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Geschäfte in Khartum sind geschlossen, Lebensmittel werden knapp.

© dpa/Marwan Ali

Blutige Kämpfe im Sudan: Wie Bürger in Khartum Selbsthilfe organisieren

Im Sudan tobt ein brutaler Machtkampf zwischen Armee und Paramilitärs. In der Hauptstadt Khartum sitzen Tausende fest – und versuchen nun, sich gegenseitig zu helfen.

Trotz der Feiern zum Ende des Fastenmonats Ramadan gehen in der sudanesischen Hauptstadt Khartum die heftigen Kämpfe weiter. Dort stehen sich die Miliz RSF („Rapid Support Forces“) und Angehörige der staatlichen Streitkräfte SAF in schweren Gefechten gegenüber. Am Freitag meldeten Anwohnerinnen und Augenzeugen schweren Beschuss und Explosionen in Khartum sowie im benachbarten Omdurman.

Der Gebetsruf aus der Moschee sei durch das „groteske Stakkato von Bombardierung/Gegenfeuer“ unterbrochen worden, schrieb die sudanesische Aktivistin Kholood Khair bei Twitter. „Welche Hoffnung es auch immer gab, dass Sudans Generäle an diesem heiligen Tag Gnade zeigen würden, sie wurden enttäuscht.“ Die RSF-Miliz hatte per Twitter zunächst eine Waffenruhe angekündigt, die jedoch nicht eingehalten wurde.

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Nach UN-Angaben sitzen in Khartum Tausende in ihren Häusern fest – oft ohne Strom, fließend Wasser, Nahrung und Medikamente.

Machtkampf zweier Generäle

In den sozialen Netzwerken versuchen zahlreiche Bürgerinnen und Bürger nun, gegenseitige Hilfe zu organisieren. Sie teilen ihre Telefonnummern und Angaben darüber, wo Bedürftige Wasser und Lebensmittel abholen können.

Ein Nutzer bietet Brot an, 750 Körbe voll, so schreibt er. Ein Korb reiche für eine sechsköpfige Familie. Eine andere Twitter-Nutzerin teilt einfach ein Bild von Insulin-Spritzen – und schreibt ihre Handynummer dazu. Rund 10 Millionen Menschen wohnen in der Gegend rund um Khartum.

In Khartum sitzen Tausende in ihren Häusern fest, ohne Versorgung.

© dpa/Marwan Ali

Viele der Engagierten dürften zur Pro-Demokratie-Bewegung zählen, die sich 2019 aus Protest gegen den damaligen Langzeitherrscher Omar al Bashir formiert hatte. Sie wollen in der akuten Not nun Hilfe leisten.

Die aktuellen Kämpfe haben am Samstag begonnen, nachdem ein geplantes Abkommen zur Integration der RSF-Miliz in die reguläre Armee gescheitert war.

Hintergrund ist ein länger schwelender Machtkampf zwischen dem Armeechef und De-facto-Präsidenten Abdel Fattah al-Burhan und seinem Vize, dem Milizenführer Mohammed Hamdan Daglo.

General Abdel-Fattah Burhan.

© dpa/Uncredited

General Mohamed Hamdan Dagalo, genannt „Hemetti“

© imago/ITAR-TASS/IMAGO/Russian Foreign Ministry Press S

Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO sind seit Ausbruch der Gewalt 410 Menschen getötet worden, mehr als 3500 wurden verletzt.

Druck von außen

Die internationale Gemeinschaft versucht, Druck auf die beiden Generäle auszuüben. UN-Generalsekretär Antonio Guterres forderte bereits am Donnerstag anlässlich des endenden Ramadans eine mindestens dreitägige Waffenruhe.

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) wendete sich via Twitter an die verfeindeten Generäle. Ihre Botschaft: „Die Gewalt in Sudan muss enden.“

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Die Bundeswehr bereitet einen neuen Versuch vor, die rund 150 Deutschen im Land sowie Bürgerinnen und Bürger der EU auszufliegen, wie ein Sprecher des Verteidigungsministeriums der Deutschen Presseagentur sagte. Ein erster Evakuierungsflug musste am Mittwoch abgebrochen werden, da auf dem Flughafen von Khartum gekämpft wird. Der Landweg gilt als zu gefährlich.

Dem Sudan droht indes der Zusammenbruch der Gesundheitsversorgung. Hilfsorganisationen in dem seit Jahren von Krisen geplagten Land müssen ihre Arbeit einstellen. Schon vor der aktuellen Krise waren laut UN rund 16 Millionen der 46 Millionen Sudanesinnen und Sudanesen auf Hilfe angewiesen. Rund drei Millionen Binnenflüchtlinge gibt es im Land, vor allem in der südwestlichen Krisenregion Darfur.

Wegen früherer Konflikte gibt es im Land mehr als drei Millionen Flüchtlinge. Nun kommen jeden Tag neue hinzu. Tausende sollen jeden Tag die Hauptstadt Khartum verlassen. Auch die Helferinnen und Helfer selbst sind gefährdet.

So meldete die Internationale Organisation für Migration (IOM) am Freitag den Verlust eines Angestellten. Der Vater eines Neugeborenen sei ins Kreuzfeuer geraten und getötet worden.

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