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In diesem Hostel nahe der Stadt Malaga wurde der fünfjährige Ashya gefunden.

© dpa

Spanien: Polizei findet kranken Ashya

Die europaweite Fahndung nach dem fünfjährigen krebskranken Ashya und seinen britischen Eltern ist vorbei. Mutter und Vater hatten den Fünfjährigen ohne Erlaubnis seiner Ärzte aus einer britischen Klinik mitgenommen.

Spanische Polizisten fanden das vermisste Kind, das an einem Gehirntumor leidet und von einer Nahrungspumpe abhängig ist, in der Nacht zum Sonntag nahe der südspanischen Stadt Malaga. Ashya wurde umgehend in ein Hospital in Südspanien gebracht, weil die Sorge bestand, dass der mobilen Nahrungspumpe Energie und Nährstoff ausgehen könnte – was den Tod des Jungen bedeutet hätte. Aus dem Kinderkrankenhaus in Malaga kam dann Entwarnung: Sein Zustand sei stabil, es bestehe keine Lebensgefahr. Ashya ist auf einen Rollstuhl angewiesen, kann nicht sprechen und wird künstlich ernährt.

Die Eltern hatten ihren Sohn am Donnerstag ohne Erlaubnis der Ärzte aus einem Krankenhaus im südenglischen Southampton geholt und waren mit unbekanntem Ziel verschwunden. Sie wollten ihm nach eigener Aussage im Ausland eine neuartige Krebstherapie mit Protonenbestrahlung verschaffen, die in England noch nicht verfügbar ist. Die Protonentherapie gilt gegenüber der bisherigen aggressiven konventionellen Bestrahlung, die bei Ashya in England eingesetzt werden sollte, als viel gewebeschonender. Sie befindet sich aber noch – etwa in den USA oder auch in Deutschland – im klinischen Erprobungsstadium.

Nach dem Verschwinden Ashyas alarmierten die englischen Ärzte die Polizei, die dann über Interpol nach Eltern und Kind fahndete. Der 51-jährige Vater und die 45-jährige Mutter wurden in Spanien zunächst festgenommen. Ob sie sich vor Gericht verantworten müssen, blieb zunächst unklar. Die Eltern waren mit ihren insgesamt sieben Kindern per Fähre und Kleinbus nach Spanien gekommen, wo sie sich in einer Pension einquartiert hatten.

Die britische Polizei äußerte sich nur vorsichtig zu dem spektakulären Fall und ließ durchblicken, dass es sich eher um ein menschliches Drama als um einen Kriminalfall handele. Es sei bei der Fahndung vor allem darum gegangen, dass der krebskranke Junge "die Fürsorge bekommt, die er benötigt", sagte Chris Shead, zuständiger Vize-Polizeichef in Südengland. Er wies zugleich auf die persönliche Grenzsituation der Eltern hin: "Das muss eine sehr schlimme Zeit für Ashyas Familie sein." Shead vermied es, den Vorgang mit der Religion der Familie in Zusammenhang zu bringen. Die Eltern gehören den Zeugen Jehovas an, die zum Beispiel Bluttransfusionen ablehnen.

In einem Video auf der Internetplattform Youtube rechtfertigte sich Ashyas Vater. Er nannte die Fahndung eine "lächerliche Jagd", mit der die Eltern "zu Kidnappern abgestempelt" worden seien. Die Wahrheit sei, dass er und seine Frau nach heftigem Streit mit den britischen Ärzten über die Behandlung des Sohnes keine andere Chance mehr gesehen hätten. Er wies den Vorwurf zurück, das Leben Ashyas mit der Reise nach Spanien aufs Spiel gesetzt zu haben. Man habe genug Batterie- und Nährstoffnachschub für die mobile Nahrungspumpe dabei gehabt. In dem Video, dass der 22-jährige Bruder Ashyas am Wochenende veröffentlichte, kündigte der Vater an, mit seinem Sohn nicht nach England zurückzukehren, "solange ich ihm nicht die Behandlung zukommen lassen kann, die ich möchte".

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