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Türkei: Mordfall Kardelen - Keine Auslieferung im Falle einer Festnahme des Tatverdächtigen

Der mutmaßliche Täter Ali K. hält sich mittlerweile in der Türkei auf. Die Ermittlungsbehörden in Istanbul wollen im Falle einer Festnahme, den mutmaßlichen Täter Alik K. selbst vor Gericht stellen.

Sollte der mutmaßliche Mörder der achtjährigen Kardelen in der Türkei gefasst werden, würde er nicht nach Deutschland ausgeliefert. Die türkischen Behörden hätten dies den deutschen Ermittlern bereits mitgeteilt, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Paderborn, Horst Rürup, am Donnerstag. Im Falle einer Festnahme planten die türkischen Behörden ein eigenes Strafverfahren gegen Ali K.. "Wir werden das selbstverständlich respektieren", sagte der Sprecher.

Polizei: Ali K. nach Izmir geflogen

Der 29-jährige Ali K. wird in der Türkei vermutet. Kardelen war Mitte Januar getötet worden. Wie jetzt bekanntwurde, war der unter dringendem Tatverdacht stehende Ali K. kurz nach der Tat vom Flughafen Köln-Bonn aus nach Izmir in die Westtürkei geflogen. "Es hat sich ein Hinweisgeber gemeldet, der den Mann zum Flughafen Köln-Bonn gefahren hat, von wo er nach Izmir abgeflogen ist", sagte ein Polizeisprecher in Paderborn.

Die türkischstämmige Kardelen war im Januar missbraucht und erstickt worden. Die Leiche des Mädchens war am 15. Januar in einem Waldstück am Möhnesee im Sauerland, 60 Kilometer von Paderborn entfernt, gefunden worden. Das Verbrechen hatte in Deutschland und auch in der Türkei Wut, Trauer und Entrüstung ausgelöst. Am Mittwoch hatte die Mordkommission mitgeteilt, dass die Spuren auf den 29 Jahren alten Türken Ali K. hindeuten, der in der Nachbarschaft von Kardelen und ihren Eltern wohnte.

Freunde bringen mutmaßlichen Täter zum Flughafen

Die deutschen Ermittler wollen nun gemeinsam mit den türkischen Behörden herausfinden, wohin Ali K. nach seiner Ankunft in Izmir gereist ist, hieß es. Er soll das Flugzeug gemeinsam mit seiner Frau bestiegen haben. Ali K. wird mit internationalem Haftbefehl gesucht. Ein Polizeisprecher betonte, dass man noch nicht wisse, ob sich Ali K. derzeit tatsächlich noch in der Türkei aufhalte.

Nach Angaben der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" brachten Freunde des mutmaßlichen Täters ihn zwei Tage nach der Tat zum Köln-Bonner Flughafen. Die Bekannten aus Herne hätte nichts von seiner mutmaßlichen Täterschaft gewusst. Bis 2007 wohnte Ali K. den Angaben zufolge in Herne-Wanne-Eickel. Einer der Zeugen berichtete dem Blatt, er habe am 13. Januar - einen Tag nach der Tat - einen Anruf von Ali K. erhalten. Dabei habe ihn K. aufgefordert, ihn vom Paderborner Bahnhof abzuholen. Er müsse sofort in die Türkei reisen, da sein dort lebender Vater schwer krank sei.

Möglicherweise zweite Person an Tat beteiligt

Mit seiner Frau wurde er zuletzt am Tag nach der Tat von Zeugen mit einem Rollkoffer in der Nachbarschaft gesehen. Am 14. Januar um 2:00 Uhr nachts soll K. dann zusammen mit seiner Frau von Köln/Bonn aus nach Izmir geflogen sein. Der Vater des möglichen Täters lebt in Aydin im Westen der Türkei, rund 80 Kilometer von Izmir entfernt.

Die entscheidende Spur zu dem mutmaßlichen Täter war laut Polizei eine Visitenkarte eines türkischen Juweliers, der Verwandte in Paderborn hat. Polizisten hätten sie am Fundort der Leiche am Möhnesee entdeckt, sagte der Leiter der Mordkommission, Jürgen Heinz. Am vergangenen Montag hatten Fahnder die Wohnung des 29-Jährigen in Paderborn durchsucht und genetische Fingerabdrücke, die mit am Fundort der Leiche entdeckten Spuren übereinstimmten, gefunden. Der Türke lebt seit 2001 in Deutschland. Seit 2002 ist er mit seiner 26 Jahre alten Frau verheiratet. Eine Tatbeteiligung der Ehefrau schließt die Polizei nicht völlig aus. (ml/dpa)

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