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Besitz belastet. Hans Kristian Rausing und seine Frau Eva, hier vor einer William-Morris-Tapete in der US-Botschaft in London, wo sie einmal mit harten Drogen erwischt wurde. Strafrechtliche Folgen hatten solche Vorfälle nie.

© dapd

Tod in London: Drogen und Reichtum in der Tetra-Pak-Dynastie

Eva Rausing, Frau des Tetra-Pak-Erben, wurde in London tot aufgefunden – Sucht ruinierte ihr Leben. Auch ihr Mann kommt nicht von den Drogen los. Nach der Erbschaft konnte er sein Leben nie mit Sinn und Aktivität füllen.

Das Paar stammt aus einer der reichsten Familien in Großbritannien. Beide wurden mehrfach wegen Drogenbesitzes verhaftet, zu Rehabilitationsmaßnahmen verurteilt und nur mit Mühe konnte die Familie Prozesse und Eintragungen im Strafregister verhindern. Am Mittwoch befand sich Hans Kristian Rausing, Milliardär und Tetra-Pak-Erbe, unter Polizeibewachung in einem Londoner Krankenhaus. Die Polizei wartete, bis sie mit der Vernehmung beginnen konnte. Gegenstand der Ermittlungen: Der Tod seiner Frau Eva, deren Leiche am Dienstag in der 70 Millionen Pfund teuren Wohnung des Paares im Londoner Nobelviertel Belgravia gefunden wurde. Einzelheiten über Hans Kristians Zustand gab die Polizei zunächst nicht bekannt, Berichten zufolge soll er einen Zusammenbruch erlitten haben.

Der 49-Jährige war zuvor in Südlondon wegen Drogenbesitzes festgenommen worden. Bei der Durchsuchung des Hauses am Cadogan Place wurde dann die Leiche der 48-jährigen Frau Eva gefunden. Die Polizei spricht von einer „ungeklärten Todesursache“, nachdem eine erste Autopsie keine klaren Hinweise ergab. Nun beginnen umfangreiche toxikologische Untersuchungen. Aber Freunde der Familie ließen durchblicken, dass Eva Rausing drogenabhängig war. „Es war bestimmt eine Überdosis. Eva war eine verirrte Seele und ihr Mann hatte die gleichen Probleme“, zitiert „Sky News“ einen anonymen Familienfreund.

Vor vier Jahren wurde Eva Rausing bereits einmal verhaftet, als sie in Juwelen und Abendkleid zu einem Empfang in der amerikanischen Botschaft erschien, aber Drogen in ihrer Handtasche hatte. Es waren nicht gängige Party-Drogen, sondern das schwer süchtig machende Crack, das an den Ecken der Elendsviertel von Baltimore oder Südlondon gedealt wird.

Das Paar hat vier Kinder im Teenageralter. Eva stammt aus einer wohlhabenden amerikanischen Familie. Sie und Hans Kristian hatten sich vor 25 Jahren in einer Drogenklinik in den USA kennengelernt.

„Sie war eine hingebungsvolle Frau und Mutter von vier heiß geliebten und wunderbaren Kindern und kämpfte viele Jahre tapfer mit ihren Gesundheitsproblemen“, hieß es in einer Erklärung von Evas Eltern. Die Eltern des Mannes, der 86-jährige Hans Rausing sen. und seine Frau Märit sprachen von „tiefem Schock und Trauer über den tragischen Tod unserer Schwiegertochter“. Die schwedischen Eltern und andere Angehörige der Rausing-Familie waren Ende der siebziger Jahre, als Schweden die Vermögenssteuern drakonisch heraufsetzte, nach Großbritannien gekommen. In der „Sunday-Times“-Reichenliste werden Hans und Märit mit einem Vermögen von 4,3 Milliarden Pfund auf Platz 12 geführt. 1995 verkaufte Hans einen 50-Prozent-Anteil am Tetra-Pak-Unternehmen an seinen Bruder Gad, dessen Kinder Jorn und Kirsten ebenfalls in Großbritannien leben und mit 3,9 Milliarden Pfund auf Platz 15 stehen.

Hans und Märit haben drei Kinder. Die älteren Töchter Lisbet und Sigrid sind als bedeutende Philanthropen bekannt und haben sich erfolgreiche Lebenskarrieren aufgebaut. Sigrid ist Herausgeberin des renommierten Kulturmagazins „Granta“, Lisbeth hat ein Buch über den Naturforscher Linnaeus geschrieben und ist Forschungsdozentin am Imperial College. Auch Hans Kristian und Eva machten sich durch großzügige Spenden einen Namen und unterstützten vor allem Einrichtungen der Drogenhilfe. Eva saß im Aufsichtsrat einer der Stiftungen von Prinz Charles. Charles selbst nannte Hans Kristian einen „ganz besonderen Wohltäter“.

Aber Hans Kristian, der am operativen Geschäft seiner Familie nie beteiligt war, scheint es nie wirklich geschafft zu haben, sein Leben mit Sinn und Aktivität zu füllen. Ein Versuch, ihn in das Familienunternehmen einzubinden, scheiterte. In Sitzungen habe er nie etwas gesagt und sei teilnahmslos geblieben.

Bekanntschaft mit Drogen scheint er auf dem „Hippie-Trail“ nach Kathmandu gemacht zu haben. Sigrid Rausing wurde gestern mit einer Bemerkung zitiert, die auf ihren Bruder und seine Frau gemünzt zu sein schien: „Ich kenne Leute, die durch das Geld, das sie erbten, zu emotionalen Krüppeln gemacht wurden. Geld hilft niemandem.“

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