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Woody Allens Favorit. Im Casa Fuster in der katalanischen Metropole drehte er „Vicky Cristina Barcelona“.

© Leading Hotels

„Filmhotels“: Glamour hat Geschichte

Reif für den Oscar: Die 85 Drehorte in den „Leading Hotels oft the World“.

Im Buchladen von Notting Hill beginnt eine der schönsten Kino-Liebesgeschichten der Welt. Anna Scott, gespielt von Julia Roberts, verguckt sich in den verstrubbelten Buchhändler Will Tacker (Hugh Grant). Er bewohnt ein unaufgeräumtes Apartment, sie, die schöne Hollywood-Schauspielerin, logiert standesgemäß in The Ritz. Kein anderes Hotel in London, so die Filmproduzenten, war derart luxuriös und typisch britisch. Eine Location wie aus dem Bilderbuch. The Ritz gehört zu den Leading Hotels of the World (LHW), eine Allianz von Luxushotels, die 1928 gegründet wurde. 430 dieser Häuser gehören dem hochkarätigen Verbund heute an. Und 85 von ihnen haben es seither als Filmschauplatz auf die Leinwand geschafft.

Dem Pariser Le Bristol gelang es 2011 in dem Woody-Allen-Streifen „Midnight in Paris“. Und der Regisseur macht fast einen Werbefilm für das Hotel daraus. Die Fassade des Gebäudes nebst Schriftzug erscheinen im Film, in einigen Szenen tragen Schauspieler Bademäntel des Hotels. Und dann verläuft sich auch noch eine Filmfigur und fragt Passanten nach dem Weg ins Bristol. Wenn das keine Reklame ist! Im selben Jahr wird das Zürcher Hotel The Dolder Grand zum Drehort des Films „Verblendung“ mit Daniel Craig und Rooney Mara.

Das ursprüngliche „Curhaus“ von 1899 wurde erst vor wenigen Jahren mit gläsernen Anbauten des Londoner Architektenteams „Foster and Partners“ aufwendig restauriert. Es thront hoch über der Stadt in schönster Hanglage, die spektakuläre Auffahrt wurde selbstverständlich auch filmisch in Szene gesetzt. Auch das Andy-Warhol-Bild an der Rezeption werden Hotelgäste im Streifen „Verblendung“ wiedererkennen. Aber – wird sich jener denken, der im Dolder Grand schon logierte – wieso durfte sich die Hauptdarstellerin in ihrer Suite eine Zigarette anzünden? Durfte sie gar nicht. Im Hotel ist das Rauchen streng verboten. Daher musste die Szene in der Nachbearbeitung digital eingefügt werden.

Hitchcock hatte eine Schwäche für noble Hotels

Schon 1925 machte Alfred Hitchcock ein späteres Leading Hotel berühmt. Er gab im Villa D’Este am Comer See mit „Irrgarten der Leidenschaft“ sein Regiedebüt. In einer Schlüsselszene sind das Mosaik im Garten und die Anlegestelle des Hotels zu sehen. Der große Regisseur hatte eine Schwäche für noble Hotels. Seinen Streifen „Der Mann, der zu viel wusste“ (1956) ließ er im La Mamounia in Marrakesch spielen. Das legendäre Palasthotel ist, geschützt hinter den Mauern der Altstadt liegend, noch immer eine beliebte Adresse für scheue Prominente.

Nicht nur die Leading Hotels feiern jetzt ihren 85. Geburtstag, auch die Oscars der Academy of Motion Art and Pictures werden an diesem Sonntag zum 85. Mal in Los Angeles verliehen. Da hatten pfiffige Marketingexperten der LHW die Idee, Geschichten und Anekdoten über ihre „Filmhotels“ auf einer umfangreichen Website zusammenzustellen. Dort erfährt man dann, dass die „Schicksalsjahre einer Kaiserin“ (1957) auch in den Gärten und Anlagen des Hotels Caruso in Ravello gedreht wurden. Es heißt, dass viele Einwohner des italienischen Ortes vor den Eingangstüren des Hotels gewartet hätten, um einen Blick auf Romy Schneider zu erhaschen.

Woody Allen, der eine europäische Metropole nach der anderen beweihräuchert, hat sich für seinen Barcelona-Film das Casa Fuster ausgesucht. Der Mann hat Geschmack. Und weil er mit Klarinette anreiste und im Café Vienes ein paar Gigs gab, organisiert der Hotelmanager an Ort und Stelle nun regelmäßig Jazzkonzerte.

In zahlreichen Filmen traten auch Hotelangestellte auf. Im Liebesfilm von 1999 im Ritz war es der Chefportier Michael De Cozar. Er ist noch im Dienst. Und wenn seine Gäste es wünschen, legt er in ihren Zimmern eine DVD ein: „Notting Hill“. Filme gucken am Originalschauplatz, ein Fest für jeden Cineasten. Auch wenn man bei den Leading Hotels dabei oft recht tief in die Tasche greifen muss.

Mehr dazu im Internet unter: LHW.com/InTheMovies

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