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Erfahrungsbericht: Einmal Windhoek und zurück

Als Studentin in der namibischen Hauptstadt

„Ich gehe nach Namibia!“ Als meine Mutter ihre Sprache wiederfand, glühte ich längst für meine Idee ein halbes Jahr in Windhoek zu studieren. Namibia gilt als politisch stabil. Afrika für Einsteiger eben. Mein Visum erreichte mich leider nicht rechtzeitig. Doch die Universität setzte sich für meine Einreise ein, so dass mich die unwirsche Beamtin am Windhoeker Flughafen letztlich durchwinkte. Meine erste Namibia-Lektion: Die afrikanischen Uhren ticken etwas langsamer.

Meine Befürchtung, was die Versorgungslage in Windhoek anging, zerschlug sich schon auf meinem ersten Ausflug in das gut sortierte Einkaufszentrum. Hier fand ich Ostseebutter und Thüringer Pflaumenmus: Ein Stück Heimat an der Ladentheke.

Gewöhnungsbedürftig erschienen mir die unzähligen Sammeltaxis. Als ich das erste Mal in eines dieser abenteuerlichen Fahrzeuge stieg um zur Uni zu fahren, kutschierte mich der Fahrer durch die ganze Stadt. Doch das Geschäft erwies sich diesen Tag als schwierig, niemand wollte zusteigen. Mein Chauffeur gab auf, und ich war erleichtert, als ich in der Ferne endlich den Campus erkennen konnte. Ich saß noch oft, eingeklemmt zwischen anderen Fahrgästen, auf der Rückbank eines solchen Taxis. Angekommen bin ich immer.

Die ökonomisch besser gestellten, meist weißen Windhoeker legen jeden Schritt mit dem eigenen Auto zurück. Benzin ist billig, Radfahren unüblich. Fußgängerwege außerhalb des Stadtzentrums sind eine Seltenheit. Es sind jedoch nicht nur die Fortbewegungsgewohnheiten, die Schwarz und Weiß trennen. Vor allem in den Stadtteilen mit gut situierten Bewohnern sind die privaten Sicherheitsvorkehrungen immens. In Katutura, dem Armutsviertel, kommt man hingegen auch ohne Stacheldraht aus. Wenn die Sonne langsam untergeht, treffen sich hier Jung und Alt in Shebeens, illegal betriebenen Kneipen. In den kleinen Blechverschlägen trinkt man nach deutschem Reinheitsgebot gebrautes Bier. An den Wänden hängen bunte Poster und werben für geschützten Geschlechtsverkehr. Kondome sind unbeliebt und Aids ist das Problem Nr. 1 in Namibia. Jeder fünfte der rund zwei Millionen Einwohner ist HIV infiziert. Doch es gibt sie, die jungen zuversichtlichen Windhoeker, die ihr Land voranbringen wollen. Ich bin froh, sie zu kennen. Jasmin Rietdorf

Jasmin Rietdorf

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