zum Hauptinhalt

Gesundheit: Schnee von heute

Studie: Klimaänderung lässt Niederschläge steigen

Die Schneefälle im Himalaja und im Karakorum-Gebirge nehmen seit 150 Jahren kräftig zu, wie Autoren um Kerstin Treydte (Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft in Zürich) im Magazin „Nature“ (Band 440, Seite 1179) melden. Als Ursache kommt die Industrialisierung in Betracht.

Bei der Beschreibung des Klimawandels konzentrierten sich Klimaforscher bisher meist auf vielerorts steigende Temperaturen. Im letzten Bericht des Weltklimarates IPCC kommen die Niederschläge der Vergangenheit gar nicht vor. Dabei sind solche Änderungen meist gravierender als steigende Temperaturen: Regnet es nicht, verdorrt die Ernte. Fällt aber mehr Nass vom Himmel, richten Hochwasser oft riesige Schäden an.

Niederschläge lassen sich viel schwerer bestimmen als Temperaturen, zuverlässige Werte haben daher bereits für das 20. Jahrhundert in vielen Weltregionen eher Seltenheitswert. Über die Niederschläge des vergangenen Jahrtausends ist fast nichts bekannt, erklärt Gerald Haug, der sich am Geoforschungszentrum in Potsdam mit dem Klima der Vergangenheit beschäftigt.

Kerstin Treydte wollte diese Lücke ein wenig schließen. Noch als Doktorandin am Forschungszentrum Jülich fällte sie im äußersten Norden Pakistans in Höhen zwischen 2900 und mehr als 3700 Metern über dem Meeresspiegel Wacholderbäume der Art Juniperus excelsa. Regnet es mehr, sinkt der Gehalt des Sauerstoff-18-Isotops im Wasser. Und da Wacholderbäume Niederschlagswasser zum Wachsen brauchen, findet sich dann auch im Holz des Jahrringes dieser Bäume weniger Sauerstoff-18. Vor allem in ihrem jüngsten Wachholderholz fand die Klimaforscherin Hinweise auf eine Zunahme der Niederschläge.

Kombiniert mit ihrer Isotopenanalyse konnte Treydte den Niederschlag für mehr als 1150 Jahre zwischen 826 und 1998 im Hochgebirge des nördlichen Pakistans ermitteln: In den ersten 1000 Jahren dieses Zeitraums schwankten die Niederschläge zwar erheblich. Ein Trend zeichnete sich aber nicht ab, langfristig änderte sich wenig. Erst als vor 150 Jahren in Europa und Nordamerika die Industriebetriebe aus dem Boden schossen und anfingen, massenhaft Kohle und Öl zu verfeuern, gab es mehr Niederschläge in Zentralasien.

Dieses Ergebnis deckt sich hervorragend mit den wenigen anderen Niederschlagsmessungen, die bisher für den Globus gemacht wurden. So schwankten auch in Süddeutschland die Niederschlagswerte seit 1500 lange um einen Mittelwert, bevor sie am Ende des 19. Jahrhunderts kräftig anstiegen. Ähnlich sieht es für die letzten 1000 Jahre im Nordosten Chinas und in den Monsungebieten im Südwesten Asiens aus. Einzig der Westen Nordamerikas bildet eine Ausnahme. Dort kühlt die Klima-Anomalie El Niño seit Anfang des 20. Jahrhunderts zunehmend das Wasser. Dadurch verdunstet auch weniger, und die Niederschläge entlang der Pazifikküste der USA gehen zurück. Immer weniger Wasser führt seither der Colorado, schon in den nächsten Jahren und Jahrzehnten könnte daher in Los Angeles das Wasser knapp werden, wie Haug befürchtet.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false