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Russische Rettungskräfte bereiten sich auf den Einsatz nach einem Brand in einem Kohlebergwerk vor.

© dpa

Update

Tragödie in Sibirien: 52 Tote bei Grubenunglück in Russland

In Russland hat sich das schwerste Grubenunglück seit Jahren ereignet. Der Direktor des Bergwerks und zwei weitere Personen wurden festgenommen.

Nach dem schwersten Grubenunglück in Russland seit Jahren mit 52 Toten wollen die Rettungskräfte die Suche nach den verunglückten Bergleuten fortsetzen. Die Arbeiten waren am Donnerstag nur wenige Stunden nach dem Unglück wegen Explosionsgefahr unterbrochen worden.

Es seien 46 Bergleute und sechs Retter ums Leben gekommen, teilte der Gouverneur des Gebiets Kemerowo, Sergej Ziwiljow, am Freitag mit. Demnach werden 38 Grubenarbeiter und elf Rettungskräfte in Krankenhäusern behandelt - die meisten von ihnen, weil sie giftige Gase eingeatmet haben.

Rettungskräfte und lokale Behörden erklärten nach übereinstimmenden Berichten mehrerer Nachrichtenagenturen, dass niemand überlebt habe. Das Schicksal von 35 Bergleuten war über Stunden unklar. Hoffnungen, Überlebende zu finden, waren gering. Die Leichen sollen nun aus der Grube geborgen werden.

Die Sucharbeiten unter Tage sollen dem Gouverneur erst dann fortgesetzt werden, wenn eine Explosionsgefahr unter Tage gebannt ist. Es solle in den nächsten drei Tagen ein zusätzlicher Schacht gebohrt werden, um mögliche Brände zu beseitigen.

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In dem Bergwerk im Westen Sibiriens hatte sich am Donnerstagmorgen aus zunächst unbekannter Ursache eine Explosion ereignet. Kurz darauf hatten die Behörden zunächst elf Todesopfer bestätigt. Im Laufe des Tages brach der Kontakt zu einem Such-Team unter Tage ab. Präsident Wladimir Putin sprach den Angehörigen sein Beileid aus.

Als wahrscheinliche Ursache gelte die Explosion von Methangas, sagte der Gouverneur. „Die genaue Ursache wird von einer Kommission ermittelt.“ Der Bergwerksleiter und zwei weitere leitende Mitarbeiter wurden nach Angaben des Ermittlungskomitees festgenommen. Sie müssten sich wegen Verletzung von Arbeitsvorschriften verantworten. Gegen sie soll nun Anklage erhoben werden.

Nach Angaben des Zivilschutzes wurden 239 Arbeiter aus dem Schacht „Listwjaschnaja“ im Kusnezker Kohlebecken (Kusbass) gerettet. Mehr als 40 von ihnen seien in Krankenhäusern, teilte der Gouverneur des Gebiets Kemerowo, Sergej Ziwiljow, mit. Das Bergwerk liegt rund 3000 Kilometer östlich der Hauptstadt Moskau.

Der Gouverneur besuchte am Abend Verletzte in einer Klinik und setzte zudem eine dreitägige Trauer in der Region an - von diesem Freitag bis zum kommenden Sonntag. Angehörigen wurden psychologisch betreut.

Die Arbeit im Kohlebergbau in Russland gilt als lebensgefährlich. Wegen Verstößen gegen elementare Sicherheitsvorschriften kommt es dort immer wieder zu schweren Unglücken. Oft explodiert etwa Methangas. Das leicht entzündliche Grubengas wird durch die Arbeiten im Bergbau freigesetzt und sammelt sich bei schlechter Belüftung in den Schächten und Strecken unter Tage an.

Bei dem schwersten Grubenunglück der vergangenen Jahre in Russland waren im März 2007 insgesamt 107 Menschen in der Stadt Nowokusnezk in Sibirien ums Leben gekommen. 91 Tote hatte es 2010 bei zwei Methan-Explosionen in dem Ort Meschduretschensk in Sibirien gegeben.

Für die Rohstoffgroßmacht ist der Kohleabbau neben Öl und Gas eine wichtige Einnahmequelle. Im vergangenen Jahr wurden der offiziellen Statistik zufolge 402,1 Millionen Tonnen gefördert, ein Teil davon geht auch nach Deutschland. Umweltschützer machen vor allem den Bergbau für massive Umweltverschmutzung in Sibirien verantwortlich. (dpa)

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