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Eine F-22 während eines Übungsflugs im vergangenen Jahr.

© picture alliance/newscom/Romeo Guzman

China unter Verdacht: Wieder unbekannte Flugobjekte über Amerika

Kanada und die USA haben erneut ein unbekanntes Flugobjekt vom Himmel über ihren Ländern geschossen. Noch ist unbekannt, wer es geschickt hat – und wofür.

Zum dritten Mal seit dem Abschuss eines chinesischen Ballons sind die USA, diesmal zusammen mit der kanadischen Regierung, gegen ein Flugobjekt vorgegangen, das beide Staaten in Spionage-Verdacht haben.

In einer Twitternachricht gab Kanadas Regierungschef Justin Trudeau am Samstag bekannt, dass er den Abschuss eines „unbekannten Objekts“ über Yukon angeordnet habe, das in den kanadischen Luftraum eingedrungen war. Demnach holte ein F-22-Kampfflugzeug des nordamerikanischen Luftverteidigungskommandos, einer gemeinsamen Einrichtung der USA und Kanadas, den Eindringling aus der Luft.

Yukon liegt im äußersten Nordwesten Kanadas und grenzt an den US-Bundesstaat Alaska. Über Alaska hatte nur einen Tag zuvor, am Freitag, das US-Militär ein weiteres unbekanntes Objekt am Himmel entdeckt und per F-22 heruntergeholt. Das über Yukon abgeschossene Fluggerät war zuvor ebenfalls über Alaska entdeckt worden. Einem Bericht der New York Times zufolge laufen die Bergungsarbeiten in Alaska nahe der Siedlung Deadhorse. Ganz in der Nähe befinden sich die größten Ölfelder Nordamerikas. Zudem liegen neun US-Militärbasen in dem Bundesstaat.

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Flugobjekte haben die USA binnen etwas mehr als einer Woche abgeschossen: am 3. Februar einen chinesischen Ballon, am vergangenen Freitag und Samstag, zusammen mit Kanada, zwei bisher nicht näher bekannte Fluggeräte.

Dem Bericht zufolge geriet noch am Samstag eine weitere ungewöhnliche Flugbewegung auf US-Radar. Aufklärungsflugzeuge konnten dann aber nichts entdecken; Regierungsstellen hätten eingeräumt, dass die erhöhte Aufmerksamkeit auch zu falschem Alarm führen könne.

Seit 2004 etwa 150 Vorfälle

Kanada wie die USA sind seit dem Auftauchen eines chinesischen Ballons Ende Januar alarmiert. Nach chinesischen Angaben diente er lediglich der Wetteraufklärung, die US-Regierung stufte ihn aber als Spionagemittel ein. Tage später, am 3. Februar, zerstörte die US-Luftwaffe den Ballon, als er über dem Atlantik anlangte und Menschen durch den Abschuss nicht mehr in Gefahr waren.

Die Geheimdienste werden laut New York Times am Montag einen aktualisierten Bericht an den US-Kongress geben, in dem solche Luftraumverletzungen seit 2004 aufgelistet sind. Die alte Fassung, die 2021 veröffentlicht wurde, enthalte 144 Vorfälle. Zu praktisch keinem habe es eine offizielle Stellungnahme gegeben.

Wir kennen keine weiteren Details zum Objekt, weder was seine Fähigkeiten noch seine Zwecke und seine Herkunft angeht.

Das US-Verteidigungsministerium in einer Stellungnahme

Auch über die beiden jüngsten Abschüsse ist noch so gut wie nichts bekannt. Das US-Verteidigungsministerium erklärte, man kenne bisher weder Fähigkeiten noch Zwecke und Herkunft des Objekts vom Freitag.

Die Bergungsarbeiten seien nicht einfach, weil die Abschussstelle vereist sei und es dort aktuell zu wenig Tageslicht gebe. Kanadas Verteidigungsministerin Anita Anand sagte, das über Yukon abgeschossene Fluggerät sei „zylindrisch“ und kleiner als der chinesische Ballon.

Verfassungsschutz: Auch Deutschland gefährdet

In Deutschland warnte der Präsident des Verfassungsschutzes, Thomas Haldenwang, vor wachsender chinesischer Spionage auch hierzulande: Der „Welt am Sonntag“ sagte er, Chinas Fokus sei früher Wirtschaftsspionage gewesen, jetzt werde sie auch politisch. „Die politische Führung setzt ihre wirtschaftliche Macht, die sich auch aus intensiven Beziehungen zur deutschen und europäischen Wirtschaft ergibt, bereits zur Umsetzung politischer Ziele ein.“

Australien hatte kürzlich angekündigt, es werde chinesische Überwachungskameras aus seinen Militäranlagen und mehreren Ministerien abbauen lassen. Zuvor waren mindestens 913 Kameras, Gegensprechanlagen und Videoaufnahmegeräte aus chinesischer Herstellung gefunden worden. Die Hersteller Hikvision und Dahua gehören in Teilen der Kommunistischen Partei.

Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock versicherte die Verbündeten ihrer Solidarität: „Es ist eine ernste Sache, wenn ein Spionageballon ohne Zustimmung der USA in ihren Luftraum fliegt“, sagte sie dem Tagesspiegel. „Das ist ein Bruch von international vereinbarten Regeln. Wenn andere gegen internationales Recht verstoßen, stehen wir an der Seite unserer Partner und der regelbasierten Ordnung.“

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