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Schließfächer geplündert, Spuren verwischt: Pariser Bankräuber spielen Rififi

Die Gangster kamen durch den Keller des Nachbarhauses. Sie bohrten ein Loch neben der Stahltür durch die Wand zum Tresorraum, brachen etwa 200 Schließfächer auf und leerten sie aus. Dann legten sie ein Feuer und machten sich aus dem Staub. Die Polizei steht vor einem großen Rätsel.

Von den Tätern fehlt jede Spur, über ihre Zahl hat sie keine genauen Informationen und was und wie viel sie mitnahmen, ist ebenfalls unbekannt. Die Bank kann keine Angaben darüber machen, was ihre Kunden in den Schließfächern aufbewahrten. Fest steht nur, bei den Gangstern, die in der Nacht zum vergangenen Sonntag den Tresor der Filiale der Großbank Crédit Lyonnais an der Avenue de l’Opéra in Paris ausraubten, handelt es sich allem Anschein nach um harte Profis. Sie waren mit schwerem Handwerkszeug, Bohrern und hydraulischen Geräten angerückt, die sie am Tatort zurückließen. Ziel und Zeitpunkt ihres Überfalls hatten sie mit Präzision gewählt. Es klingt wie aus „Rififi“, einem der berühmtesten Streifen des französischen Film noir.

Wegen Umbauarbeiten ist die Bankfiliale seit Wochen geschlossen. Alle Kundendienstleistungen waren in eine andere Filiale verlegt worden. Nur den Tresorraum mit den Schließfächern habe man unglücklicherweise nicht auslagern können, teilte die Bank mit. Erleichtert wurde das Vorhaben der gut informierten Gangster auch durch den Umstand, dass die Filiale im Erdgeschoss eines Gebäudes liegt, in dem sich sonst nur Büros befinden. Am Wochenende arbeitet dort niemand und so konnten sie annehmen, in der Nacht zum Sonntag unbeobachtet vorgehen zu können. Ganz unbemerkt blieben sie freilich nicht. Gegen 22 Uhr vernahm ein Wachmann Geräusche aus dem Untergeschoss. Als er hinunterging, um nachzuschauen, fesselten und warnten sie ihn: „Halte Ruhe, wir wollen nur ans Geld.“ Dann setzten sie ihre Arbeit fort. Erst gegen sieben Uhr am Sonntagmorgen wurde der Überfall entdeckt. Da waren die Gangster längst fort. Um ihre Spuren zu verwischen, hatten sie ein Feuer gelegt und zuletzt auch noch den Wachmann losgebunden. Es dauerte 24 Stunden, bis die Polizei mit der Spurensicherung beginnen konnte, da die Feuerwehr zunächst den Brand löschen und das Gebäude sichern musste. Was die Flammen an Spuren nicht vernichtet hatten, fiel in großem Umfang dem Löschwasser zum Opfer.

Der Bankraub ruft die Erinnerung an den Fall Spaggiari wach, der sich im Juli 1976 in Nizza ereignete und als „Bankraub des Jahrhunderts“ Geschichte machte. Eine Bande unter Führung des legendären Gangsterbosses Albert Spaggiari hatte damals von den Abwässerkanälen aus einen Tunnel zu einer Filiale der Bank Société Générale gegraben, die Wand zum Tresorraum durchbrochen und dort aus 317 Schließfächern umgerechnet 24 Millionen Euro geraubt. Spaggiari konnte gefasst werden, doch er sprang bei der Vernehmung aus dem Fenster und konnte entkommen. Er starb zwölf Jahre später in seinem Versteck an einem Krebsleiden.

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