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Medien und Werbung: Was dürfen Journalisten?

Die WAZ-Mediengruppe hat einen neuen Verhaltenskodex für ihren deutschen Markt erarbeitet. Dabei soll die Trennung von Redaktion und Werbung geregelt werden.

Essen - "Der Kodex gibt künftig die Spielregeln vor, an die sich die Redakteure zu halten haben", sagte Unternehmenssprecher Paul Binder. Die WAZ-Gruppe reagiere damit auf Veränderungen in der Medienbranche. Der Verhaltenskodex, der unter anderem von Verlagsgesellschaftern, Geschäftsführung, Anzeigenleitung, Betriebsräten und zehn deutschen Chefredakteuren der Gruppe unterzeichnet wurde, enthält Regeln zu den Bereichen "Trennung von Redaktion und Werbung" und "Unabhängigkeit der Redaktionen".

"Lustreisen" sind untersagt

Das Reglement umfasst Bereiche wie die inhaltliche und optische Trennung von redaktionellem Teil und Anzeigen oder das Verbot von Koppelungsgeschäften, etwa Anzeigenverkauf gegen Zusage redaktioneller Beiträge. Redaktionsmitglieder dürfen zudem keine Geschenke annehmen, deren Wert über dem von geringfügigen Werbeartikeln liegt. Presserabatte über dem handelsüblichen Rahmen müssen der Chefredaktion angezeigt werden. Pressereisen auf Kosten von Veranstaltern müssen vor Zusagen kritisch geprüft werden. So genannte Lustreisen sind untersagt. Jedes Redaktionsmitglied erhält den Kodex und ein Exemplar der "Publizistischen Grundsätze" des Deutschen Presserates.

Geschäftsführer Bodo Hombach sagte, es werde eine stärkere, massivere Trennung gebraucht "zwischen dem, was Werbung, was der Versuch ist, Berichterstattung zu infiltrieren, und was journalistische Leistung ist". Die Kontrollfunktion der Medien sei unverzichtbar in Deutschland, aber auch in Südosteuropa. Dort ist die WAZ-Gruppe an zahlreichen Verlagen beteiligt. Dort wolle die Gruppe auch die Schulung der Redakteure vorantreiben.

Kein Verständnis für "korrupte" Journalisten

"Die WAZ ist zwar nicht der erste Verlag, der sich in Deutschland zu diesem Schritt entschieden hat", sagte der Geschäftsführer des Deutschen Presserates, Lutz Tillmanns. Die WAZ-Gruppe sei aber wohl derjenige Verlag, der seinen Verhaltenskodex mit der breitesten Unterstützung aller Verlagsbereiche präsentiere.

"Korrumpierter Journalismus hat für mich die gleiche Qualität wie ein korrupter Minister, wie ein durch Lobbyisteneinfluss geändertes Gesetz oder ein gekauftes Urteil", sagte Stephan Holthoff-Pförtner aus dem Kreis der Gesellschafter.

In der WAZ-Gruppe erscheinen 38 Tageszeitungen, darunter die "Westdeutsche Allgemeine Zeitung", sowie 108 Publikums- und Fachzeitschriften und 133 Anzeigenblätter. Im Ausland ist die Gruppe vor allem in Österreich und Südosteuropa engagiert.

www.waz-mediengruppe.de (tso/dpa)

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