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Gesundheit: Die Lehre ist Chefsache

Humboldt-Uni will sich steigern

Besuch vom Chef – seit einigen Monaten kommt der Präsident der HumboldtUniversität Berlin zu kurzen Stipvisiten in die Kurse seiner Dozenten. Jürgen Mlynek will sich selbst davon überzeugen, ob die Studenten mit der Lehre einverstanden sind. „Haben Sie das Gefühl, im Mittelpunkt zu stehen?“ fragt er und nimmt in 15 Minuten die Antworten zu Protokoll. Mlynek will sich erst zufrieden geben, wenn 80 Prozent der Studenten auf seine Frage mit „Ja“ antworten können. Bis dahin bleibt noch einiges zu tun, gestand Mlynek am Donnerstag ein, als er gemeinsam mit seinen Vizepräsidenten ein Resümee der vergangenen zwei Jahre zog.

Doch habe die Unileitung den Zug ins Rollen gebracht. Die Zahl der Langzeitstudenten sei gesenkt worden. Nicht durch Zwangsexmatrikulationen, sondern durch Gespräche. So seien Studenten, die einfach keinen Betreuer fürs Examen gefunden hatten, doch noch ans Ziel gekommen. In Zukunft soll die Satzung der Universität verbindlich festschreiben, wie oft Dozenten ansprechbar sein müssen und wie lange sie zum Lesen einer Klausur brauchen dürfen.

Die Humboldt-Universität will nun auch den Doktoranden Beine machen. Sie sollen in Zukunft in Graduate Schools forschen und unter regelmäßiger Qualitäts- und Zeitkontrolle innerhalb von drei Jahren das Ziel erreichen. Um die Qualität von Lehre und Forschung zu sichern, haben bereits interne wie externe Evaluationen verschiedener Fachbereiche begonnen. Fachbereiche, die ihre Schwächen angehen, werden fortan mit zusätzlichem Geld belohnt. Doch wird auch die Verwaltung der Humboldt-Uni evaluiert werden, bis zum Kuratorium und Präsidium.

Im Kopf nicht richtig aufgestellt

Die Universität muss sich nach Ansicht ihres Präsidenten nicht mehr den Vorwurf gefallen lassen, „im Kopf nicht richtig aufgestellt zu sein“. Das treffe eher auf die Berliner Politik zu: „Es gibt hier keine Wissenschafts-, sondern nur eine Sparpolitik“, sagte Mlynek. „Es wäre schön, wenn der Regierende Bürgermeister die Universitäten nicht immer nur als Kostgänger darstellen würde.“ Während die Hochschulen sich mehr Autonomie wünschten, drohe mit der Novelle des Berliner Hochschulgesetzes eine neue Überregulierung, die selbst die Details bei Disputationen vorschreiben wolle.

Noch mehr fürchten die Hochschulen die Verhandlungen um die neuen Hochschulverträge mit dem Senat. Finanzsenator Sarrazin will keinen Bereich in der Stadt von einer weiteren Kürzung um 20 Prozent ausnehmen. Das Ziel der Hochschulen ist es, die Verträge in Zukunft über zehn statt nur über drei Jahre abzuschließen, um planen zu können. Um Mieten zu sparen, will die Humboldt-Universität ihre in der Stadt verstreuten Einrichtungen zunehmend konzentrieren. Die Philologien sollen an der Luisenstraße in den einstigen Gebäuden der Tiermediziner unterkommen, die Germanisten an der Dorotheenstraße. Für die Universitätsbibliothek wird es einen Neubau an der Geschwister-Scholl-Straße geben. akü

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