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© dpa

Sorgerecht: Jackos Mutter - Die Matriarchin

Michael Jacksons Mutter Katherine bekommt vom Gericht das Sorgerecht für die drei Kinder des Sängers.

Für ihn war sie die Welt, eine Konstante in seinem bewegten Leben. Michael Jackson verehrte seine Mutter Katherine. Er liebte sie bedingungslos. Und hat ihr deshalb wohl auch die Obhut seiner drei Kinder anvertraut.

Katherine Jackson (79), der nun auch ein Richter in Los Angeles am Montag das dauerhafte Sorgerecht für die drei Kinder zusprach, verkörpert den Typ der Löwenmutter, beschützend bis zum Ende, kämpferisch und willensstark. Am besten belegen dies die Bilder aus dem Jahr 2005, als sie, die Einzige des Jackson-Clans, jeden Tag stoisch ihren Sohn in den Gerichtssaal begleitete und der Welt zeigte, was sie von dem Pädophilenprozess gegen ihn hielt.

Gleichzeitig jedoch ist diese Frau – wenn auch wohl nur noch auf dem Papier – mit einem Mann verheiratet, der seine Kinder zum Erfolg prügelte. Jacksons Vater Joe triezte Michael, erklärte ihn für hässlich und setzte damit möglicherweise einen Prozess in Gang – Schönheitsoperationen, Medikamentenmissbrauch und das Nie-erwachsen-werden-Wollen –, der seinen Sohn letztendlich das Leben kostete.

Katherine Jackson hielt noch 1990 in ihrer Autobiografie „My Family“ tapfer an dem schöngeredeten Bild fest, dass es so schlimm bei den Jacksons ja doch nicht zuging. Sie reichte zwar zweimal – 1973 und 1979 – die Scheidung von ihrem fremdgehenden Mann ein, zog sie dann doch in beiden Fällen zurück. Sie hielt sich im Hintergrund, kam aber immer im entscheidenden Moment aus der Deckung, um die Fürsorgepflicht für ihre Enkelkinder wahrzunehmen und um ihren Einfluss auf die Hinterlassenschaft ihres Sohnes zu verteidigen.

Zu erklären ist dieser Widerspruch mit ihrer Herkunft, ihrem Glauben und sicherlich auch mit dem Leben in Luxus, das die aus einfachsten Verhältnissen stammende Grande Dame der Jackson- Familie in den vergangenen Jahrzehnten genoss. Geboren wurde sie am 4. Mai 1930 in Zeiten der Großen Depression als Kattie B. Screws in Alabama, im tiefsten Süden des Landes, wo Armut und Rassentrennung herrschten. Sie litt unter Polio, was ihr einen lebenslangen Gehfehler einbrachte. Als Vierjährige zog sie mit ihrer Familie nach Norden, wo es bessere Chancen für Schwarze gab.

Ihr Vater Prince Albert Screws änderte den Familiennamen, und sie hieß fortan Katherine Esther Scruse. In Gary, Indiana verliebte sie sich in Joseph Jackson und heiratete ihn, als sie gerade 19 Jahre alt war. Sie gebar ihm zehn Kinder, eines starb bei der Geburt, und zog diese im strikten Glauben der Zeugen Jehovas groß.

Die Familie lebte mehr schlecht als recht von Joe Jacksons Einkommen als Kranführer. Bis der Vater die musikalischen Gabe von fünf seiner Jungs – Michael, Jermaine, Jackie, Marlon und Tito – zu fördern begann. Dabei schikanierte er vor allem wohl den hochbegabten Leadsänger Michael.

Katherine Jackson, die selbst Klavier spielte und sang, hat vermutlich nie dagegen aufbegehrt. „Hätte uns Joe die Waffe an den Kopf gehalten und russisches Roulette gespielt, Mom hätte stillgehalten“, ist ein entlarvender Satz von Michael Jackson Anfang der neunziger Jahre.

Hatte Katherine anfänglich gar die Kostüme der „Jackson Five“ entworfen und genäht, so war ihre Rolle ab 1968, als die Gruppe einen Vertrag mit der Plattenfirma Motown Records abschloss, begrenzt. Sie mied die Öffentlichkeit und kreierte das Bild einer warmherzigen Matriarchin. Nun arbeitet sie an ihrem Image als selbstlose Großmutter, die am Lebensende die Zukunft ihrer Enkelkinder mitbestimmen will.

Vielleicht kann sie bei diesen gutmachen, was sie nach eigenen Worten bei ihren Kindern versäumte – sie nämlich „auf die Welt da draußen vorzubereiten“, wie sie reumütig und in eigener Selbstverteidigung 2005 in einem Fernsehinterview einräumte. „Ich habe sie beschützt und abgeschottet. Doch die Welt ist verrucht und teuflisch.“

Joe Jackson, der in Las Vegas wohnt, ist außen vor. Sein Name taucht im Testament von Michael Jackson nicht auf. Zwei von dessen Vertrauten sollen nach dem Beschluss des Gerichts in Los Angeles auch weiterhin das Vermögen des Sängers verwalten. Zuvor war darüber spekuliert worden, dass Katherine Jackson einen Antrag stellen würde, ebenfalls als Vermögensverwalterin benannt zu werden. Doch das tat sie nicht.

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