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Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin verkündet am 20. Mai die mutmaßliche Einnahme der Stadt durch russische Truppen.

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Update

Ende der Schlacht in Bachmut?: Wagner-Chef Prigoschin meldet Einnahme der Stadt, Ukraine widerspricht

Nachdem Russland weitere Truppen in die belagerte ostukrainische Stadt zu werfen schien, könnte die Ukraine trotz ihrer Offensive plötzlich die längste Schlacht des Krieges verloren haben. Die Ukraine dementiert die Meldung.

Nach monatelangen schweren Kämpfen um die ostukrainische Stadt Bachmut hat der russische Söldner-Chef Jewgeni Prigoschin deren Eroberung verkündet. Die Ukraine hingegen wies die am Samstag verbreiteten Angaben Prigoschins als unwahr zurück.

„Heute um 12 Uhr mittags wurde Bachmut vollständig eingenommen“, erklärte der Chef der russischen Söldnergruppe Wagner in einem Video. „Wir haben die gesamte Stadt vollständig eingenommen, von Haus zu Haus.“ Er kündigte eine Übergabe der Stadt an das russische Militär an. Die Wagner-Kräfte zögen sich vom 25. Mai an aus Bachmut zurück.

Harte Worte gegen Moskau, Dementi aus Kyjiw

In seiner Videobotschaft teilte Prigoschin zudem erneut gegen den Kreml und die regulären russischen Streitkräfte aus. „Im Gegensatz dazu, was Konaschenkow [Anm.: ein Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums] sagte, gab es keine russischen Luftlandetruppen, die uns hätten helfen können“, vermeldet er.

„Wir haben uns selbst geholfen“, fügt er noch hinzu, während er mit der russischen Flagge in der Hand vor etwa einem Dutzend seiner Männer steht.

Das ukrainische Militär erklärte, Bachmut sei von russischer Seite nicht erobert worden. „Das ist nicht wahr“, erklärte ein Sprecher der ukrainischen Streitkräfte. „Unsere Einheiten kämpfen in Bachmut.“ Unabhängig überprüfen lassen sich die Angaben derzeit nicht.

Zuvor am Samstag vermeldeten britische Geheimdienste, dass Russland seine Truppen in der Gegend verstärkt. „In den vergangenen vier Tagen hat Russland sehr wahrscheinlich mehrere Bataillone zur Verstärkung der Bachmut-Front eingesetzt“, teilte das Verteidigungsministerium in London mit.

Der Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin.

© REUTERS/YULIA MOROZOVA

Dies sei eine Reaktion auf taktische Geländegewinne der ukrainischen Verteidiger an den Flanken der umkämpften Stadt sowie auf öffentliche Drohungen der Wagner-Söldner, den Kampf dort einzustellen, hieß es weiter.

Vermutlich seien nur wenige russische Einheiten in der Ukraine verfügbar. Daher stelle die Verlegung in den Raum Bachmut ein bemerkenswertes Engagement des russischen Kommandos dar, betonte das britische Ministerium.

Moskau sieht Bachmut als „eine Art Trophäe“

„Die russische Führung betrachtet wahrscheinlich weiterhin die Eroberung Bachmuts als wichtigstes unmittelbares Kriegsziel, das es ihr ermöglichen würde, einen gewissen Erfolg im Konflikt zu verbuchen.“

Ebenfalls am Samstag teilte Serhii Cherevatyi, Sprecher des ukrainischen Operationskommandos Ost, mit, dass Russland zusätzlich zu den Söldnern der Wagner-Gruppe nun auch Luftlandetruppen und motorisierte Infanterie nach Bachmut schicke.

Cherevatyi sagte weiter, dass die Einnahme der belagerten Stadt für Moskau weiterhin oberste Priorität habe und „eine Art Trophäe“ für Russlands Anstrengungen wäre.

Zuvor hatte auch die ukrainische Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maljar erklärt, das russische Militär habe mehrere Tausend Soldaten als Verstärkung nach Bachmut verlegt. „Der Feind kann nicht mit Qualität gewinnen, also versucht er es mit Quantität“, schrieb sie auf Facebook.

Die Stadt Bachmut in der Oblast Donezk im Osten der Ukraine wird seit dem 1. August 2022 und damit seit fast 300 Tagen von Russland belagert. Die Schlacht ist eine der längsten der Weltgeschichte. Eine Einnahme der einst mehr als 70.000 Einwohner zählenden Stadt hätte vor allem symbolische Bedeutung. (mit Reuters, dpa)

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