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Leider haben nicht alle Schülerinnen und Schüler die finanziellen Möglichkeiten am Unterricht der US-Eliteunis teilzunehmen.

© Ingo Wagner dpa/lni

US-Bildungssystem: Das Ende der Chancengleichheit

Eltern in den USA sollen ihren Kindern illegal Zugang zu Universitäten verschafft haben. Ein Ausdruck des ungerechten US-Bildungssystems. Ein Kommentar.

Es geht um Betrug, Korruption und Geldwäsche. Vermögende Eltern wie „Desperate Housewives“-Star Felicity Huffman und „Full House“-Mutti Lori Loughlin sollen ihre Kinder in Elite-Universitäten eingekauft haben. Eine Reihe von Prozessen beginnt in den kommenden Wochen. Huffman gestand ihr Vergehen bereits vor Gericht, am 21. Mai wird ihre Anhörung fortgesetzt. Loughlin hingegen leugnete ihre finanzielle Zuwendung und riskiert einen schmutzigen Prozess - in der Folge drohen bis zu 40 Jahre Gefängnis.

Die rechtliche Grauzone der Zugangsmöglichkeiten zu US-Hochschulen ist mittlerweile derart ausgedehnt, dass einige der Beschuldigten ihr Verhalten gar nicht als illegal empfinden. Dieses fehlende Unrechtsbewusstsein zeigt, dass es in den USA längst als normal angesehen wird, dass nicht mehr die Besten, sondern die Wohlhabendsten immatrikuliert werden.

Bislang sind 33 Elternteile beschuldigt, große Geldbeträge an Sportlehrer und andere Mitglieder von Elite-Universitäten gezahlt zu haben. Zwischen 200.000 bis 6,5 Millionen Dollar sollen unter dem Tisch an der Georgetown University, in Yale und Stanford geflossen sein. So konnten Eltern die Aufnahmetests ihrer Sprösslinge aufbessern und Lernstörungen vortäuschen, um mehr Zeit bei Aufnahmetests zu erhalten. Loughlin meldete ihre beiden Töchter in einem Ruderteam an, obwohl diese noch nie ein Ruder in der Hand hielten. Ihre Töchter gelangten schließlich über ein Sportstipendium an die Universität.

Bestechung ist Teil des Zulassungssystems

Der Journalist Daniel Golden beschrieb 2005 in seinem Buch „The Price of Admission“ die frappierenden, sozialen Ungerechtigkeiten im US-Bildungswesen. Darin legt er da, dass wohlhabende Familien ohnehin die Zielgruppe der Elite-Universitäten seien. Hohe Studiengebühren sind bereits die erste Hürde für Kinder aus ärmeren Familien – ohne Ersparnisse, bringen auch gute Noten nichts. Abgesehen von einigen Stipendien, gibt es in den USA keine staatliche Unterstützung für Studierende. Zudem werden Nachkommen von Absolventen durch die sogenannte „legacy preference“ beim Verfahren bevorzugt. Hier zählt der Familienname, nicht die persönliche Leistung.

Die enge Beziehung zu den Alumni ist ebenfalls ein Vorteil der Elite. Die Verbundenheit der Hochschulen zu Ehemaligen nutzen beide Parteien zum Eintreiben von Spenden – oft unter der Prämisse, dass die Kinder der Alumni wiederum immatrikuliert werden. Für Arbeiterfamilien besteht diese Zulassung über Vitamin-B selbstverständlich nicht. Vielleicht sollten in den kommenden Prozessen darum auch Repräsentanten des US-Bildungssystems zur Rede gestellt werden.

Salonika Hutidi

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