkeit auszugeben, sondern vor allem für Stipendien für Südafrikas zukünftige Elite.

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