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Der Vulkan Mount Agung ist mittlerweile so aktiv, dass viele Menschen Atemschutzmasken tragen.

© imago/ZUMA Press

Vulkan Mount Agung auf Bali: Gefährlicher Riese

Einst starben durch den Ausbruch des Mount Agung auf Bali mehr als tausend Menschen. Nun rührt sich der Vulkan wieder..

Gewaltige Gewitterwolken scheinen seit einigen Tagen über dem 3142 Meter hohen Agung-Berg auf der Insel Bali in Indonesien zu stehen. Auch wenn dort die Regenzeit begonnen hat, stecken hinter diesen Wolkentürmen über dem Gipfel keine tropischen Wetterphänomene, sondern Kräfte, die aus den Tiefen der Erde nach oben dringen. Schließlich ist der Agung ein Vulkan, dessen gewaltiger Ausbruch zwischen Mai 1963 und Januar 1964 weit mehr als tausend Menschen das Leben kostete. 54 Jahre später rührt sich dieser Riese wieder.

Allerdings bisher erheblich schwächer: Während die dunklen Wolken damals weit mehr als 15 Kilometer hoch über dem Krater standen, waren es am Montag nur 3400 Meter. Was in den kommenden Tagen und Wochen weiter passieren wird, weiß allerdings derzeit niemand. Sicherheitshalber brachten die Behörden daher rund 100 000 Menschen aus der unmittelbaren Umgebung des Vulkans. Davon sind die zur Zeit rund 5500 bis 6000 deutschen Urlauber auf Bali allerdings nicht betroffen, weil sie ihre Ferien normalerweise weit weg vom Vulkan und außerhalb der gefährdeten Zonen in der Nähe der Küste verbringen.

Dabei nährt sich der Vulkan von Vorgängen, die gar nicht so weit weg von den Strandurlaubern weit draußen tief unter dem Meeresboden beginnen. Dort schiebt sich eine gigantische Platte, auf der unter anderem der gesamte Kontinent Australien und Teile von Neuseeland liegen, auf eine andere Platte mit Asien zu. Weil diese Bewegung mit wenigen Zentimetern im Jahr sehr langsam vor sich geht, merken die Menschen in Indonesien meist nichts davon. Dort wo Massen kollidieren, taucht die australische Platte unter die asiatische ab. Und das passiert bereits seit etlichen Jahrmillionen, so dass Teile der Australienplatte inzwischen mehrere hundert Kilometer tief in das Erdinnere eingedrungen sind.

„Bereits in Tiefen von 70 oder 80 Kilometern aber beginnt der mit nach unten gezogene Meeresboden Wasser auszuschwitzen“, erklärt der Vulkanologe Thomas Walter vom Deutschen Geoforschungszentrum (GFZ) in Potsdam. Zusammen mit anderen Substanzen wie zum Beispiel Kohlendioxid bildet dieses Schwitzwasser eine Art Flüssigkeit, die Geophysiker „Fluid“ nennen. Dieses heiße Fluid steigt durch winzige Risse und Klüfte nach oben und verändert dort die Zusammensetzung des Gesteins. Bei den immer noch hohen Temperaturen beginnen jetzt einzelne Kristalle zu schmelzen und es bildet sich eine Art Schwamm aus festen Gestein, in dessen Poren sich eine zähflüssige Masse befindet. In Indonesien steigen diese Masse dann nicht senkrecht, sondern schräg weiter nach oben, haben GFZ-Forscher herausgefunden. Je höher sie kommen, umso geringer wird der Druck des darüber liegenden Gesteins und umso mehr Bestandteile schmelzen.

Noch verhindert altes Material aus früheren Ausbrüchen eine Explosion

Am Ende dieses Schrägaufstieges liegt unter dem Vulkan dann in einer schwammartigen Struktur zähflüssiges Gestein. Im September 2017 verrieten mehr als tausend leichte Erdbeben am Tag den Forschern, dass sich diese Masse unter dem Agung weiter nach oben bewegt.

Dabei verringert sich der Druck weiter, das Fluid beginnt zu verdampfen und braucht viel mehr Platz als vorher. Noch aber verhindert altes Material aus früheren Ausbrüchen eine Explosion. „Das ähnelt dem Korken in einer Sektflasche“, erklärt Thomas Walter. Erst wenn man die Flasche schüttelt und den Korken entfernt, schießen Sekt und Gasbläschen in einer Mini-Eruption nach oben.

Beim Agung hat das alte Material zunächst offensichtlich gehalten. Inzwischen messen die Forscher viel weniger Erdbeben, zur Ruhe aber ist der Vulkan nicht gekommen. Seit dem 25. November steigen immer wieder Wolken aus Agung auf. Dabei könnte das Wasser der Regenzeit in die Tiefe gesickert sein und in der Hitze dort verdampft sein. Solche Dampfexplosionen aber reißen auch Stücke vom „Sektkorken“ weg, der den Vulkan noch verschließt. Immer wieder jagen auch Aschewolken aus der Tiefe nach oben, und färben die Blumenkohlwolken über dem Vulkan tiefschwarz.

Der Wind bläst diese Asche zum Teil weit vom Vulkankrater weg. Fliegt ein Flugzeug durch eine solche Wolke, kann die heiße Asche die Triebwerke stark beschädigen und ausfallen lassen. Aus diesem Grund wurde der internationale Flughafen von Bali geschlossen, auch auf der Nachbarinsel Lombok ist der Flugverkehr eingeschränkt. Und die Touristen sitzen erst einmal auf Bali fest.

Werden die Eruptionen stärker, erreichen die Aschewolken größere Höhen und je nach Wind könnte der Flugverkehr auch in anderen Städten Indonesiens eingeschränkt werden.

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