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80. Jahrestag des D-Days: Biden sieht Demokratie mehr gefährdet denn je seit Ende des Zweiten Weltkriegs
Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine steht auch bei den Erinnerungen an den Sieg der Alliierten über Nazi-Deutschland im Fokus. Der US-Präsident warnt Putin.
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Eine klare Ansage auch in Richtung Russland: US-Präsident Joe Biden hat bei der Gedenkfeier in Frankreich zum 80. Jahrestag des D-Days vor der Gefährdung der Demokratie gewarnt. „Wir leben in einer Zeit, in der die Demokratie weltweit mehr gefährdet ist denn je seit Ende des Zweiten Weltkriegs“, sagte Biden am Donnerstag in Colleville-sur-Mer. Er nahm dort an der Gedenkfeier für die bei der Landung der Alliierten getöteten US-Soldaten teil.
„Hier haben wir bewiesen, dass die Kräfte der Freiheit stärker sind als die Kräfte der Eroberung“, sagte Biden mit Blick auf den Militäreinsatz am 6. Juni 1944, der den Weg für den Sieg der Alliierten über Nazi-Deutschland bereitete. Der D-Day habe auch gezeigt, wie wichtig Bündnisse seien. „Isolationismus war vor 80 Jahren keine Antwort und ist auch heute keine“, sagte Biden in Anspielung auf die Bedeutung der Nato.
Der Kampf zwischen Diktatur und Freiheit endet nicht. Hier in Europa sehen wir ein krasses Beispiel.
Joe Biden, US-Präsident
„Was die Alliierten hier vor 80 Jahren getan haben, ging weit über das hinaus, was wir alleine hätten tun können“, sagte Biden und weiter: „Das war eine eindrucksvolle Illustration davon, wie Bündnisse, echte Bündnisse, uns stärker machen.“ Er hoffe, dass Amerika dies nie vergessen werde.
Die USA und die Nato würden sich nicht der Krise in der Ukraine entziehen, sagte Biden weiter. Die Ukraine, die sich im Krieg mit Russland befindet, sei von einem „Tyrannen“ überfallen worden, der auf Herrschaft aus sei, sagte Biden mit Blick auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin. „Der Kampf zwischen Diktatur und Freiheit endet nicht. Hier in Europa sehen wir ein krasses Beispiel“, sagte Biden.
„Wir werden uns nicht beugen, wir können uns den Tyrannen nicht ergeben, das ist einfach undenkbar. Wenn wir das tun, wird die Freiheit unterdrückt, ganz Europa wird bedroht sein“, sagte Biden.
Biden erinnerte an den Einsatz der D-Day-Kämpfer von damals und mahnte: „In Erinnerung an die, die hier gekämpft haben, hier gestorben sind, wortwörtlich hier die Welt gerettet haben: Lasst uns ihrem Opfer würdig sein.“
Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron danke den damals eingesetzten Soldaten. „Sie haben alles verlassen und alle Risiken für unsere Unabhängigkeit, für unsere Freiheit auf sich genommen. Das werden wir nicht vergessen“, sagte Macron am Donnerstag auf dem amerikanischen Soldatenfriedhof in Colleville in Anwesenheit von Biden und rund 170 Veteranen.
„Die freie Welt brauchte jeden von Ihnen und Sie sind gekommen“, sagte der Präsident. „An unserer Seite haben Sie diesen Krieg geführt und wir haben ihn gewonnen.“

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Macron zeichnete elf hochbetagte US-Veteranen für ihren damaligen Einsatz als Ritter der Ehrenlegion aus. Wenn eben möglich, standen die in Rollstühlen sitzenden Männer auf, um die hohe Auszeichnung entgegenzunehmen. „Sie sind hierhergekommen, also sind Sie für immer zu Hause, auf dem Boden Frankreichs, und wir vergessen nicht“, sagte Macron.
Frankreich werde die britischen Truppen, die am D-Day gelandet seien, sowie ihre Waffenbrüder nie vergessen. „Dieser Glaube an die Freiheit, den sie nie verloren haben, diese ständige Selbstlosigkeit und Aufopferung leiten uns und sind uns eine Pflicht.“
Auch der britische König Charles III. würdigte den Einsatz der alliierten Soldaten. „Sehr viele von ihnen kamen nie nach Hause. Sie verloren ihr Leben an den Landungsstränden des D-Days und in den vielen folgenden Schlachten“, sagte der 75-jährige Monarch in Ver-sur-Mer. Dafür werde den Gefallenen und allen, die damals dienten, mit tiefster Dankbarkeit gedacht, so der König.
Auch König Charles III. fordert Kampf gegen Tyrannei
„Freie Nationen müssen zusammenstehen, um sich der Tyrannei zu widersetzen“, sagte Charles. Das sei die Lehre aus der Landung der Alliierten in der Normandie.

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Der britische König, seine Frau Königin Camilla (76) und Thronfolger Prinz William (41) waren für den Jahrestag am Donnerstag nach Frankreich gereist. Für Charles war es die erste offizielle Auslandsreise seit Bekanntwerden seiner Krebserkrankung im Februar.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte zuvor die Landung der Alliierten in der Normandie 1944 als „Tag der Befreiung“ für Frankreich, viele andere besetzte Länder Europas, aber auch für Deutschland gewürdigt.
Scholz schlägt ebenfalls Bogen zum Krieg gegen die Ukraine
Das Datum markiere „den Anfang vom Ende des menschenverachtenden Systems des Nationalsozialismus, von dessen Rassenwahn und Militarismus, von Vernichtungswillen und imperialistischen Fantasien“, schrieb Scholz in einem am Donnerstag veröffentlichten Beitrag für die französische Zeitung „Ouest France“ anlässlich des 80. Jahrestags.
Der Mut der Befreier habe Deutschland den Weg zu Demokratie und Freiheit, zu Wohlstand und Rechtsstaatlichkeit geebnet. „Ihr Mut eröffnete uns Deutschen die Chance auf einen Neuanfang.“
Scholz wurde am Donnerstag zu der zentralen Gedenkfeier am Landungsstrand Omaha Beach in der Normandie erwartet. „Dass ich heute als deutscher Bundeskanzler an den Gedenkfeierlichkeiten teilnehmen darf, ist alles andere als selbstverständlich“, schrieb der Kanzler.
„Es ist Ausdruck des geeinten Europas und zeigt die Beständigkeit unserer transatlantischen Partnerschaft.“ Seine Teilnahme zeuge auch von der tiefen deutsch-französischen Verbundenheit, die in den Jahrzehnten nach Kriegsende immer weiter gewachsen sei.
Scholz schlug in seinem Beitrag auch den Bogen zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. „Für Deutschland und unsere Partner und Alliierten ist klar: Der brutale russische Imperialismus darf keinen Erfolg haben. Und er wird keinen Erfolg haben, weil wir die Ukraine weiter in ihrem heldenhaften Abwehrkampf unterstützen, solange es nötig ist.“ (AFP, dpa)
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