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Mit den derzeit notwendigen Hygienemaßnahmen greifen wir den pH-Wert der Haut massiv an.

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Trockene Hände: Eine Expertin erklärt, was der Haut hilft

Das viele Händewaschen schadet der Haut. Was man tun kann, verrät Spa-Managerin Jenny Pospieszny im Interview

Von Julia Prosinger

Jenny Pospieszny, 38, ist stellvertretende Managerin des Cowshed-Spa im Souterrain des Berliner Soho House.
Frau Pospieszny, Sie arbeiten in einem der angesagtesten Spas Berlins. Bitte sagen Sie uns, was wir mit unseren vom ständigen Waschen und Desinfizieren geschädigten Händen tun sollen?
Unsere Hände brauchen jetzt viel Pflege. Wir sollten sie direkt nach dem Desinfizieren und Waschen eincremen, da nimmt die Haut das am besten auf. Ich rate auch dazu, lieber häufiger zu cremen, dafür mit kleinen Mengen. Und unbedingt auf scharfe Reinigungsmittel verzichten und beim Putzen Handschuhe tragen.

Warum sind unsere Hände überhaupt so rau?
Unsere Haut ist von einem natürlichen Säureschutzmantel umgeben, der von Talg und Schweißdrüsen gebildet wird. Dieser PH-Wert liegt regulär bei 5,5. Mit den derzeit notwendigen Hygienemaßnahmen greifen wir diesen Wert massiv an. Im Desinfektionsmittel ist Alkohol, der schädigt die körpereigene schützende Lipidschicht. Hinzu kommt, dass wir noch immer recht kalte Temperaturen haben, aktuell ja auch wieder Minusgrade. Wir halten uns vermehrt drinnen auf die trockene Luft bedingt durch das viele Heizen tut ihr Übriges.

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Woran erkennt man die richtige Creme und woran die richtige Seife?
Ich würde eine Handcreme wählen, die keine Farbstoffe oder Parfüm enthält, keine Parabene, also nichts, was die Haut zusätzlich reizen könnte. Auch bei den Seifen sind natürliche Produkte besser, die findet man oft auf den Wochenmärkten. Wichtig ist, dass die Inhaltsstoffe in der Herstellung nicht zu schnell erhitzt wurden, der Prozess  also langsam war. Oft steht drauf: Feuchtigkeitsspendend - das ist jetzt das richtige. Und wenn man sich schon eine neue kauft, kann man gleich darauf achten, dass sie nicht an Tieren getestet wurde, ihre Verpackung recyclebar ist und kein Mikroplastik enthält - das lässt sich beispielsweise mit der App „CodeCheck“ testen. Die scannt den Barcode und sagt einem wie schädlich das Produkt für unsere Umwelt ist. Außerdem könnte man darauf achten, dass die Seife zu 100 Prozent vegetarisch ist. Früher hat man Knochen ausgekocht, um die Laugen herzustellen, heute geht das glücklicherweise mit pflanzlichen Stoffen.

Eine gute Alternative ist Olivenöl, sagt Jenny Pospieszny.
Eine gute Alternative ist Olivenöl, sagt Jenny Pospieszny.

© privat

Wenn man den Weg zur Drogerie meiden will, kann man sich mit Hausmitteln aus dem Kühlschrank behelfen?
Man kann einfach ein gutes Olivenöl benutzen, die Hände eincremen, Baumwollhandschuhe drüber ziehen - idealerweise über Nacht einziehen lassen, aber auch 30 Minuten haben schon einen Effekt: die Hände werden wieder weich und geschmeidig.  Die Handschuhe kann man dann einfach in die Waschmaschine stecken. Olivenöl ist ganz reich an Antioxidantien und hilft deshalb auch gleichzeitig gegen die Hautalterung. Alternativ empfehle ich Kokosfett, das kann man auch statt Creme mehrfach am Tag verwenden, und wenn jetzt die Frühlingssonne kommt, ist es besonders praktisch: es enthält einen natürlichen Sonnenschutz. Wenn man täglich im Beruf Einweghandschuhe tragen muss, kann es auch helfen die Hände drunter dick einzucremen, denn unter dem Latex trocknen sie noch stärker aus.

Auch die Kosmetikstudios, wie Ihr Cowshed-Spa, haben derzeit auch geschlossen. Kann man das zu Hause ersetzen?
Lassen Sie sich von Ihrem Partner die Hände mit Creme massieren! Er soll auch die Nagelhaut nicht vergessen. Die muss man übrigens nicht abschneiden, das können die Profis besser. In der Drogerie gibt es die kleinen Holzstäbchen, es genügt, sie damit erstmal zurückzuschieben. Homeoffice ist auch die Zeit, die Haare einfach mal ein paar Tage nicht zu waschen, damit die Kopfhaut sich erholen kann. Auf Handpeelings mit Meersalz oder Zitrone würde ich derzeit verzichten, weil die Hände eh schon beansprucht genug sind, das brennt dann schnell. Was geht, ist ein Peeling aus Kaffeepulver, das nicht zu grob gemahlen ist. Hier wieder mit Kokosfett oder Olivenöl mischen. Allerdings nicht häufiger als ein Mal im Monat anwenden. Generell geht es unserer Haut gerade nicht so gut. Viele von uns fühlen sich durch die Situation gestresst oder bedrückt. Die Haut reagiert darauf. Es ist jetzt schön, Gesichtsöle statt Cremes zu verwenden. Himbeerextrakte und Rosenöl sind super und unterstützen die Haut bei vorzeitiger Alterung. Auch zum Baden kann man ein Öl hernehmen, anstelle eines Schaums. Teebaum- oder Lavendelöl wirken ausgleichend.

Gibt es eine Möglichkeit, die Haut von innen zu unterstützen?
Viel trinken - das vergisst man zur Zeit leicht, weil alle Routinen aufgehoben sind. Unsere Zellen brauchen aber Wasser, um arbeiten zu können. Den Tee, den man sich morgens im Büro an den Schreibtisch stellt, sollte man sich auch zu Hause machen. Viel Obst und Nüsse essen, die unterstützen die Haut bei der Abwehr von freien Radikalen. Beta-Carotin in Karotten und Süßkartoffeln zum Beispiel stärken die Haut gegen Sonneneinstrahlung. Und, was einem zum Risikopatienten bei Covid-19 macht, das Rauchen, ist auch für die Haut nicht besonders gut.

Welche Nagellackfarbe hilft am besten gegen den Blues dieser Tage?
Ganz eindeutig: Pastelltöne. Sich mit rosa, hellblau und gelb das Gefühl geben, dass der Frühling da ist. Macht gute Laune.

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